In der Osterbäckerei

Leckeres für Osternest und Ostertafel

Zum Osterfrühstück gehören traditionell Gebäcke wie Kränze, Zöpfe oder auch kleine Hasen. Besonders unkompliziert ist es, ein Osterbrot mit Quark herzustellen. Quark hält das Gebäck frisch und man kann es schon gut am Vortag bereiten. Mit fruchtigen Konfitüren gereicht, lacht das Herz eines jeden Osterfrühstückshasen.

Kleingebäck und Rührkuchen zum Osterfest

Auch kleine Hasen aus Sconesteig sind schnell gemacht und schmecken beim Osterpicknick auch gut „ohne alles“ von der Hand. Wer zu Familie oder Freunden reist, für den ist ein Rührkuchen optimal vorzubereiten. Ein saftiger Zitronensandkuchen hält auch ohne Kühlung während der Autofahrt frisch.

Toll anzusehen, aber etwas aufwändig, sind österliche Spitzbuben. Zum Weihnachtsfest kennen wir das Gebäck mit einem Mandelteig und rotem Gelee. Jetzt im Frühling überzeugt es mit zitroniger Note und gelbem Gelee von Aprikose oder Orange.

Hier sind die Rezepte:

Quarkzopf

(Süßes Osterbrot)

Zutaten für 1 Zopf, ein Kranz oder eine Kastenform

300 g Mehl, 1 Päckchen Backpulver

150 g Quark, 6 EL Milch oder Wasser

6 EL Öl

75 g Zucker, 1 Vanillezucker

etwas Zitronenabrieb, 1 Prise Salz

Außerdem

Mehl für die Arbeitsfläche

Backpapier für das Blech

Fett für die Kastenform

Zum Bestreichen und Betreuen

1 Ei

2 EL Milch

Hagelzucker oder Kürbiskerne

Zubereitung

Alle Zutaten in eine Schüssel geben und mit der Hand oder den Knethaken des Handmixers zu einem homogenen Teig verarbeiten. Diesen gut 20 Minuten ruhen lassen und für den Zopf in drei gleichgroße Portionen aufteilen. Diese zu langen Schlangen wirken und an einem Ende zusammendrücken. Nun die Teigstränge miteinander verflechten und den Zopf auf ein ausgelegtes Backblech legen. Mit einem Gemisch aus verquirltem Ei und Milch bestreichen, den Hagelzucker oder die Kürbiskerne aufstreuen. Im vorgeheizten Ofen bei 190 Grad Celsius bei Ober-Unterhitze gut 30 Minuten lang backen.

Hasen aus Sconesteig

Zutaten für 12-14 Stück

100 g Puderzucker

100 g Butter

250 g Mehl plus weiteres Mehl zum Zukneten und für die Arbeitsfläche

etwas Zitronenabrieb

125 g Naturjoghurt 3,5 %

1 Ei (optional)

1 gestrichener TL Backpulver

Zum Bestreichen der Hasen

Wasser und Pinsel

Zum Ausstechen der Hase

Mehrere Hasenausstecher oder Pappschablonen zwischen 7 und 15 cm lang

Zubereitung

Aus den Zutaten für den Teig einen Knetteig bereiten. Diesen mindestens eine Stunde ruhen lassen und dann circa 5 mm dick ausrollen. Unterschiedlich große Hasen aus dem Teig ausstechen oder ausschneiden und die Hasen nach Größe sortiert auf mit Backpapier ausgelegte Backbleche setzen. Nicht zu dicht!

Die Hasen mit etwas Wasser bepinseln und bei 180 Grad Celsius Ober-Unterhitze für circa 25-35 (je nach Größe) Minuten backen.

Die Hasen nach Lust und Laune mit bunten Schleifen versehen.

Tipp

Für die Hasen-Gesichter – wenn gewünscht – kann fertige Zuckerschrift oder Schokoladenkuvertüre plus ein Zahnstocher zum Auftragen verwendet werden.

