Tomate – der Liebesapfel unter den Fruchtgemüsen

Tomaten sind mit einem jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch von etwa 12 Kilo das liebste Gemüse der Deutschen. Auch zu Tomatenmark, Püree oder Saft verarbeitet, sind die Rundlinge heiß begehrt. Kaum jemand kann sich heute Pasta-Gerichte, Pizza oder Pommes ohne den schmackhaften roten Klecks Tomatensauce vorstellen. In manchen Ländern wird das Fruchtgemüse sogar für den paradiesischen Apfel gehalten, mit dem Eva ihren Adam verführte. Ab Juli hat die sinnliche Frucht Freiland-Saison.

Herkunft aus Peru

Fast 300 Jahre lang kannte man die Tomate, die Entdecker Christopher Kolumbus bereits 1498 aus der Neuen Welt mit nach Europa brachte, in vielen Ländern jedoch nur als Zierpflanze. In Lustgärten konnte man den aus Peru stammenden Strauch, dessen Früchte botanisch gesehen Beeren sind, bewundern. In den meisten Küchen suchte man Tomaten bis ins 18. Jahrhundert vergeblich. Denn die Nachtschattengewächse galten – ebenso wie Kartoffeln – lange Zeit als giftig. Die ersten mutigen Genießer waren die Italiener, die die damals überwiegend kleinen goldgelben Früchte des Tomatenstrauchs als „Goldapfel“ (pomodoro) bezeichneten und sie fortan zu einer Basis-Zutat erklärten. Die Franzosen sagten der Tomate eine luststeigernde Wirkung nach und nannten sie deshalb „Liebesapfel“ (pomme d’amour).

Sinnliche Form und Farbe

Auch in anderen Ländern wurde die Tomate wegen ihrer sinnlichen Form und Farbe für die Paradiesfrucht gehalten, mit der Eva ihren Adam verführte. In Österreich kennt man die Tomate noch heute unter dem Namen „Paradeiser“ und stellt damit ihr himmlisches Aroma sowie ihre exotische Herkunft heraus. Erst um 1900 hielt das Fruchtgemüse Einzug in die deutsche Küche und es bürgerte sich der Name Tomate in Anlehnung an das aztekische Wort „xitomatl“ ein, was übersetzt „plumpe Frucht“ oder „Schwellpflanze“ bedeutet. In unzähligen Größen, Formen und Farben gibt es die Liebesäpfel. Runde oder ovale Exemplare mit glatter Haut als auch individueller gewachsene Vertreter, die länglich, gerippt oder leicht behaart sind. Zu den ausgesprochenen Raritäten zählen gestreifte, gelbe, grüne oder tief schwarzrote Naschtomaten, die man selten in Supermärkten, sondern eher in Liebhabergärten, auf den Tellern von Edelrestaurants oder beim Bio-Bauern antrifft.

Vielfältige Geschmacksaromen

Experten schätzen, dass es weltweit rund 15 000 Sorten des Fruchtgemüses gibt. Und genauso verschieden, wie die Früchte der Tomatenpflanze aussehen, schmecken sie auch. Mal vollreif und süßlich, mal herzhaft bis säuerlich oder zuweilen auch zitronig – so lässt sich der Geschmack einer guten Tomate beschreiben. Durch Trocknen der sonnenhungrigen Früchte nach der Ernte im Juli/August kann man ihre fein-würzige Note auch für die kalte Jahreszeit perfekt einfangen. Besonders die Tomatenverarbeiter in den südlichen Regionen Italiens verstehen sich auf diese traditionelle und schonende Methode der Haltbarmachung.

Getrocknete Tomaten

Während Hobbygärtner ihre Tomatenscheiben meist im Backofen dörren, hängen die Spezialisten in den großen Anbaugebieten – vor allem in Kampanien und Apulien – die hauchdünnen, mit Meersalz bestreuten Scheiben in großen Netzen bis zu fünf Tage zum Trocknen in die Sonne. Das Geheimnis dabei: Man wählt nur besonders delikate Sorten aus und trocknet die Früchte mit Kernen. Denn diese tragen maßgeblich zum Aroma der Tomate bei.

Vitaminreiches Gemüse

Schaut man dem „Liebesapfel“ unter die Haut, so finden sich hier neben den Vitaminen A, B und C Mineralstoffe und Antioxidantien. Insbesondere der rote Tomatenfarbstoff Lycopen kann vor Alterungsprozessen der Haut und Organe, vor Herzerkrankungen und Prostata-Krebs schützen. Das kalorienarme Fruchtgemüse tut nicht nur der schlanken Linie, sondern auch der Psyche gut. Der in den Tomaten enthaltene Glücksbotenstoff Tyrosin wirkt aufmunternd und hilft dabei, Stress abzubauen.

Geschmacklicher Höhepunkt vieler Speisen

Egal, ob formvollendet oder eigenwillig gewachsen – Tomaten sind optisch und geschmacklich Höhepunkt vieler Speisen, die ohne das rote Fruchtgemüse recht blass aussehen würden.

Wie gut, dass man in der kalten Jahreszeit neben pürierten Tomaten und Tomatenmark zu getrockneten Pomodori greifen kann! Die sonnengetrockneten Tomatenscheiben sorgen für genussvolle Abwechslung auf dem Teller und eignen sich hervorragend als Zutat für selbstgebackenes Brot, zum Würzen oder Dekorieren von Salaten. Aber auch zu einer pikanten Paste verarbeitet, schmecken die Trockenfrüchte auf frischen Teigwaren oder krossem Ciabatta.

Aber nun ist erst einmal Freilandsaison und die roten Früchte laden überwiegend zum Frischeverzehr ein.

Der Beitrag ist unter dem Titel „Sinnlich und sündig“ am 14.02.2009 in der Wochenendbeilage der Westdeutschen Zeitung erschienen und wurde nun von mir aktualisiert und um einige Rezepte erweitert.

Appetit bekommen? Hier geht’s zum Rezept-Trailer auf meinem Youtube-Kanal.

Rezepte mit frischen und getrockneten Tomaten

Rataouille

Französischer Klassiker der Landküche, der für Urlaubsfeeling sorgt!

Zutaten für 4-6 Personen

2 Zucchini

2 bunte Paprika

500 g Tomaten (enthäutet)

1 Aubergine oder 200 g grüne Bohnen

2 Zwiebeln

Frische Kräuter der Provence

Salz, Pfeffer

Zucker

Zubereitung

Für den mediterranen Gemüse-Eintopf Zucchini, Paprika, Tomaten, Auberginen oder Bohnen, Zwiebeln und Knoblauchzehen kleinschneiden und in etwas Olivenöl anschmoren. Mit den enthäuteten, kleingeschnittenenTomaten auffüllen. Frische oder getrocknete Kräuter der Provence, etwas Salz, Pfeffer und Zucker zugeben und weiter schmoren lassen, bis das Gemüse gar ist.

Tipp

Wer mag, kann auch mit etwas Rotwein abschmecken und noch Oliven zugeben. Mit den Kräutern kann man übrigens wunderbar dekorieren.

Tomaten-Kartoffelsuppe

Lecker mit frischen oder mit getrockneten Tomaten!

Zutaten für 4 Personen

500 g Kartoffeln

4 Eiertomaten (auch Roma- oder Pflaumentomaten genannt, überzeugen für Suppen und Saucen durch ihre Würze und geringeren Wassergehalt)

oder wahlweise

125 g getrocknete Tomaten

1200 ml Wasser

2 Knoblauchzehen

Salz, Pfeffer

frischer Oregano und Majoran

nach Geschmack auch etwas Chili-Schote

zwei Schalotten

etwas Sahne

Zubereitung

Wer getrocknete Tomaten nimmt: Diese zunächst mit warmem Wasser bedeckt 20 Minuten einweichen lassen.

In der Zwischenzeit die Kartoffeln waschen, schälen, in Stücke schneiden und beiseite stellen. Die Schalotten fein hacken. Mit etwas Öl in einem Topf andünsten. Die geschälten Knoblauchzehen jeweils halbieren und zugeben. Wenn die Schalotten glasig sind, das Wasser angießen und die Kartoffel sowie die eingeweichten Tomaten samt Sud zugeben. Mit Salz, Pfeffer und einigen Oregano- und Majoran-Blättern, nach Geschmack auch etwas Chili-Schote würzen.

Wer frische Tomaten nimmt: Die Eiertomaten in Stücke schneiden und ebenfalls mit den Kartoffeln zugeben. Die Suppe solange kochen lassen, bis die Kartoffeln zerfallen. Die Suppe dann mit einem Pürierstab sämig machen. Mit etwas Sahne und den Gewürzen nochmals abschmecken und mit Oreganoblättchen bestreut servieren.

Pesto rosso für zwei

Das lässt sich gut für einen lauen Sommerabend vorbereiten!

Zutaten

50 g getrocknete Tomaten (nicht in Öl eingelegt)

7 bis 10 EL Olivenöl

30 g Sonnenblumen- oder Pinienkerne

20 g Parmesan oder Pecorino

1/2 bis 1 geschälte Knoblauchzehe

Salz, Pfeffer, Zucker

Zubereitung

Getrocknete Tomaten in eine Schüssel geben und mit kochendem Wasser übergießen. Nach etwa fünf bis zehn Minuten eingeweichte Tomatenstücke abgießen und mit Küchenkrepp trocken tupfen. Pinienkerne in der Pfanne leicht anrösten. Kleingeschnittene Tomatenstücke zusammen mit Pinienkernen, Knoblauchzehe und Öl in einen Becher geben und mit dem Pürierstab zerkleinern.

Alternativ einen Mörser mit Stößel nutzen. Zunächst die Pinienkerne zerkleinern. Dann die Knoblauchzehe sehr fein schneiden und zugeben. Die kleingeschnittenen Tomaten und das Öl unterrühren.

Parmesankäse fein reiben und unterheben. Das Pesto mit einer Prise Salz, Pfeffer und Zucker abschmecken und mit Pasta oder Brot servieren. Zum Anrichten auf dem Teller einige getrocknete Tomaten und frische Basilikumblätter bereithalten.

Selbstgemachtes Tomatenketchup

Als Grill-Sauce oder für den Vorrat!