Zitronensandkuchen

Zutaten für 1 Kasten- oder Rodonform

250 g Butter

250 g Zucker

1 Päckchen Vanillezucker

5 Eier

1 Prise Salz

1 Bio-Zitrone, davon die abgeriebene Schale

200 g Mehl

100 g Speisestärke

½ TL Backpulver

Außerdem

150 g Puderzucker

Saft von 3 Zitronen

2 EL gehackte Pistazien

Für die Kuchenform

Fett und etwas Grieß zum Ausstreuen

Zubereitung

Aus den angegebenen Zutaten einen Rührteig bereiten. Hierfür zunächst die Eier mit dem Zucker, dem Vanillezucker und der Butter schaumig schlagen.  Die Prise salz und den Zitronenabrieb zugeben. Dann das Mehl, die Speisestärke und das Backpulver unterrühren.

Den Teig in eine gefettete und mit Grieß ausgestreute Backform geben und bei 160 Grad Umluft im vorgeheizten Ofen rund 50 Minuten backen lassen. Die Stäbchenprobe machen und den Kuchen aus dem Ofen nehmen. Etwas abkühlen lassen.

In der Zwischenzeit den Puderzucker mit dem Saft der Zitronen glattrühren.

Den Kuchen stürzen und mit einem Holzstäbchen mehrfach von oben n den Kuchen einstechen. Den Zuckerguss über den Kuchen laufen lassen mit einem Pinsel verstreichen.

Die gehackten Pistazien darüberstreuen.

Der Kuchen kann nun durchaus mehrere Tage durchziehen, bevor er angeschnitten wird.   

Österliche Spitzbuben

Zutaten für 16 Stück plus weitere 26 Kleinkekse

Für den Teig:

225 g weiche Butter

125 g Puderzucker

375 g Weizenmehl, weiteres Mehl für die Arbeitsfläche

2-3 EL Wasser

1 Prise Salz

Für die Füllung

200 g Aprikosen- oder Orangengelee oder passierte Konfitüre

200 g Gelierzucker 2:1

Für die Dekoration

Puderzucker

Zum Ausstechen

Spitzbubenausstecher mit Ostermotiven

Zubereitung

Aus den Zutaten für den Teig einen Knetteig bereiten. Diesen mit 2-3 EL Wasser geschmeidig machen und über Nacht ruhen lassen.

Den Teig circa 2-3 mm dick auf einer bemehlten Arbeitsfläche ausrollen und sukzessive 32 Ovale oder Kreise ausstechen. 16 der Ovale oder Kreise in der Mitte mit einem Motivausstecher wie Hase oder Lamm zusätzlich ausstechen. Das werden die Oberhälften.

Aus dem restlichen Teig weitere Kleinplätzchen ausstechen.

Die ausgestochenen Plätzchen auf mit Backpapier ausgelegte Bleche setzen und bei 175 Grad Celsius Ober-Unterhitze im vorgeheizten Backofen für 10-12 Minuten goldgelb backen.

Etwas auskühlen lassen. In der Zwischenzeit das Gelee erhitzen. Wenn das Gelee zu flüssig erscheint (bei gekauften Gelees oft der Fall), geben Sie unbedingt noch dieselbe Menge Gelierzucker (2:1) dazu und lassen das Gelee aufkochen, bis es anzieht.

Die Oberhälften der Plätzchen (die mit dem Motiv in der Mitte) mit Puderzucker bestreuen.

Das warme, noch flüssige Gelee auf die Unterhälften (die nicht ausgestochenen Ovale) mit einem Löffel dünn aufstreichen und die Oberhälften mit der nicht bepuderten Seite aufsetzen. Dann vorsichtig weiteres Gelee in die Mitte des Plätzchens geben, bis das ausgestochene Motiv voll ist.

Die Plätzchen trocknen lassen und nach einigen Stunden in eine Plätzchendose einschichten. Die einzelnen Lagen mit Back- oder Butterbrotpapier abtrennen.

Die Kleinkekse einfach so in eine Dose geben. Das Gebäck bis zum Verzehr an einem kühlen Ort aufheben.

Quinoa – kleines Korn aus den Anden

Seit etwa 5000 Jahren kennt man die „Reismelde“ als Kulturpflanze in den Anden. Sie zählt zu den Gänsefußgewächsen und ihre kleinen einsamigen Nüsschen sind in der Hochregion ein wichtiges Grundnahrungsmittel. Da „Quinoa“ nicht nur sehr eiweißreich, sondern auch glutenfrei ist, erfreut sich das Korn aus den Anden auch hierzulande inzwischen großer Beliebtheit.

Reis der Inkas: Quinoa punktet als Eiweißquelle

Die Samen der Körnerfrucht aus den Anden sind rotbraun, schwarz, gelb oder auch weiß. Im Handel gibt es überwiegend die gelben und weißen Sorten als Körner zum Kochen oder auch gepuffte Ware zum Einstreuen ins Müsli.

Quinoa ist kalorienarm (100 g gekochter Quinoa hat etwa 100 kcal) und die in ihm enthaltenen komplexen Kohlenhydrate werden langsam verstoffwechselt, was länger satt macht und den Blutzuckerspiegel konstant hält. Außerdem punktet das Inka-Korn mit einem hohen Eiweißgehalt und allen essentiellen Aminosäuren. Es ist daher ein beliebtes Nahrungsmittel für Low Carb-Anhänger. Bereits 50 g Quinoa decken den täglichen Eisenbedarf, was das Pseudogetreide darüber hinaus bei Vegetariern und Veganern gerne auf den Speiseplan ruft. Ob seiner hohen Nährstoffdichte, seiner vergleichsweise großen Mengen an Eiweiß, Eisen, Phosphor und Calcium, zahlreichen Vitaminen, Folsäure, Kalium und Zink zählt Quinoa heute zu den Superfoods. Der Anbau des Pseudogetreides findet überwiegend in Peru, Bolivien und Equador statt.  

Quinoa in der Küche

Quinoa lässt sich ähnlich garen wie Reis und sollte bei kleiner Flamme ausquellen. Den gekochten Quinoa kann man als Beilage, für Gemüsepfannen, Füllungen, herzhafte und süße Küchlein oder auch für Milchsuppen und Müslis verwenden. Wichtig ist, dass man die kleinen Körner vor dem Garen gut abspült, denn sie enthalten Bitterstoffe, die die Darmschleimhaut reizen können und den nussigen Geschmack überlagern. Hier gibt’s für den Start einige Rezeptideen.

Rezepte

Bunter Quinoa-Salat mit Zitronendressing

Zutaten für 4 Personen

150 g heller oder bunter Quinoa

1 Kopf Eisbergsalat

1 Kopf Radicchio

1 Dose Mais (abgetropft)

je nach Größe 4-8 Tomaten

200 g Schafskäse

Für das Dressing

4 EL milder Balsamessig

8 EL Öl

1 TL Zucker oder Honig

einige Spritzer Zitronensaft und etwas Zitronenabrieb

Salz, Pfeffer

Petersilienblättchen zum Dekorieren

Zubereitung

Den auf einem Sieb unter heißem Wasser abgespülten Quinoa in Salzwasser garen. Man benötigt etwa die doppelte bis dreifache Menge Wasser, also gut 500 ml. Das Wasser zunächst zum Kochen bringen und den Quinoa darin auf kleiner Flamme gut 20-25 Minuten köcheln lassen.

Den Eisberg- und Radicchio-Salat verlesen und waschen. In mundgerechte Stücke zupfen oder schneiden. Die Tomaten ebenfalls waschen und in Viertel oder Achtel schneiden.