Zutaten für 4-5 kleine Gläser oder Flaschen à 200 ml

800 g Tomaten

1 mittlere Zwiebel

200 g milder Essig

1 EL Salz

Paprikapulver oder Curry

Pfeffer

Zucker nach Geschmack

1 Tube Tomatenmark

Zubereitung

Die Tomaten kreuzweise einritzen und zum Häuten mit heißem Wasser überbrühen. Kurz ziehen lassen und dann die Haut abziehen.  Die Zwiebel schälen und fein hacken. Die Tomaten auf Stücke schneiden und zusammen mit den Zwiebel und dem Essig in einen Topf geben, Salz zugeben und die Masse köcheln lassen, bis die Tomaten gar sind. Mit Zucker und den anderen Gewürzen abschmecken und – je nach Feuchtigkeit der Tomatenmasse diese mit etwas Tomatenmark binden. Die Masse weiter einköcheln lassen, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist. Noch heiß in die vorbereiteten Gläser und Flaschen einfüllen.

Jetzt wird gepicknickt!

Kulinarisches Sommervergnügen unter freiem Himmel

Schnapp Dir eine Kleinigkeit! (aus dem frz. „Pique un nic“) – so könnte man das Wort „Picknick“ übersetzen. Die Mode, herrlich genüsslich unter freiem Himmel diverse Speisen und Getränke zu sich zu nehmen – etablierte sich im Zeitalter des Rokkoko in Frankreich als gesellschaftliches Sommerereignis. Aber auch schon die alten Griechen und Römer kannten Treffen im Grünen, bei denen man gemeinsam leckere Dinge verehrt hat. Im 19. Jahrhundert wurde das Picknick mit Korb, Decke und Thermoskanne, so wie wir es heute kennen, schließlich auch im Bürgertum populär.

Picknick-Basics

Egal ob Picknick im eigenen Garten oder draußen in der Natur – je nach Location und Mobilität empfiehlt es sich, den Picknick-Korb wohl bedacht zu bestücken. Eventuell ist es auch ratsam, eine Kühltasche für Getränke und leicht verderbliche Speisen und einen Rucksack für Zubehör wie Picknickdecke oder Sitzkissen mitzunehmen.

Wer zu Fuß oder mit dem Fahrrad seinen Picknick-Punkt aufsucht, muss zudem darauf achten, dass das Gepäck nicht zu umfangreich und schwer ist. Im Handel gibt es Geschirr aus Emaille oder Melanin, das Camping-Urlaubern wohl bekannt ist. Dieses ist leicht zu transportieren und geht nicht kaputt. Auch Salatschüsseln & Co. sollten keinesfalls aus Glas oder Porzellan sein. Eine Ausnahme stellen für In-der-Nähe-Picknicker Bügel- und Einmachgläser dar. Diese sind dickwandig und äußerst stabil, sehen zudem hübsch aus auf dem Picknickbuffet. Ganz wichtig ist es, auch eine Mülltüte einzupacken, falls vor Ort kein Mülleimer sein sollte. Schmutziges Besteck lässt sich für den Heimtransport gut in ein Küchenhandtuch einrollen.

Was alles in den Picknick-Korb gehört

Neben Picknickdecke, Geschirr, Besteck und Servietten gehören natürlich und vor allem köstliche Speisen in den Picknickkorb. Je nach Saison oder Tageszeit bieten sich verschiedene Salate, Spieße, Gemüse-Stifte, Dips mit Brot, Süßspeisen, kleine Kuchen und Obst an. Bei der Auswahl der Speisen sollte man sich die Frage stellen: Was hält sich auch mit weniger Kühlung gut und ist einigermaßen kleckerfrei zu essen?

Rezeptideen für den Picknickkorb

Hier gibt es einige Rezeptideen für den Picknickkorb, die vom morgendlichen Porridge über Bratkartoffelspieße mit Hüttenkäse-Salat, scharfen Rettichsalat mit Gänseblümchen, Pizza-Schnecken bis hin zu Milchreis mit Fruchtgrütze reichen. Leckere Ideen für selbstgemachte Sommerdrinks findet Ihr hier.

Youtube-Trailer zum Beitrag ansehen.

Joghurt-Porridge mit Früchten

Zutaten für 4-6 Personen

1 l Vollmilch

8-10 EL feine Haferflocken oder Müslimischung

Honig zum Süßen

etwas Zimt oder Vanillezucker

Trockenfrüchte (getrocknete Apfel- und Mango-Stückchen, Rosinen oder Cranberries)

500 ml Naturjoghurt

Nüsse nach Geschmack

Zubereitung

Die Milch zum Kochen bringen und die Haferflocken mit den Trockenfrüchten einrühren. Alles kurz aufkochen und dann köcheln lassen, bis die Masse anzieht. Nachdem der Haferbrei abgekühlt ist, den Joghurt unterziehen und nach Geschmack süßen und mit Zimt oder Vanillezucker und Nüssen verfeinern.

Tipp

Natürlich lässt sich das Joghurt-Porridge alternativ auch mit frischen Früchten der Saison wie Erdbeeren oder Blaubeeren aufpeppen.

Bratkartoffel-Spieße mit Cottage Cheese-Salat

Rezept für 4 Personen

Für die Bratkaroffel-Spieße

1 kg Pellkartoffeln vom Vortag

Salz, Paprika-Gewürz, Rapsöl

Holz-Spieße

Zubereitung

Die gepellten Kartoffeln vierteln und in einer Pfanne in ausreichend Fett knusprig braten. Mit Salz und Paprika-Gewürz abschmecken. Die kalten Bratkartoffel-Stücke auf Spieße stecken.

Für den Hüttenkäse-Salat

800 g Hüttenkäse

250 g eingelegte Kräuteroliven

250 g Cocktail-Tomaten

frische mediterrane Kräuter (Majoran, Basilikum, Oregano)

Salz, Pfeffer, Olivenöl

Zubereitung

Den Hüttenkäse mit Salz, Pfeffer und kleingehackten Kräutern würzen. Etwas Olivenöl dazugeben. Die Kräuteroliven und die Tomaten in kleine Stücke schneiden. Unter den Hüttenkäse heben.

Tipp

Wer Variationen liebt: auch Paprika- und Gurken-Stücke passen zum Hüttenkäse-Salat.

Rettichsalat mit Gänseblümchen – eine scharfe Nummer!

Zutaten für 4 Personen

2 Rettiche

Salz, Pfeffer, Schnittlauch

6 EL Rapsöl, 3 EL Kräuteressig

1 TL Honig, Gänseblümchen

Zubereitung

Den Rettich schälen und grob reiben. Mit einem TL Salz durchmengen und etwas ziehen lassen. Den ausgetretenen Saft ablaufen lassen und Pfeffer, Schnittlauch, Rapsöl und Kräuteressig zugeben. Mit Honig abschmecken. Kurz vor dem Servieren mit Gänseblümchen dekorieren.

Pizza-Schnecken

Zutaten für 12-14 Stück

300 g Mehl

1,5 TL Backpulver

1 EL Zucker

30 g weiche Butter

180 ml Milch

70 g Tomatenmark

2 TL Oregano

100 g Salami

eine halbe rote Paprika

1 rote Zwiebel

200 g Gouda oder Emmentaler

Salz, Pfeffer

Zubereitung

Den Backofen auf 180 Grad Celsius vorheizen, Backblech mit Backpapier auslegen. Mehl, Zucker, Butter und Milch in eine Schüssel geben. Alles zu einem geschmeidigen Teig kneten. Den Teig kurz ruhen lassen.

Auf der bemehlten Arbeitsfläche den Teig nochmals durchkneten und zu einem 30 x 40 cm großen Rechteck ausrollen. Tomatenmark und Gewürze darauf gleichmäßig verteilen. Salami, Paprika und Zwiebel in feine Steifen oder Stücke schneiden und den Käse reiben.

Den Teig dann von der langen Seite her möglichst engmaschig aufrollen. Die Teigrolle mit einem Sägemesser in 12 bis 14 gleichgroße Stücke schneiden. Die Schnecken mit der Schnittfläche nach oben nacheinander auf das Backblech legen und 30 Minuten lang backen, bis sie goldbraun sind.

Milchreis mit Fruchtgrütze

Zutaten für 4 Personen

Für den Milchreis

1,5 Liter Vollmilch

250 g Milchreis

60 g Zucker, ein Stück aufgeschlitzte Vanilleschote

Für die rote Grütze

500 g gemischte Beerenfrüchte und/oder Kirschen, 500 ml roter Fruchtsaft

2 TL Stärkemehl zum Binden

nach Geschmack etwas Zimt und Zitronensaft

Zubereitung

Die Milch zum Kochen bringen. Milchreis, Zucker und Vanilleschote zugeben und unter rühren aufkochen lassen. Bei mittlerer bis schwacher Hitze circa 40 Minuten simmern lassen. In der Zwischenzeit die Früchte putzen und entsteinen, zuckern und Saft ziehen lassen. Den Saft der Früchte mit dem Fruchtsaft und mit dem in etwas Wasser aufgelöstem Stärkemehl zum Kochen bringen und die Früchte dazugeben. Die Früchte in der Sauce ziehen lassen. Nach Geschmack eine Messerspitze Zimt und etwas Zitronensaft zugeben. Die Grütze und den Milchreis kalt werden lassen und in Bügelgläser schichten.

Tipp

Für die helle Fruchtgrütze benötigt man 2 Äpfel oder 500 g Pfirsiche oder Aprikosen, 100 g Rosinen und hellen Trauben- oder Apfelsaft.

Hobby: Bienen & Honig

Zu Besuch bei einer Neu-Imkerin

Selbstimkern liegt im Trend. Für viele Anfänger zählt nicht nur der Honig-Ertrag, sondern vor allem die Leidenschaft für Biene und Kulturlandschaft. Zu Besuch bei der Neu-Imkerin Claudia aus Wachtberg bei Bonn habe ich erfahren – wie man in das Hobby einsteigen kann. Darüber hinaus gab’s auch noch fachkundige Infos zu dem vielseitigen Naturprodukt.

Wie alles begann

„Alles fing an mit dem Roman ‚Die Geschichte der Bienen‘. Dann kam ein Sachbuch nach dem anderen und mein Interesse an diesen kleinen faszinierenden Tieren wuchs stetig. Schließlich ermutigte mich mein Partner zu diesem neuen Hobby. Eigentlich war es im Spaß gemeint, aber dann ich doch mehr daraus geworden“, so Claudia, die als Betriebswirtin in einer Software-Firma arbeitet. Interessiert hat sie im Internet nach Informationen und Seminaren gestöbert. Denn es benötigt schon etwas Wissen in Theorie und Praxis, bevor man startet. Über den Imkerverband hat die Neu-Imkerin dann Einsteigerkurse, die es sogar online gibt, absolviert.