Die Zutaten für das Dressing verrühren und über den Eisberg- und Radicchio-Salat geben, damit er einige Zeit durchziehen kann.

Abgekühlten Quinoa und gewürfelte oder gebrochene Schafskäsewürfel sowie Tomatenstücke zum Salat geben, alles leicht unterheben und auf Tellern anrichten.

Mit Petersilienblättchen garnieren.

Tipp

Der Salat kann als Hauptmahlzeit dienen oder als kleinere Portionen zu Gegrilltem gereicht werden. Kochen Sie gleich etwas mehr Quinoa ab und probieren Sie auch die Pancakes!

Gut zu wissen

Auch andere bunte Blattsalate, Gurkensalat mit Feta- und Tomatenwürfeln oder auch Gemüsepfannen lassen sich hervorragend mit Quinoa aufpeppen.

Quinoa-Pancakes

Zutaten für 30-35 Küchlein

4 Eier

100 g Zucker

100 ml Mineralwasser

150 g helles Quinoamehl (hierfür die ganzen Körner in einem Mixer zerkleinern)

60 g gekochter heller Quinoa (abgekühlt)

etwas Zitronenabrieb oder Vanillezucker

Rapsöl zum Ausbacken

Zubereitung

Aus den Zutaten einen glatten Teig rühren und den gekochten Quinoa unterrühren. Den Teig etwa 20 Minuten ruhen lassen. Eine hohe Pfanne mit ausreichend Fett erhitzen. Pro Pancake jeweils einen Esslöffel Teig in die Pfanne geben. Die Pancakes zunächst bei hoher Flamme anbraten lassen und dann wenden. Bei leichter Einstellung zuende backen und auf einem Küchenkrepp abtropfen lassen. Den Vorgang solange wiederholen, bis der Teig aufgebraucht ist.

Die Küchlein bis zum Verzehr im Ofen warmstellen.

Tipp

Die Pancakes schmecken auch kalt oder am nächsten Tag lassen sie sich auch gut in der Pfanne oder dem Backofen noch einmal aufwärmen. Wer ein wenig auf Vorrat arbeiten möchte, kann mehrere Rezepte vorbereiten und die Küchlein einfrieren. 

Gut zu wissen

Ob als süßes Frühstück oder als Snack am Nachmittag – diese Pancakes sind mit Sauerrahm und Ahornsirup genauso köstlich wie mit Eis, Früchten oder Rübenkraut.

Gulaschtöpfe für kalte Tage

Ob als Suppe, Beilage oder Eintopf – Gulasch lässt sich auf mannigfache Art und Weise zubereiten. In der kalten Jahreszeit schmecken besonders würzig-scharfe Gulasch-Töpfe. In der ungarischen Küche, wo man den Urspung des Gulaschs vermutet, brät man zunächst nur die Zwiebeln an, bevor man die Fleischwürfel zugibt. Das grob gewürfelte Fleisch von Rind, Kalb oder Schwein stammt von Wade, Bug oder Hals und wird meistens im Verhältnis 2:1 mit Zwiebeln bereitet. Je nach Geschmack können weitere Zutaten dazukommen.

Von klassisch bis individuell

Der Gulasch-Klassiker schlechthin ist das ungarische Kesselgulasch. Für den suppigen Fleischeintopf schmort man Rindfleisch mit Zwiebeln, Tomaten und Streifen von roten und grünen Paprikaschoten. Kümmel, Knoblauchzehen, Pfeffer und Paprika-Pulver sorgen für die gewisse Schärfe. Als Szegediner oder Kraut-Gulasch ist eine nicht ganz so flüssige Variante mit Rinder- oder Schweinefleisch, Sauerkraut und Sauerrahm bekannt. Sobald Fleisch und Zwiebeln angebraten sind, löscht man mit etwas Wasser und Essig oder Weißwein ab und würzt kräftig. Im Verhältnis ein Teil Kraut auf zwei Teile Fleisch fügt man dann das Sauerkraut hinzu. Man schmeckt zum Schluss mit Schmand oder Sauerrahm ab. Besonders apart und partytauglich: Szegediner Gulasch im Brötchen serviert. Mit Sonnenblumen-Hack oder Tofu-Würfeln bereitet, ist das Kraut-Gulasch auch für Vegetarier genießbar.

Scharf, aber nicht zu scharf

Aus der Eifel-Crime-Comedy-Serie „Mord mit Aussicht“ stammt indes „Muschis Gulasch“, welches auch schön scharf, aber nicht zu scharf sein darf. In diesem Punkt sind sich Heike „Muschi“ Schäffer und ihr Mann Dietmar, genannt „Bär“, einig. In der Folge „Gulasch für den Geiselgangster“ verrät Geisel Heike Schäffer dem Gangster Klaus, was das Würzgeheimnis ihres Gulaschs ist. Sie schmeckt es mit Curry und ordentlich Schmand ab. Denn: Muschi und Bär essen gerne besonders deftig. Und nun: Viel Freude beim Nachkochen der Gulasch-Variationen!

In Anlehnung an die Folge „Gulasch für den Geiselgangster“ aus der TV-Serie „Mord mit Aussicht“ haben Ralf Kramp, Ira Schneider und Carsten Sebastian Henn das Rezept für „Das kriminelle Kochbuch“ (KBV-Verlag) nachgekocht und im Kriminalhaus in Hillesheim in Szene gesetzt.

Hier sind die Gulasch-Rezepte:

Kesselgulasch

Zutaten für 4 Personen

500 g sehr klein gewürfeltes Rind-, Kalb- oder Schweinegulasch (halb und halb geht auch)

500 g Zwiebeln

2 EL Öl oder Schweineschmalz

500 g geschälte und gewürfelte Tomaten (frisch oder aus der Dose), alternativ 100 g Tomatenmark

1 rote Paprikaschote

1 gelbe oder grüne Paprikaschote

500 g geschälte und gewürfelte Kartoffeln

500 ml Rotwein, 500 ml Wasser

2 Knoblauchzehen

Salz, Pfeffer, rosenscharfer Paprika, Kümmel

Petersilie

Zubereitung

Die Zwiebeln schälen, würfeln und in dem Öl anbraten, bis sie glasig und leicht braun sind. Die Gulaschwürfel zugeben und von allen Seiten ringsum bräunen lassen. Zerdrückte Knoblauchzehen, Tomaten, in Streifen geschnittenen Paprika und gewürfelte Kartoffeln zugeben. Mit Rotwein und Wasser angießen, mit Salz, Pfeffer, Paprika und Kümmel abschmecken und gute zwei Stunden bei geschlossenem Deckel schmoren lassen. In Suppentassen ausschenken und mit etwas Petersilie dekorieren.

Szegediner Gulasch

Zutaten für 4 Personen

500 g Rinder- oder Schweinegulasch (aus der Wade, von Hals oder Schulter)

250 g Zwiebeln

1 Paprikaschote (der Optik wegen)

250 g Sauerkraut

1 TL Tomatenmark

2 Knoblauchzehen

Salz, Zucker, Pfeffer, rosenscharfer Paprika und Kümmel

2 EL Öl oder Schweineschmalz

etwas Essig oder Weißwein

Schmand oder Sauerrahm

4 große runde Brötchen

Zubereitung

Die Zwiebeln schälen, würfeln und in dem Öl anbraten, bis sie glasig und leicht braun sind. Die Gulaschwürfel zugeben und von allen Seiten ringsum bräunen lassen. Das Sauerkraut auseinanderzupfen und obenauf geben. Mit etwas Wasser und Essig oder Weißwein angießen. Die Paprikaschote putzen und in feine Streifen schneiden. Die Knoblauchzehen durchdrücken. Beides dem Gulasch zugeben und mit Tomatenmark, Salz, Zucker, Pfeffer, Paprika und Kümmel abschmecken. Gute zwei Stunden bei geschlossenem Deckel schmoren lassen und nach Bedarf etwas Wasser oder weiteren Wein angießen. Mit einem Klecks Schmand oder Sauerrahm im Brötchen servieren.