Fazination Biene

Die Honigbiene ist in der Tat ein faszinierendes Insekt, denn sie besucht etwa zehn bis 15 Millionen Blüten, um ein Kilogramm Honig zu produzieren. Durch ihre Bestäubungstätigkeit leisten die kleinen Lebewesen einen ungeheuerlich großen Beitrag zum Bestand der weltweiten Artenvielfalt. Ursprünglich stammt sie aus Südostasien und zählt neben Rind und Schwein mit zu den ältesten Nutztieren der Menschheit, denn schon bei den alten Ägyptern findet man Hinweise auf Bienenhaltung. Weltweit gibt es über 20.000 Bienenarten, von denen allerdings nur einige Hundert arbeitsteilige Staaten von bis zu 60.000 Tieren pro Stock bilden. Für die Imkerei ist hierzulande die Westliche Honigbiene (Apis mellifera) von Bedeutung, die man wiederum in über 20 Unterarten oder Rassen unterteilt. „Besonders bemerkenswert finde ich, dass es in einem Stock von der Putzbiene über die Amme, die Honigmacherin, die Baubiene, die Wächterin am Eingang bis hin zur Sammelbiene verschiedene Stationen mit Aufgaben gibt, die eine Biene während ihres kurzen Lebens von nur einigen Wochen durchläuft“, so Claudia.

Ein Bienenvolk kann aus bis zu 60.000 Arbeiterinnen bestehen.

Auch dass eine Biene schon während des Sammelns von Nektar oder Honigtau diesen mit Enzymen anreichert und bereits hier das Honigmachen beginnt, fasziniert Claudia an den kleinen Insekten. „Im Stock übergibt die Sammelbiene ihr Sammelgut an die Stockbiene, welche es kaut und in die Wabenzellen einlagert. Die Bienen trocknen, wenn man so will, den eingelagerten Nektar, der durch Enzyme zu Honig reift. Sobald er trocken genug ist, wird er durch einen dünnen Wachsdeckel versiegelt“, erläutert die Imkerin.

Individueller Geschmack

Der Geschmack oder Charakter eines jeden Honigs ist einzigartig und hat mit dem Standort des Bienenstocks zu tun. Eine Honigbiene kann vom Stock bis zur Blüte in einem Radius von bis zu 5 Kilometern ausschwärmen und das macht eine einzelne Biene bis zu 16 Mal pro Tag. „Hier in Adendorf haben wir viele Obstplantagen mit Äpfeln und Erdbeeren. Darüber hinaus gibt es Felder mit Raps, Weiden mit Löwenzahn und Wildblumen und Gärten mit verschiedenen Blühpflanzen. Mein erster Honig wird dementsprechend ein Blütenhonig sein. Aber bis dahin müssen sich die Bienen erst einmal gut eingewöhnen, viele Nachkommen produzieren und den ersten Winter überstehen“, so die Imkerin, die auch selbst eine Bienenweide mit Wildblumen direkt vor den Bienenstock ausgesät hat – um ihre Tiere beobachten zu können.

Durch den Rauch des Smokers bleiben die Bienen im unteren Teil des Kastens, sodass die Imkerin ungestört arbeiten kann.

Start mit zwei Bienenstöcken

„Nach meinen ersten Kursen habe ich Ausschau gehalten nach geeignetem Equipment. Für den Start wollte ich erst einmal klein anfangen mit zwei Stöcken. Die Bienenkästen habe ich von einem Imker übernommen, der aus Altersgründen aufgehört hat“, so Claudia. Dass man einen Imkeranzug und eine Pfeife benötigt, denn so wird der Imker immer noch auf Bildern dargestellt, ist überholt. Der moderne Imker oder die moderne Imkerin braucht „nur noch“ einen Imkerhut mit Schleier zum Schutz des Gesichts und einen sogenannten Smoker. Das ist ein kleines Gerät, ähnlich einer Konservendose mit einem Blasebalg und einem Mini-Schlot, aus dem dann der Rauch strömt, während im Inneren ein wenig Pappschachtel und trockenes Gras brennen. „Wenn ich die Kästen öffne, um die Waben zu kontrollieren, bringe ich den Rauch direkt auf die Waben aus. Das ist das Zeichen für die Bienen – dass der Wald brennt. Bevor sie flüchten, nehmen sie dann noch einmal viel Honig zu sich und bleiben auf der Wabe. Während sie beschäftigt sind, kann ich in Ruhe an den Rahmen arbeiten“, so Claudia.

Überschüssiger Wachs muss abgeschabt werden, damit sich die Rahmen des Bienenkastens entnehmen lassen.

Wabenpflege

Mit einem Spachtel, den man Stockmeißel nennt, schabt die Imkerin nach dem Öffnen des Bienenstocks den überschüssigen Wachs von den Rahmen, damit sich diese lösen und herausnehmen lassen. „In jedem Bienenstock, der bei uns Imkern übrigens Beute heißt, befinden sich Holzrähmchen, mit denen man den Bienen eine Art Bauvorgabe macht. Würde man das nicht tun, würden sie wilde Gebilde bauen und man hätte später dadurch Schwierigkeiten beim Schleudern des Honigs“, so Claudia – die sich dann sukzessive jeden einzelnen Rahmen und die darin gebauten Waben sowie Arbeiterinnen und Brut anschaut. Sie zählt dann die Bienen auf jedem Rahmen nach einem bestimmten Schema und kann anhand des Besatzes sehen, wie gut es ihrem Volk geht.

Die Bienen waren sehr fleißig und haben das Rähmchen komplett bebaut.

Besonders die Kinderstube mit Eiern und Laven schaut sie sich genau an. „Anhand des Entwicklungsstadiums der Larven kann ich sehen, wie legefreudig die Königin ist und wie gut die Ammenbienen die Brut versorgen“, so Claudia – die in ihrer Freizeit zum sozialen Leben der fleißigen Insekten diverse Bücher und Filme förmlich verschlingt.

In der Kinderstube des Stocks ist reges Treiben: Die Ammenbienen versorgen die Larven. Nach drei Tagen schlüpfen aus den Bieneneiern Larven. Fünf Tage lang werden sie gefüttert. Sobald sie sich verpuppen, verschließen die Ammenbienen die Wabe mit einem Deckel.

„Wenn das Volk im Stock wächst und gedeiht, kann man sukzessive mehr Rähmchen in die Beuten einhängen. Die Bienen werden so weiter zum Bauen und zur Honigproduktion animiert“, erläutert die 32-jährige, die mit ihren beiden Stöcken ein bis zwei Stunden Arbeit die Woche für das Hobby aufbringt. Aber das ist erst der Anfang. Wenn es mal mehr Stöcke werden und die Honigproduktion in vollem Gange ist, dann nimmt sie für ihr Bienen-Hobby phasenweise auch gerne noch mehr Stunden in Kauf.

Honig – gelbes Gold

Im ersten Jahr wird die Neu-Imkerin allerdings keinen Honig ernten können – denn die beiden Völker sind noch zu klein und die Honigmengen zu gering. „Um zu wachsen, benötigt das Volk den Honig im Moment für sich selbst. Im nächsten Jahr rechne ich allerdings mit einem ersten Ertrag. Man sagt dass, ein Volk pro Jahr bis zu 30 Kilogramm Honig produziert“, so Claudia. Damit sich sogenannte Klein-Imker nicht selbst eine teure Schleudermaschine anschaffen zu müssen, bietet der Imkerverein, in dem Claudia Mitglied ist, sogenannte Schleuderpartys an. Das sind Treffen, bei denen die Imker zusammenkommen, um gemeinsam den Honig aus ihren Waben zu schleudern, den Honig zu reinigen und professionell in Honiggläser abzufüllen. Gemeinsam macht das natürlich auch mehr Spaß und der Austausch unter Kollegen ist auch wichtig und man unterhält sich über dies und das rund um die Biene und den Honig. Eines der brennenden Imker-Themen ist immer wieder die Varroa-Milbe.

Tücken des Imker-Seins

„Die Varroa-Milbe ist – wenn man so will – der größte Feind der Bienenvölker. Das Biest schmuggelt sich sozusagen undercover in den Bienenstock und vermehrt sich in der verdeckelten Brut. Dort saugt die Milbe bereits an den Bienenlarven und schwächt sie. Aber auch ältere Tiere können befallen werden“, so Claudia. Wichtig ist daher bei der regelmäßigen Kontrolle der Stöcke und Waben auf erste Anzeichen zu achten. Wenn man Milben findet, sollte man eine Varroa-Behandlung durchführen – um das Volk zu retten.

Insgesamt gilt: Nur wenn das Volk gesund und kräftig bleibt, wird es auch schwierige Zeiten wie schlechte Wetterperioden mit wenig Nahrungsangebot überstehen. „Sein Volk gut über den Winter zu bringen, ist eine weitere Herausforderung. Auch im Winter schaue ich, wie es dem Volk geht und überprüfe den Futtervorrat“, so die Imkerin.

Neues Jahr – neues Imkerglück

Sobald die Temperaturen im Frühjahr jedoch steigen, nimmt das imposante Zusammenspiel im Stock mit der Eiablage durch die Königin erneut an Fahrt auf. Und spätestens im April ist das neue Honigjahr in vollem Gange! Je nach Jahreszeit und Tracht gibt es ganz verschiedene Honige, die alle anders – von mild bis kräftig-würzig im Aroma und – je nach Zusammensetzung der Zuckerarten – von flüssig bis cremig in der Konsistenz – sind. Mit Tracht meint der Imker oder die Imkerin im Übrigen das gesamt Angebot an Nektar, Pollen und Honigtau, welches die Bienen sammeln und in ihrem Stock verarbeiten.

Wer nun auch Lust bekommen hat aufs Imkern, der kann sich hier über Seminare und weitere Schritte erkundigen:

www.imkerverbandrheinland.de

www.mellifera.de

Auch wer keine Bienen hält, aber einen Garten oder Balkon hat, kann die fleißigen Tiere und den Erhalt der heimischen Vielfalt unterstützen, indem er Blumen, Bäume und Pflanzen in sein Umfeld holt, die eine Nahrungsquelle für Bienen darstellen. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat hierzu jüngst ein Lexikon Bienenfreundliche Pfanzen in Broschürenform herausgegeben. Auch eine Bienen-App fürs Handy ist im Play oder App Store verfügbar.