Tipp

Die Brötchen aushöhlen, damit jeweils eine ordentliche Portion Gulasch hineinpasst.

Gut zu wissen: Szegediner Veggie-Gulasch

Für die vegetarische Variante 500 g Räuchertofu würfeln oder 170 g Sonnenblumen-Hack nach Packungsanleitung einweichen und vorbereiten. Das Veggie-Gulasch nur kurz schmoren lassen, bis das Gemüse gar ist.

Muschis Gulasch

(ein Rezept aus „Das kriminelle Kochbuch“, KBV-Verlag, Seite 86 f.)

Zutaten für 4 Personen

1 kg Rindergulasch (aus der Wade, von Hals oder Schulter)

1 kg Zwiebeln

2 Knoblauchzehen

etwas Schweineschmalz zum Anbraten

5 TL edelsüßer Paprika

2 Lorbeerblätter

Salz und Pfeffer nach Geschmack

1 rote Paprika

Wasser und trockener Rotwein zum Angießen und Ablöschen

2 TL Currypulver

1 TL Tomatenmark

Chilipulver nach Geschmack

Schmand nach Belieben

Petersilie

Zubereitung

Die Zwiebeln schälen und würfeln. Die rote Paprika putzen, entkernen und in feine Streifen schneiden. In der Zwischenzeit das Fett in einem Bräter oder Schmortopf erhitzen. Die Zwiebeln und den Knoblauch hineingeben und anbraten, bis sie glasig sind. Nun das Fleisch zugeben und die Würfel ringsum anbraten. Das Ganze mit soviel Wasser ablöschen, dass das Gulasch so gerade bedeckt ist. Den Paprika, das Paprikapulver, die Lorbeerblätter und etwas Salz und Pfeffer zugeben und für 2,5 Stunden mit geschlossenem Deckel schmoren lassen. Ab und zu die Flüssigkeitsmenge kontrollieren und mit weiterem Wasser oder auch etwas Rotwein angießen. Das Tomatenmark, den Curry und etwas Chilipulver zugeben und zu Ende köcheln lassen. Das Gulasch nach der Garzeit mit etwas Schmand abschmecken und mit etwas gehackter Petersilie bestreuen.

Blick hinter die Kulissen: Das kriminelle Kochbuch

Recherchieren, Kochen und Fotografieren was das Zeug hält

Immer schon träumten Ralf Kramp, Carsten S. Henn und ich von einem besonderen Krimikochbuch, das auch als Nachschlagewerk standhält. Manchmal muss man einfach seine Wünsche mitteilen und feststellen, dass man bereits Gleichgesinnte und ein gutes Team für das Projekt zusammen hat.

Wie es immer so ist: vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt und es war nicht immer leicht bei einem so umfangreichen Projekt, dessen Idee im April 2020 im ersten Lockdown, entstand, den Überblick zu bewahren. Denn nach einer rudimentären Ideen-Sammlung (Was isst oder trinkt welcher Ermittler? Und was genießen die Schurken?) stellten wir fest, dass das Feld viel weiter ist als wir zunächst annahmen. Und dass es viel zu viele Eiergerichte gibt!