Ein Filmchen vom Besuch bei Claudia findet Ihr auch auf dem Youtube-Kanal von „Die Fotoküche“ unter diesem Link.

Leckeres mit Honig

Das Naturprodukt Honig ist nicht nur sehr vielseitig im Aroma, sondern auch vielfältig in der Küche einsetzbar. Ob im Salatdressing, in Grillmarinaden und Bratensoßen oder aber ganz klassisch als Süßungsmittel für Gebäck, Desserts und Getränke – mit Honig verleiht man seinen Kreationen ein einzigartiges Flair. Hier gibt es einige Rezept-Ideen.

Bienenstich – ein Rezept aus „Bergische Küchenklassiker – Das Backbuch“ (Wartberg Verlag) 

Der Bienenstich hat seinen Namen einer mittelalterlichen Bäckersage aus Andernach am Rhein zu verdanken. Zwei Bäckerjungen sollen 1474 einen Angriff der Linzer Bevölkerung auf die Stadt durch Bienennester abgewehrt haben. Zur Feier des Tages backten sie einen besonderen Kuchen, der ab den 1950er Jahren überall in Mode kam.

Zutaten für 1 Springform à 26-28 cm

Für Boden und Deckel

400 g Mehl, 30 g Hefe, 125 ml Milch, 50 g Zucker, 50 g weiche Butter, 2 Eier Größe M, 1 Prise Salz, 1 Zitrone, davon der Abrieb

Für die Buttercreme

800 ml Milch, 2 Päckchen Puddingpulver Vanille- oder Sahnegeschmack, 100 g Zucker, 100 g weiche Butter

Für die Mandelmasse

100 g Mandelstifte, 100 g Butter, 100 g Zucker, 1 Päckchen Vanillezucker, 4 EL Milch, 2 EL Mehl, 2 EL Bienenhonig, wahlweise 100 g rotes Johnannisbeergelee

Zubereitung

Für Boden und Deckel zunächst einen Hefe-Vorteig bereiten. Dann die übrigen Zutaten zugeben und den Teig abermals gehen lassen, bis er sich nahezu verdoppelt hat.

Für die Buttercreme 600 ml Milch mit dem Zucker zum Kochen bringen. Das Puddingpulver mit der restlichen Milch verrühren und sobald die Milch kocht unter ständigem Rühren zugeben. Die Puddingmasse anziehen lassen und sofort von der Herdplatte nehmen. Etwas abkühlen lassen, bis die Masse nur noch lauwarm ist. Die Butter schaumig schlagen und löffelweise die Puddingmasse zugeben. Die Creme kaltstellen. Den Backofen auf 180 Grad Celsius Ober-Unterhitze vorheizen.

Für die Mandelmasse Zucker, Vanillezucker, Bienenhonig und Milch zum Kochen bringen. Butter, Mandeln und Mehl unter ständigem Rühren zugeben und kurz mitkochen, bis die Masse anzieht. Kurz abkühlen lassen. In der Zwischenzeit den Teig rund ausrollen und in eine gefettete Springform geben. Die Mandelmasse aufstreichen und den Kuchen bei 180 Grad Celsius Ober-Unterhitze circa 30 Minuten backen, bis die Mandelmasse goldbraun ist.
Den Kuchen aus der Springform nehmen, auf einem Gitter auskühlen lassen und dann in der Mitte durchschneiden. Den unteren Teil nach Geschmack zunächst mit Johannisbeergelee bestreichen und dann die Buttercreme darübergeben. Den oberen Teil, den Mandeldeckel, in 12 Kuchen-Stücke schneiden und diese auf der glattgestrichenen Buttercreme wieder zusammensetzen. Den Kuchen bis zum Verzehr kühlstellen.

Linsensalat mit Ziegenkäse – ein Rezept aus „Niederrheinische Küchenklassiker“ (Wartberg Verlag)

Zutaten für 4 Personen

500 g braune Linsen, 1 Bund Suppengrün, 1 Knoblauchzehe, Salz, Pfeffer, Zucker

Für die Vinaigrette

4 EL Himbeeressig, 6 EL Sonnenblumenöl, 1 TL Honig, Salz, Pfeffer, frische Gartenkräuter

Zubereitung

Das Suppengemüse putzen und kleinschneiden. Die Knoblauchzehe auspressen. Beides in etwas Öl kurz anschwitzen und mit 700 ml leicht gesalzenem Wasser oder Brühe ablöschen. Die Linsen zugeben und bei geschlossenem Deckel köcheln lassen, bis sie gar – aber noch bissfest sind. In der Zwischenzeit die Vinaigrette bereiten. Die Linsen abschütten und mit der Vinaigrette verrühren. Mit gehackten Gartenkräutern, Salz und Pfeffer abschmecken.

Tipp

Mischen Sie feine Blattsalate der Saison, Tomaten oder Erdbeeren unter den Linsensalat und dekorieren ihn mit feinem Ziegenkäse nach Feta-Art. Wer es besonders herzhaft mag, kann die Vinaigrette noch mit einer gehackten Zwiebel verfeinern.

Ostergebäck mit Tradition

Leckere Lämmchen & Co.

An Ostern kommen hierzulande gerne gebackene Lämmchen und Hasen aus Rührkuchenteig auf den Tisch. Beliebt ist ebenso ein geflochtener Kranz aus Hefeteig mit einem hartgekochten, bunt gefärbten Ei in der Mitte. Auch in anderen Ländern wie Italien oder Russland kennt man traditionelle Osterkuchen und -brote.

Symbolisches aus der Osterbackstube

Während das Lamm von jeher ein Opfersymbol für das Leiden und den Tod Jesu Christi darstellt, ist das Ei in vielen Religionen als Wiedergeburts-, Lebens- und Fruchtbarkeitsymbol zu finden. Der Hase hingegen geht auf heidnisches Brauchtum und das germanische Frühlingsfest zu Ehren der Göttin Ostera zurück. Meister Lampe ist ein Frühlingsbote und ebenso wie das Ei ein Fruchtbarkeitssymbol aus alter Zeit. Denn er gehört zu den ersten Tieren, die im Frühjahr zahlreichen Nachwuchs bekommen.

Friedenstaube und rundes Kuchenglück

In Italien bäckt man zum Osterfest einen Hefekuchen mit Orangeat, Zitronenabrieb, Hagelzucker und Mandelblättchen oder Zuckerglasur in Form einer Friedenstaube. Die „Columba pasquale“, also wörtlich „Ostertaube“, darf auf keinem Osterbrunch-Buffet fehlen.

Das russische Osterbrot heißt indessen „Kulitsch“. Den schweren Hefeteig mit viel Butter und Eiern bäckt man in einer hohen Backform oder in einem feuerfesten Topf als runden Kuchen aus und würzt ihn mit Rosinen, Vanille, Kardamom und Muskat. Die Oberseite des Hefekuchens wird mit einer Puderzucker- Eischneeglasur und bunten Streuseln oder Mandelstiften versehen.

In der Osternacht wird das süße Osterbrot mit Quark und Eiern zum Fastenbrechen gereicht und zuvor am Karfreitag gesegnet. Ein rundum gelungener Kulitsch zählt im Brauchtum übrigens als gutes Omen für das kommende Jahr.

Wer das Osterlamm bzw. den -hasen oder auch den Kulitsch nachbacken möchte, findet nachfolgend die Rezepte.

Osterlamm oder -hase

Zutaten für eine Hasen- oder Lamm-Backform (ca. 500-700 ml Volumen)

100 g Butter

100 g Zucker

½ Päckchen Vanillezucker

1 unbehandelte Zitrone, davon den Abrieb oder 2 EL Rum

1 Prise Salz

2 Eier

2 EL Milch

80 g Mehl

80 g Speisestärke oder 40 g Speisestärke und 40 g Kakaopulver

1,5 TL Backpulver

Fett und etwas Grieß für die Backform

Zuckeraugen und Puderzucker für die Dekoration

Zubereitung

Den Backofen auf 160 Grad Celsius Umluft einstellen. Die Backform auf der Innenseite gründlich einfetten, mit Grieß ausstreuen und wieder sorgfältig verschließen. Butter, Zucker, Vanillezucker, Zitronenabrieb, Salz, Eier und Milch mit dem Handmixer schaumig aufschlagen. Mehl, Speisestärke und Backpulver sukzessive unter Rühren zum Teig geben.

Den Teig am besten mithilfe eines Löffels in die Öffnung der Form füllen. Die Form nur bis maximal zu drei Viertel füllen, auch wenn etwas Teig übrig bleiben sollte. Die Form dann auf ein Blech auf die untere Schiene des Backofens stellen und gut 30-40 Minuten bei 160 Grad Celsius Umluft im vorgeheizten Ofen backen. Eine Stäbchenprobe machen und den Kuchen, sobald er gar ist, in der Form abkühlen lassen und dann erst aus der Form nehmen.

Die Zuckeraugen in den Teig drücken (ggf. mit etwas Puderzucker befestigen). Das Gebäck mit Puderzucker bestreuen. Mit Schoko-Eiern oder anderen Ostersüßigkeiten dekorieren.

Kulitsch (Russisches Osterbrot)

Zutaten für 1 Laib

500 g Mehl

25 g frische Hefe

100 ml Milch

100 g Zucker

100 g weiche Butter

5 Eigelb

50 g Rosinen

25 g kandierte Früchte oder kleingeschnittene Trockenfrüchte (z.B. Aprikosen)

1 EL Rum oder Cognac

1 unbehandelte Zitrone, davon den Abrieb

jeweils ½ bis 1 TL Kardamom, Muskatnuss und Safran

1 Päckchen Vanillezucker

1 Prise Salz

Mehl für die Arbeitsfläche

Für die Glasur

1 Eiweiß, 100 g Puderzucker

Für die Dekoration

Bunte Zuckerstreusel oder Mandelsplitter

Zubereitung

Aus ein wenig Mehl, Hefe und Zucker zunächst mit der lauwarmen Milch einen Hefevorteig ansetzen. Wenn dieser Blasen wirft, die restlichen Zutaten zugeben und den Teig zu einer homogenen Masse kneten. Die Rosinen und Trockenfrüchte zum Schluss einarbeiten.

Den Teig abermals gehen lassen, mit etwas Mehl aufarbeiten, zu einer Kugel formen und in eine gefettete feuerfeste runde Form (Durchmesser circa 16-18 cm) drücken.

Bei 180 Grad Celsius Ober-/Unterhitze im vorgeheizten Ofen etwa eine knappe Stunde backen. Die Stäbchenprobe machen und den fertigen Kuchen in der Form auskühlen lassen. Sobald der Kuchen ausgekühlt ist, das Eiweiß mit dem Puderzucker steif schlagen und auf den oberen Teil des Kuchens auftragen.

Mit Zuckerstreuseln oder Mandelsplittern bestreuen und trocknen lassen.

Weitere Rezepte gefällig?

Noch mehr Brauchtumgsgebäck zu den Feiertagen gibt es in dem Band Bergische Küchenklassiker – Das Backbuch im Wartberg Verlag.

Henriette Davidis: Zum 220. Geburtstag der kulinarischen Bestseller-Autorin

Ein Rückblick auf ihr wichtigstes Werk – das Praktische Kochbuch

Wer sich mit der Historie des Kochens beschäftigt, wird zwangsläufig über Henriette Davidis stolpern. Das von ihr verfasste und viel zitierte Werk „Praktisches Kochbuch. Zuverlässige und selbstgeprüfte Recepte der gewöhnlichen und feineren Küche“ ist ab 1845 bis heute in über 60 Auflagen und Nachbearbeitungen erschienen. Es unternimmt erstmals den Versuch, eine überregionale deutsche Küche des Bürgertums aufzuzeichnen.

Am 01. März 1801 wurde Henriette Davidis als zehntes von dreizehn Kindern des Pfarrers Ernst Heinrich Davidis und seiner holländischen Ehefrau Maria Katharina Litthauer geboren im heutigen Wetter-Wengern an der Ruhr geboren. Bis heute hat die Bestseller-Autorin einen Fußabdruck in der Kochbuch- und Ratgeber-Literatur hinterlassen.

In Antiquariaten findet man heute noch vereinzelt frühe Auflagen, die als Original zitierfähig sind.

Erster deutschlandweiter Küchenratgeber ab 1845

Bei Henriette Davidis, die unter anderem im Bergischen Land als Hauswirtschaftslehrerin wirkte, finden sich nicht nur einfache Gerichte des Volkes und Anleitungen zur Haltbarmachung von Obst und Sauerkohl, sondern auch feine Speisen mit damals noch exotischen Zutaten wie Ingwer oder Ananas. Auch Menü-Empfehlungen für „Gabelfrühstücks“ und andere Speiseanlässe, die für das aufstrebende Bürgertum in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts zur gesellschaftlichen Repräsentationspflicht gehörten, hat sie in ihr Kocbbuch mit Ratgeber-Charakter aufgenommen. Während die Biedermeier-Zeit wenig offen für Neuerungen war, schaffte es Henriette Davidis jedoch in Form von neuartigen Kreationen die Heimat-Küche ein Stück weit zu revolutionieren und neuartige Speisen oder Zubereitungsarten dem Bürgertum nahezubringen sowie Rezepte und deren Mengenangaben zu vereinheitlichen. Während sich die Landbevölkerung als Selbstversorger oft mit einfachen Zutaten aus dem Hausgarten und vom eigenen Hof begnügen musste, hatte das Bürgertum bereits die Möglichkeit, in den Städten in sogenannten Kolonialwarenläden einzukaufen.

Blick über den Tellerrand

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts nahmen mit der Fotografie und besseren Druckmöglichkeiten auch die sogenannten illustrierten Zeitschriften an Fahrt auf und bescherten Einblicke über den Tellerrand in andere Kulturen. Henriette Davidis übertrug die neuen Impulse, die von überall herkamen – seien es technische Erfindungen oder fremde Zutaten – auf den Küchenalltag. Insgesamt stieg die Technisierung in den Haushalten im 19. Jahrhundert stetig an, sodass auch fachkundige, aber populäre Texte zu den Neuerungen sehr gefragt waren. Was früher als „Hausväterliteratur“ galt, von männlichen Autoren, vor allem von Pfarrern verfasst wurde, und sich an den Hausherren mit Ratschlägen zu Landwirtschaft, Familie und Kindererziehung richtete, wird nun von der Ratgeberliteratur abgelöst. In diesem Genre sind erstmalig auch gebildete Frauen als Autorinnen tätig. Gerade sie verstehen es, die Bürgerinnen in ihrer nach außen neuen Rolle als Hausfrau im Sinne der „leitenden Haushaltsführenden“ anzusprechen.

Wie man sieht, ist das Werk in Fraktur-Schrift gedruckt.

Die Davidis – führende Fachfrau in Fragen der Haushaltsführung

Die damals schon bekannte „Fachfrau in Fragen der Haushaltsführung“, auch hochachtungsvoll „die Davidis“ genannt, zettelte zwar keine „Revolution der Frauen“ an (wie etwa die ab Mitte des 19. Jahrhunderts aufkeimende Frauenbewegung) – trotzdem waren die Empfehlungen und das Wissen der Autorin –  ihren Kennern zufolge – für Generationen von Frauen prägend und richtungsweisend. Obwohl ihr Kochbuch, explizit an „Anfängerinnen und angehende Hausfrauen“ adressiert, und auch ihr Ratgeber „Die Hausfrau“ (1861), das gesellschaftliche Frauenbild der Biedermeier-Zeit kritiklos aufrecht erhält, offenbart Davidis‘ Erziehungsschrift „Die Jungfrau“ von 1857 (später „Der Beruf der Jungfrau“) auch sozial-fortschrittliche Gedanken an die berufliche Bildung und Selbständigkeit der Frau.

Berufsausbildung als der Schlüssel zu gesellschaftlicher Anerkennung

Berufsausbildung, so das Credo der Davidis, sichere der Frau Unabhängigkeit vom Manne und eröffne ihr gesellschaftlich anerkannte Lebensmöglichkeiten außerhalb von Ehe und Familie. Dem neuen Berufsstand der Hausfrau verschaffte sie mit ihrer Literatur jedenfalls deutschlandweit allgemeine Wertschätzung und Beachtung. Und: Dank ihrer Wissensvermittlung konnten sich Frauen durch Selbstlektüre „fit machen“ in Haushaltsfragen und Wirtschaftlichkeit – ein weiteres großes Thema im Biedermeier. Denn nur wer die vorhandenen Mittel sinnvoll und sparsam einsetzte, konnte es zu etwas bringen. Kurzum: Die Frau hielt zu Hause das zusammen, was der Mann draußen erwirtschaftete.

Die Autorin als Vorbild für eine neue Generation von Frau

Sie selbst war wohl das beste Beispiel für eine „unabhängige Frau“ in der damaligen Zeit. Das Schicksal wollte es, dass sie unverheiratet blieb und so bestritt sie – gut ausgebildet und räumlich ungebunden – als Erzieherin, Hauswirtschaftslehrerin und Autorin zahlreicher Ratgeber ihren Lebensunterhalt. Schon zu Lebzeiten erfuhren ihre Werke Anerkennung und man bescheinigte ihr eine begnadete Köchin und Pädagogin zu sein, jedoch wohlhabend im Sinne von reich wurde sie damit nicht.

Auszug aus dem Praktischen Kochbuch mit Rezeptseite „123. Elberfelder Krengel“
(12. Auflage 1867, zitierfähige Auflage, da identisch mit Erstauflage)

Kann man die Rezepte heute noch zubereiten?

Viele Rezepte, die in der Erstausgabe erschienen sind, sind heute nicht mehr 1:1 nachkochbar. Bei Rezepten für Eingemachtes gibt es beispielsweise hohe Zuckerzugaben, die die Haltbarkeit (das Weck-Glas war noch nicht erfunden) garantieren sollten. Auch sind Früchte wie Äpfel damals viel saurer gewesen, was auch wiederum einen höheren Zuckeranteil forderte und die Speisen für uns mit heutigen Zutaten gekocht viel zu süß erscheinen lässt. Das ein oder andere Rezept aus der Erstausgabe findet sich jedoch, welches auch heute noch gut gelingt und schmeckt. Weiter unten findet sich ein Rezept für ein süßes Kranzbrot und ein Rezept für eine luftige Mandeltorte, die jeweils für eine große Familie gedacht waren und heute als „halbes Rezept“ durchaus zu empfehlen sind.

Bearbeitung des Werks

Bereits zu Lebzeiten hat Henriette Davidis ihr Werk, das bis zu ihrem Tod in über 20 Auflagen im Verlag Velhagen und Klasing erschienen war, stetig angepasst und auf den neuesten Stand gebracht. Nach ihrem Tod am 03. April 1876 in Dortmund nahmen sich Luise Rosendorf (25.-31. Auflage) und Luise Holler (ab der 32. Auflage) dem Klassiker an und bearbeiten das Werk stetig und zuletzt auch umfassend. So wurden beispielsweise nicht nur weitere technische Neuerungen, sondern zuletzt auch Ergänzungen zu den Themen „Krankennahrung“, „Resteverwertung“ und „Gerichte der feinen Küche“ vorgenommen. Jeder kennt den ersten Satz vieler Rezepte, der da lautet: „Man nehme …“ Auch er wird im Übrigen Henriette Davidis zugeordnet.

Bis in die 1990er Jahre erschien der Ratgeber in über 60 Auflagen und Nachbearbeitungen. Das Henriette-Davidis-Museum in Wetter-Wengern, wo auch das Geburtshaus der Kochbuchautorin steht, gibt im Übrigen Einblicke in ihr Leben und Wirken. Auch das Kochbuchmuseum im Dortmunder Westfalenpark widmet der Kochbuchautorin einen großen Teil seiner Ausstellung.

Happy Birthday, Henriette!  

Hier ist ein Backrezept für Elberfelder Kringel, das im Original sowie modern interpretiert, funktioniert. Henriette Davidis urteilt in ihrem Werk „sehr zu empfehlen“. Für den Band Bergische Küchenklassiker – Das Backbuch (Wartberg Verlag) habe ich das alte Rezept „übersetzt“ und auch eine moderne Variante für „bergische Bagels“ vorgeschlagen.

Elberfelder Kringel (Bergisches Kranzbrot nach einem Rezept von Henriette Davidis)

Zutaten für 1 großes Kranzbrot oder 15 bergische Bagels

1 kg Weizenmehl

1 Würfel frische Hefe

350 g Butter

250 g Zucker

5 Eier

125 ml Milch

350 g Korinthen oder 2 Tassen Gelee

1 TL Zimt

Mehl für die Arbeitsfläche

Backpapier für das Blech

Zubereitung

Die Hälfte des Mehls mit der warmen Milch, den Eiern und der aufgelösten Hefe zu einem Vorteig anrühren. Sobald dieser aufgegangen ist, gibt man die Hälfte des Zuckers und das restliche Mehl dazu.

Die Butter arbeitet man nach und nach unter. Dann wird der Teig nicht zu dünn ausgerollt. Der übrige Zucker, Zimt und Korinthen streut man darüber oder bestreicht den Teig mit Gelee.

Das Brot wird nun vorsichtig gerollt und zu einem offenen Kranz geformt. Diesen legt man auf ein gefettetes Blech gelegt. Nachdem er gut aufgegangen ist, bestreicht man ihn mit Butter und bäckt ihn bei 200 Grad Celsius Ober-Unterhitze etwa 30-40 Minuten.

Gut zu wissen

Wenn der Kringel mit Gelee gefüllt wird, entfällt das Aufstreuen des Zuckers. Nicht nur zur Kaffeetafel, sondern auch zu Neujahr, zu Ostern oder zu Erntedank waren Kranzbrote wie diese in früheren Zeiten beliebt.

Tipp

Für heutige Haushalte ist ein Brot in dieser Dimension „etwas groß“. Bereiten Sie einfach mit der Hälfte der Zutaten einen kleineren Kranz. Auch sehr reizvoll: Backen Sie den Teig in einer Bagel- oder Donut-Backform und geben Sie das Gelee mit einer Spritztülle nachträglich in die kleinen Kringel. Achtung: Beim Kleingebäck verringert sich die Backzeit!

Henriettes Mandeltorte (Mandeltorte mit Weißbrod, zitiert nach Erstauflage)

31. Mandeltorte mit Weißbrod. Nr. 2. 20 Loth durchgesiebter Zucker, 18 Loth (…) frische Nüße und 2 Loth (…) bittere Mandeln geriebene, 12–14 Eier, 14 Loth (…) nicht frisches, fein geriebenes, durchgesiebtes Weißbrod, 1 Zitrone.

Man rührt den Zucker, auf welchem die Zitrone abgerieben ist, nebst dem Saft derselben und den Eidottern 1/4 Stunde nach Nr. 1 (Anm. der Köche: Hier meint Davidis ihre allgemeinen Backregeln, z.B. sollten alle Zutaten außer den Eiern Zimmertemperatur haben) fügt die Mandeln hinzu und rührt wieder 1/4 Stunde. Wenn dies geschehen, mischt man das Weißbrod schnell durch die Masse und dann das von 10 Eiern zu steifem Schaum geschlagene Weiße. Die Torte wird nach vorhergehender Angabe gebacken und verziert.

Zutaten (aus dem Original umgerechnet)

½ Rezept ist allerdings für eine übliche Kasten-/Rodonform ausreichend.

300 g feiner Zucker oder Puderzucker

270 g geriebene süße Mandeln

30 g geriebene bittere Mandeln

(oder heute: 30 g geriebene süße Mandeln zusätzlich und 6 Tropfen Bittermandelöl)

210 g geriebenes Weißbrot (Paniermehl)

12-14 Eier (12 Größe L, 14 Größe M)

1 Bio-Zitrone (Abrieb und Saft)

Paniermehl zum Ausstreuen der Backform

Zubereitung

Die Eier trennen und das Eiweiß schaumig aufschlagen, bis ein steifer Eischnee entstanden ist. Beiseite stellen.

Die Eidotter mit dem Zucker und dem Zitronenabrieb schaumig aufschlagen. Zunächst die Mandeln, nach weiterem Rühren das Paniermehl sowie den Eischnee schnell unterheben.

Den Teig in eine gefettete und mit Paniermehl ausgestreute Kuchenform füllen und 40-50 Minuten bei 180 Grad Celsius Umluft im vorgeheizten Ofen goldgelb garen.

Nach der Stäbchenprobe den Kuchen abkühlen lassen und später auf ein Tablett stürzen und mit Puderzucker bestreuen.

Gut zu wissen

Zu Henriette Davidis Zeiten kannte man noch kein Backpulver. Der Teig für Rodonkuchen wurde entweder mit Hefe oder mit Eischnee locker gemacht und zum Aufgehen gebracht.

Suppenklassiker

Leckere Mahlzeiten für jeden Tag

„Nein, meine Suppe ess ich nicht“ – sagte einst der Suppenkaspar. Da wird die „Frau Mama“ in Heinrich Hoffmanns „Struwwelpeter“ wohl nicht den rechten Pepp an ihrer Suppe gehabt haben. Denn eigentlich schmecken die Klassiker auch heute noch und das auch ohne Liebstöckel-Würze aus der Flasche. Hier drei Rezepte, die zum Reinknien sind. Mit Würztipps!

Rheinische Buttermilch-Bohnensuppe

Zutaten für 6 Personen

1000 g halbfest bis mehlig kochende Kartoffeln

1 l Buttermilch

250 ml warme Milch

250 ml Sahne oder Sauerrahm

30 g Butter

600 g grüne gedünstete Brechbohnen

Salz, weißer Pfeffer, nach Geschmack 1 Zweig frisches Bohnenkraut

Zubereitung

Kartoffeln schälen, abbrausen und auf grobe Stücke schneiden.

Mit Salzwasser aufsetzen und garen, bis sie zerfallen.

Kartoffeln abgießen und mit dem Stampfer ein Stück Butter und warme Milch unterarbeiten, bis ein Kartoffelbrei entsteht. Dann Buttermilch und Sahne nachgießen und mit Salz, Pfeffer und etwas Bohnenkraut (Zweig kurz mitziehen lassen) abschmecken.

Wer’s sämig mag, kann mit dem Pürierstab die Suppe noch verfeinern.

Zum Schluss die gedünsteten Bohnen in die Suppe geben und darin etwas warmziehen lassen. Die Suppe nicht mehr kochen, denn die Buttermilch flockt sonst aus.

Varianten

Wer gerne die Säure der Buttermilch mag, kann auf Sahne verzichten und mehr Buttermilch in die Suppe geben.

Tipp

Man kann die „Bottermilch-Bunnezupp“ auch mit etwas Essig und ausgelassenen Zwiebeln und Speckstückchen würzen.

Kartoffel-Steckrüben-Suppe mit Mettwurst

Zutaten für 4 Personen

1 kg Steckrüben

750 g Kartoffeln

200 g Möhren

1/4 Sellerieknolle oder eine Lauchstange

1 Zwiebel

nach Belieben Speckstückchen

2 EL Schmalz

1 Lorbeerblatt

Pfeffer, Salz

4 Mettwürstchen

Zubereitung

Das Gemüse putzen, schälen und würfeln. Die Zwiebel in Schmalz anschwitzen und nach und nach Speckstückchen, Sellerie, Möhren, Kartoffeln und Steckrüben zugeben und mit ausreichend Wasser auffüllen. Das Lorbeerblatt ebenfalls in den Topf geben. Salzen und pfeffern. Alles eine gute Stunde köcheln lassen, bis das Gemüse zerfällt. Nach Geschmack kann die Suppe auch gestampft werden. Kurz vor Ende der Kochzeit die Mettwürstchen zugeben und alles gut durchziehen lassen. 

Hühnersuppe mit Buchstabennudeln

Zutaten für 6 Personen

1 Suppenhuhn

2,5 l Wasser

oder

2 Hähnchenkeulen

1,5 l Wasser

1 Porreestange, etwas Sellerie-Knolle

2 Zwiebeln, 2 Möhren

ein Gewürzssäckchen bestehend aus 3 Lorbeerblättern, 3 Nelken, 3 Pimentkörnern, nach Geschmack auch ein Stückchen frische Ingwerknolle

Für die Suppeneinlage (nach Belieben)

125 g Buchstabennudeln für 2,5 l Brühe

2 Möhren

1 Lauchstange

Zubereitung

Eine Zwiebel zunächst halbieren und in etwas Fett anrösten, bis ihre Schnittflächen braun sind. Das sorgt später für eine schöne goldgelbe Suppenfarbe.

Das Suppenhuhn mit dem Wasser, den kleingeschnittenen Gemüsen, der angerösteten Zwiebel und den Gewürzen aufsetzen. Den Ansatz 2-3 Stunden köcheln lassen und abseihen.

Das Huhn tranchieren, enthäuten und das weiße Fleisch in kleine Stücke schneiden.

Die abgekühlte Brühe entfetten und mit kleingeschnittenen Möhren- und Porreestangen-Stücken erneut köcheln lassen. Die Nudeln zugeben und bissfest garen. Das Fleisch kurz vor Ende der Garzeit zugeben. 

Tipp

In den Sommermonaten kann man die schöne Farbe der Brühe auch durch die Zugabe von 2-3 Tomaten erzielen statt mit der angerösteten Zwiebel.

Weitere Suppenklassiker finden sich in den Bänden meiner Reihe Küchenklassiker, erschienen im Wartberg Verlag.

Resteküche mit Äpfeln und Brot

Weihnachtsplätzchen und mehr geschickt verwerten

Zu Heilige Drei Könige am 6. Januar serviert man mancherorts einen Dreikönigskuchen. Doch was tun, wenn es noch so viele Reste und Zutaten vom Weihnachtsbacken gibt? Auch hiermit lässt sich ein leckerer Schmaus bereiten, der das Herz erfreut und von der Witterung fröstelnde Seelen wieder aufwärmt. Hier sind einige Rezept-Ideen.

Bratäpfel – schnell gefüllt mit leckerem Backwerk

Fast überall kennt und liebt man in der kalten Jahreszeit Bratäpfel. Beim Füllen des Obstes sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Wer noch Lebkuchen, Plätzchen oder Dominosteine im Hause hat, kann seine Äpfel einfach damit füllen. Mürbes oder hart gewordenes Gebäck lässt sich besser in den ausgehöhlten Apfel füllen, wenn es zuvor in warmer Milch oder Apfelsaft einweicht wird. Die Dominosteine schneidet man einfach in der Mitte durch und steckt sie in die Apfelmitte.

Schichtdessert mit Brot, Kompott und Sahne

Vom Niederrhein stammt das Dessert „Äppel on Brued“. Für die wörtlich übersetzt „Äpfel und Brot“ nimmt man traditionell Schwarz- oder Vollkornbrot. Aber auch Honigkuchen oder Christstollen passt zu der leckeren Dreier-Kombination aus Brot, Apfelkompott und Sahne.

Ofenschupfer

Last but not least lässt sich aus Christstollen- oder Neujahrskranz-Resten auch ein leckerer Ofenschupfer mit Apfelstücken bereiten. Genau wie die Bratäpfel genießt man diesen mit reichlich Vanillesoße.

Rezepte

Bratäpfel mit Vanillesoße

Zutaten für 6 Personen

6 mittlere Äpfel (Boskop, Elstar oder Braeburn)

Für die Füllung:

Dominosteine oder Gebäckreste, alternativ Marzipan-Reste und

gehackte Walnüsse und Rosinen

Nach Geschmack ein Rest Weißwein oder Apfelsaft zum Angießen

etwas warme Milch oder Apfelsaft zum Weichmachen des Gebäcks

Für die Vanillesoße

1 l Milch

1 Vanilleschote

Zucker nach Geschmack

1-2 gehäufte EL Speisestärke

alternativ zur Speisestärke kann auch 1 Päckchen Puddingpulver Vanille- oder Sahnegeschmack zum Kochen verwendet werden

Zubereitung

Die Äpfel nach Belieben schälen oder nur waschen und das Kerngehäuse ausstechen. Die Masse für die Füllung vorbereiten und in die ausgehöhlten Äpfel geben. Die gefüllten Äpfel in eine Auflaufform setzen, mit dem Wein oder Saft angießen. Rund 30 Minuten bei 160 Grad Celsius Ober-/Unterhitze im vorgeheizten Backofen garen. In der Zwischenzeit etwas Milch zum Anrühren der Speisestärke abnehmen und die restliche Milch mit der aufgeschlitzten Vanilleschote zum Kochen bringen. Flüssige Speisestärke unter Rühren in die Milch geben und kurz aufkochen lassen, bis die Flüssigkeit anzieht. Dann mit Zucker abschmecken. Die Vanilleschote entnehmen und die Soße zusammen mit den heißen Bratäpfeln warm oder kalt reichen.

Gut zu wissen

Auf der Vanillesoße bildet sich keine Haut, wenn man sie im Wasserbad unter Rühren etwas abkühlen lässt.

Äppel on Brued

Zutaten für 4 Personen

125 g Schwarz- oder Vollkornbrot

400 g Apfelkompott

50 g gehobelte Mandeln

1 EL Rum

250 g Sahne

Zucker und Vanillezucker nach Belieben

Zubereitung

Das Brot zerkrümeln und mit Mandelblättchen in einer Pfanne trocken anrösten. Mit Rum beträufeln und beiseite stellen. Die Sahne mit etwas Zucker steif schlagen. Das Apfelkompott mit Vanillezucker abschmecken. Die Hälfte der Brotkrümel als erste Schicht in Dessertgläser füllen, dann Apfelmus und Sahne und abermals eine Schicht Brotbrösel, Apfelmus und Sahne obenauf geben. Zum Schluss mit gerösteten Mandelblättchen dekorieren.

Gut zu wissen

Schmackhaftes Apfelkompott für die „Brot-Äpfel“ ist im Handumdrehen selbst gemacht. 1 kg säuerliche Streuobstäpfel schälen, entkernen und auf Viertel schneiden. In etwas Wasser musig kochen lassen, dabei gelegentlich umrühren. Mit Zucker abschmecken.

Ofenschupfer mit Vanillesoße

Zutaten für 1 Auflaufform

2 säuerliche Äpfel (Boskoop oder Renetten)

Brotreste in schmale Scheiben geschnitten oder in kleine Stücke gebrochen

nach Geschmack Rosinen und Mandelstifte

2 Eier Größe M

500 ml Milch

2 EL Zucker, Vanillezucker oder ein Schuss Rum

Für die Vanillesoße

siehe oben beim Rezept Bratäpfel

Zubereitung

Die Äpfel schälen, vierteln und entkernen, in Streifen schneiden. Abwechselnd mit den Brotresten schuppenartig in die Auflaufform geben. Rosinen und Mandelstifte darüber streuen. Anschließend die Milch mit den Eiern und dem Zucker verquirlen und darüber geben. Die Masse bei 180 Grad gute 40 Minuten im vorgeheizten Ofen backen lassen.

Mit Puderzucker überstäuben und mit Vanillesoße servieren.

Hippen, Waffeln, Eiserkuchen

Festliches Feingebäck mit Geschichte

Zu jeder Festlichkeit sind feine Waffeln sehr beliebt. Nicht nur zu Karneval, sondern auch zu Weihnachten und zum Jahreswechsel backten die Familien in früheren Zeiten gerne das flache Feingebäck in unterschiedlichen Varianten. In der kalten Jahreszeit versammelte man sich im Rheinland und in Westfalen gerne um den heißen Ofen, um in gemeinsamer Runde leckere Zimtwaffeln oder Neujahrshörnchen zu backen.

Ursprung in den Klöstern

Die Waffeltradition geht zurück auf die Hostienbäckerei in den Klöstern. Erste Belege finden sich um das 9. Jahrhundert nach Christus. Ursprünglich stammen die mal knusprigen, mal weichen Gebäcke, die man zwischen zwei heißen Eisen ausbäckt, aus Frankreich, Belgien und den Niederlanden. Von dort aus verbreitete sich die Oblaten- und Waffelbäckerei in ganz Europa.

Im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm aus dem Jahre 1854 findet sich die Erwähnung, dass die Waffel ein uraltes niederfränkisches Fest- und Fastengebäck ist, das durch die Franken nach Frankreich gebracht wurde. Von den Rheingegenden aus würde es sich allmählich auch in anderen deutschen Regionen verbreiten. Der Name „wafel“ für das Gebäck ist laut Grimms bereits seit dem 15. Jahrhundert in den Niederlanden, seit dem 17. Jahrhundert in Deutschland belegt.

Wabenstruktur

Vermutlich geht die Bezeichnung „Waffel“ auf das Wort „Wabe“ zurück. Denn die Prägung der Eisen sieht ähnlich aus wie das Wachs-Gewebe in einem Bienenstock. Der Begriff „Waffel“ für den dünnen, leicht zerbrechlichen Kuchen hat sich heute nahezu überall eingebürgert. Je nach Rezeptur – mit mal mehr oder mal weniger Fett – kann die Waffel ein Fest- oder auch ein Fastengebäck sein.

Waffeleisen-Historie

Heute sind elektrische Waffeleisen eine Selbstverständlichkeit, was das Waffelbacken erheblich vereinfacht. In früheren Zeiten war das Ausbacken der flachen Feingebäcke jedoch eine sehr aufwändige Angelegenheit. Bis etwa 1850 kannte man ausschließlich Zangenwaffeleisen. Das waren zwei rechteckige oder runde gusseisener Platten, die wie eine Zange mit einem Stiel zum Greifen ausgestattet waren. Das mit Teig befüllte Zangenwaffeleisen hielt man zum Ausbacken der Waffel über die Feuerstelle und drehte es händisch.

Das Wendewaffeleisen, welches man mithilfe eines gusseisernen Rahmens in die Herdfläche des Stangenherds oder Kohlenofens einpasste, löste das Zangenwaffeleisen ab. Sobald der Waffeleinsatz heiß genug war, backte man den Teig aus. Das Wendewaffeleisen war dabei um die eigene Achse drehbar und bräunte die Waffel gleichmäßig. Um 1830 kannte man über die Rundwaffeleisen mit herzförmigen Platten und rautenförmiger Waffelung hinaus auch runde Platten mit enger quadratischer Waffelung und einem Randornament aus Halbkreisen und Dreiecken sowie rechteckige Platten mit weiter quadratischer Waffelung, die später als „Brüsseler oder Belgische Waffeleisen“ bekannt sind.

Waffeleisen als Brautgeschenk

In Solingen wurden neben Messern und Klingen im Übrigen auch im größeren Stil Waffeleisen hergestellt, welche zur Aussteuer der Braut gehörten und in ländlichen Gegenden traditionell beim Dorfschmied in Auftrag gegeben wurden. Noch bis in die 1960er Jahre waren die alten, mit Brennholz oder Kohle befeuerten Herde mit den eingepassten Waffeleisen vielerorts in Gebrauch. Danach wurden sie von Elektroherd und -waffeleisen abgelöst.

Eiserkuchen werden zunächst in einem speziellen Waffeleisen für Hörnchen und Hippen ausgebacken, anschließend noch heiß zu Röllchen geformt. Ein Waffelhorn oder Holzstab für Hippen ist hierbei behilflich.

Neujährchen – Brauchtumsgebäck zum neuen Jahr

Neben Gebildebroten wie Brezel oder Kranz waren auch Waffelrollen oder Röllchenwaffeln, sogenannte Eiserkuchen, ein beliebtes „Neujährchen“ (Neujahrsgebäck). Besonders zur Jahreswende backten viele Familien früher Eiserkuchen über dem offenen Feuer. Heute gibt es das Hörncheneisen zum Ausbacken der feinen Röllchenwaffeln natürlich elektrisch und mit beschichteter Oberfläche. In früheren Zeiten nutzte man übrigens zum Einfetten des Waffeleisens gerne eine Speckschwarte. Das ist auch heute noch praktisch, denn sie kleckert beim Einreiben der Oberfläche nicht. Ein Waffelhorn oder Holzstab für Hippen hilft dabei, die Neujahrshörnchen in Form zu bringen. Auch mit einem Schaumrollenformer oder einer schmalen Papprolle gelingt das Aufrollen der noch heißen Küchlein.

Hier ist ein Rezept aus dem Band „Bergische Küchenklassiker – Das Backbuch“, erschienen im Oktober 2020 im Wartberg Verlag. Im Buch gibt es noch mehr Fotos und Infos zu traditionellem Gebäck, u.a. auch einen echten Stangenherd und ein historisches Wendewaffeleisen aus Gusseisen zu sehen.

Auf meinem Youtube-Kanal könnt ihr mir beim Backen des Rezepts über die Schulter sehen! Hierfür einfach „Die Fotoküche“ als Suchwort eingeben.

In einem Interview habe ich dem gastrosophischen Blog Tartuffel.de verraten, woher meine Leidenschaft zu kochen, zu backen, zu schreiben und zu fotografieren stammt.

Eiserkuchen

(Röllchenwaffeln)

Zutaten für 35-40 Stück

225 g brauner Kandis

0,75 l Wasser

4 Eier

100 g zerlassene Butter

2 TL Zimt

4 TL Rum

500 g Mehl

Zubereitung

Kandis und Wasser erhitzen, sodass sich die Kristalle auflösen. Den Sirup abkühlen lassen. Die Zutaten der Reihe nach miteinander verrühren. Den Teig eine halbe Stunde ruhen lassen und dann im vorgeheizten Hörncheneisen abbacken.

3-4 EL (eine kleine Suppenkelle) in die Mitte des Eisens (mittlere Stufe 3-4) für ca. 2-3 Minuten ausbacken. Die dünnen Waffeln sofort zu Röllchen formen. Hierbei hilft ein Waffelhorn oder Holzstab für Hippen (siehe Foto) oder auch eine schmale Papprolle, über die Sie die fertigen Waffeln aufrollen können. Am besten hierbei ein sauberes Küchenhandtuch zur Hilfe nehmen, denn die Waffeln sind sehr heiß!

Gut zu wissen

Je nach Feuchtegrad des Gebäcks sollten Eiserkuchen, die man länger aufheben möchte, noch einmal im Backofen bei 160 Grad Umluft circa 10 Minuten nachtrocknen. Vollständig ausgekühlt, packt man die Eiserkuchen dann in eine Dose. Früher hob man das Gebäck in einer Milchkanne auf.

Tipp

Traditionell genießt man die Zimtröllchen zum neuen Jahr frisch mit einer Tasse heißem Kakao oder mit etwas Konfitüre und Sahne zum Kaffee.

Advent, Advent … Rotweinkuchen

Zum Advent habe ich den leckeren „Assmannshäuser Rotweinkuchen“ aus dem Band „Küchenklassiker aus dem Rheingau“ in einer Tannenbackform ausprobiert. Der Teig reicht für mehrere Bäumchen, sodass man gleich zwei oder drei lieben Menschen eine Freude bereiten kann!

Guten Appetit!

Ach Du rotes Rübchen!

Farbenfroher Vitamin- und Gute-Laune-Spender für trübe Tage

Rote Bete ist eine unverzichtbare Zutat für winterliche Eintopf-Klassiker wie Labskaus oder Bortschtsch. Aber auch solo macht die rote Rübe eine gute Figur als Power-Suppe oder veganes Carpaccio. Und sogar im Smoothie und Schokoladenkuchen findet man sie in der kalten Jahreszeit. Hier ist ein kleines Portrait über das farbenfrohe Gemüse.

Ursprung als Wildbete aus dem Mittelmeer-Raum

Mit der Zuckerrübe und dem Mangold ist sie verwandt und stammt von der Wildbete ab. Ursprünglich war sie im Mittelmeer-Raum heimisch und gelangte mit den Römern auch zu uns. Als Kulturform der Rübe gehört sie zur Familie der Fuchsschwanzgewächse und hat ihre tolle, durch und durch tiefrote Farbe der Weiterveredelung zu verdanken. Neben den rot durchgefärbten Rübchen sind nämlich auch weiße, rot geringelte und hellgelbe Sorten bekannt. Je nach Sorte sind die Knollen rund, länglich spitz oder plattrund bis birnenförmig und können bis zu 600 Gramm schwer werden. Am einfachsten kocht man sie im Ganzen in leicht gesalzenem Wasser und zieht nach dem Kochen ihre Schale ab.

Farbstoff Betanin und andere wertvolle Inhaltsstoffe

Rote Bete Suppe, ein farbenfroher Genuss für kalte Tage

Ihre rot-violette Farbe verdankt die Rote Bete im Übrigen dem Glykosid Betanin, das immer schon in Form von Rote-Bete-Extrakt (E 162) als Naturfarbstoff für Lebensmittel Verwendung findet. Gemäß dem Motto „Ach Du rotes Rübchen!“ empfiehlt es sich, bei der Verarbeitung der farbigen Knollen in der Küche unbedingt Handschuhe zu tragen, denn das Betanin färbt auch die Haut nachhaltig. Rote Bete enthält neben dem Leber, Galle und Gemüt stimulierenden Glycosid Betanin viele immunstärkende B-Vitamine, vor allem Folsäure, darüber hinaus Betacarotin (eine Vorstufe des Vitamin A), Vitamin C und die Mineralstoffe Kalium, Kalzium, Natrium, Magnesium, Phosphat, Eisen und Zink. Menschen mit Hang zu Nierensteinen sollten sie wegen des Oxalsäuregehalts jedoch nicht zu oft genießen.

Süßlich-erdiges Aroma

Wegen seines süßlich-erdigen Aromas schmeckt das Rübchen nicht nur gekocht als Suppe, Gemüsebeilage oder Salat, sondern auch roh geraspelt und in etwas Salzlake fermentiert oder in Scheiben geschnitten süß-sauer eingelegt sehr apart. Die Blätter der Knolle können im Übrigen ebenfalls als Gemüse gegart werden. Wer wenig Zeit hat, findet vorgekochte, vakuumierte rote Bete heute in jedem Supermarkt. Mit den vorgegarten Knollen lassen sich viele Rezepte genauso gut umsetzen wie mit der frischen Ware. Püriert sorgt die Rote Bete in Smoothies für eine tolle pinke Farbe, in Schokoladenkuchen für ein saftiges Aroma. Hier einige winterliche Rezept-Ideen, die sich ohne viel Aufwand für vitaminreiche Kost sorgen.

Auch süße Speisen profitieren von Rote Bete-Püree.

Saison-Tipp: Rote Beete – Halloween-Gemüse

Neben dem Kürbis taugt vor allem die Rote Bete als Halloween-Gemüse. Denn dank ihrer Farbe kann man sie für viele Speisen als „vegetarischen Blut-Ersatz“ nehmen. Die folgenden Rezepte „Rote Bete-Suppe“ oder auch „Brownies“ können hungrigen Halloween-Fans als „Vegetarische Blutsuppe“ und „Süße Blutpüree-Schnittchen“ angeboten werden.

Scharfe Rote Bete-Suppe (zu Halloween auch: Vegetarische Blutsuppe)

Zutaten für 4 Portionen

4 mittlere Rote Bete-Knollen

(geschält und vorgekocht)

2 Knoblauchzehen

1 EL Öl

½ Liter Gemüsebrühe

3-4 EL süße Sahne

1 TL Salz, 1 TL Pfeffer, 2 Lorbeerblätter

Zubereitung

Knoblauchzehen häuten und auf Scheiben schneiden. Öl in einen Topf geben und die Knoblauchzehen darin andünsten. Rote Bete in Stücke schneiden und mit der Brühe zugeben. Kurz aufkochen und durchziehen lassen, die Lorbeerblätter entnehmen und die Masse fein pürieren. Nach Bedarf noch etwas Wasser zugeben. Mit Salz, Pfeffer und süßer Sahne abschmecken.

Tipp

Wer’s nicht ganz so erdig vom Aroma her mag, kann die Hälfte der Rote Bete-Knollen auch durch fruchtig-würzige Apfelsorten wie Rubinette oder Cox Orange oder durch Kartoffeln ersetzen!

Feldsalat mit Rote Bete und Speck

Zutaten für 4 Personen

250 g Feldsalat

8 Scheiben Frühstücksspeck

1 gekochte Rote Bete

150 g Walnüsse

1 EL Butter

1 EL Zucker

Für die Marinade

3 EL milder Weinessig

9 EL Rapsöl

etwas Honig

Salz und Pfeffer

eine feingeschnittene Zwiebel

Zubereitung

Salat verlesen und waschen, trockentupfen. Rote Bete auf feine Streifen schneiden.

In einer Pfanne Butter und Zucker schmelzen lassen, Walnüsse zugeben und karamellisieren. Nüsse auf einem Backpapier abkühlen lassen.

Die Zutaten für die Marinade verrühren und durchziehen lassen.

Frühstücksspeck kurz vor dem Servieren in einer Pfanne knusprig braten. Alles zusammen portionsweise auf Tellern anrichten.

Rote Bete-Carpaccio

Zutaten für 4 Personen

2 Rote Bete (abgekocht und geschält)

200 g gewürfelter Schafskäse

1 Apfel auf Würfel oder Scheiben

2 EL dunkler Balsamessig

6 EL Rapsöl

1 zerdrückte Knoblauchzehe

1 Prise Zucker oder Honig

Salz und Pfeffer

Rüben- oder Mangoldblättchen für die Dekoration

Zubereitung

Abgekochte Rote Bete auf ganz feine Scheiben schneiden. Die Scheiben auf einer Platte schön gefächert drapieren. Aus Essig, Öl und Gewürzen eine Vinaigrette rühren. Die Vinaigrette gleichmäßig über die Rote Bete-Scheiben träufeln. Etwa 10-20 Minuten marinieren lassen. Apfelstücke und Schafskäse sowie Rüben- oder Mangoldblättchen vor dem Servieren darüber geben.

Brownies mit Rote-Bete-Püree (zu Halloween auch: Süße Blutpüree-Schnittchen)

Zutaten für 16 Stücke (1 kleines Backblech oder Auflaufform von ca. 22 x 28 cm)

100 g Blockschokolade, in Stücke gebrochen

100 g Butter

3 Eier

100 g brauner Zucker

1 Päckchen Vanillezucker

200 g gekochte Rote Bete, püriert (es kann auch sauer eingelegte Ware ohne Zwiebeln aus dem Glas verwendet werden)

75 g Mehl

1 TL Backpulver

1 TL Zitronensaft (nicht erforderlich, wenn man sauer eingelegte Rote Bete nimmt)

nach Geschmack eine Handvoll gehackte Nüsse

Kakaopulver zum Dekorieren

Fett für die Backform

Zubereitung

Die Blockschokolade und die Butter erhitzen und etwas abkühlen lassen.

Die Eier mit dem Zucker und Vanillezucker dickschaumig aufschlagen.

Die pürierte Rote Bete mit der geschmolzenen Schokoladen-Butter vermengen und unter die aufgeschlagene Zucker-Eier-Masse heben.

Das Mehl mit dem Backpulver mischen und ebenfalls unterheben. Zum Schluss die gehackten Nüsse unterziehen.

Die Brownie-Masse in eine gefettete eckige Auflaufform geben und bei 160 Grad Umluft gut 30-40 Minuten backen. Komplett auskühlen lassen. Mit Kakaopulver bestreuen und mit Sahne (zu Halloween gerne mit etwas Rote-Bete-Saft einfärben) servieren.

Tipp

Für eine glutenfreie oder Low-carb-Variante Mandel- oder Kokosmehl verwenden.