Überblick behalten

Kriterien mussten also her und da war Ralf Kramp, der selbst Krimiautor ist und mit seiner Frau Monika in Hillesheim das Kriminalhaus mit 30.000 Bänden, somit die in Deutschland größte öffentliche Kriminalbibliothek besitzt, streng mit sich und den Co-Autoren. Nur, was wirklich auf Zitaten und Textquellen aus den Original-Werken fußt und auch der Bezeichnung „Speise“ standhält, sollte eine Rezept-Doppelseite im Buch bekommen. Darüber hinaus haben wir Getränke, bei denen sich Krimi-Autor und Weinjournalist Carsten S. Henn besonders gut auskennt, oder auch Rezepte wie „Kojak’s Lollis“ oder Jacques Berndorfs „Spiegeleier à la Gloria Gaynor“ in Form von Infokästen einfließen lassen.

Gelingsichere Rezepte

Als der Rezeptekanon stand, ging es ans Strukturieren der Kapitel, die von Frühstück bis Dessert für jede Mahlzeit kriminelle Speisen bereithalten. Es folgten die Rezeptsuche und das Probekochen. Denn die wenigsten Krimis enthalten ein vollständiges Rezept mit Mengenangaben zum Nachkochen. Selbstverständlich – und das war unser Anspruch – sollten die Speisen darüber hinaus einfach nachzukochen, also gelingsicher sein. Das wohl heikelste Rezept in der Umsetzung war die Eisbombe „Bombe Richelieu“, ein Fantasie-Rezept aus dem Film „Die Schlemmerorgie“. Denn im Film ist die Torte tischgroß, sodass ein Sprengsatz hineinpasst, und sie ist zudem aufwändigst dekoriert. Das Rezept haben wir uns dann quasi bis zum Schluss aufgehoben. Und hier muss man sagen: Chapeau! Ralf Kramp, der genau wie Carsten S. Henn und ich, ein begnadeter Hobbykoch ist, hat unter immensem Zeitdruck liebevoll aus Fondant Tortenkrone und Spitzen-Verzierung gebastelt, die dem Original sehr nahe kommt – eben nur im Maßstab 1:20.

Requisitensammlung des Kriminalhauses

Für die perfekte Aufnahme von Columbo’s Chili auf der Theke des Café Sherlock musste ich mit Höckerchen und Stativ „hoch hinaus“.

Last but not least – isst ja auch noch das Auge mit, sodass wir überlegen mussten, wie wir die Rezepte am besten in Szene setzen. Bei einem Krimi-Kochbuch liegt es auf der Hand, die typischen Merkmale der Schnüffler und Schurken mit ins Bild zu bringen. Und da hat uns die umfangreiche Sammlung des Kriminalhauses in Hillesheim geholfen. Ralf und Monika Kramp tragen seit über zwei Jahrzehnten Requisiten aus Original-Filmen und Serien zusammen und haben sogenannte Thementische in ihrem Caf`é Sherlock damit bestückt. Und so war natürlich vieles vorhanden: Für Columbo’s Chili hatten wir eine Zigarre mit Streichholzpackung seines Lieblingslokals, der berühmten Barney’s Beanery am Santa Monica Boulevard. Für „Muschis Gulasch“, eine Eifeler Spezialität aus der Crime-Comedy-Serie „Mord mit Aussicht“, sogar das original Notizbuch von Polizeiobermeister Dietmar Schäffer.

Und was nicht da war, wurde kurzerhand angefordert. Ralf Kramp nahm Kontakt auf zu Gustl Gotzler, dem ehemaligen Aufnahmeleiter der Serie „Der Kommissar“, und zu Bernd Malkus, dem ehemaligen Küchenchef der Kantine des Polizeipräsidiums in München, wo in etlichen Folgen „authentisch mit Publikum“ gedreht wurde. Und so kamen wir an einen Speiseplan mit typischen Gerichten aus der Kantine. Und tatsächlich servierte man hier in den 1970er Jahren die famose bayerische „Leberknödelsuppe“, die wir neben der Curry-Wurst, die gerne im Kölner „Tatort“ nach Feierabend an der berühmten Wurstbraterei mit Blick auf den Dom eingenommen wird, als deutsche Ermittler-Speisen mit in das Buch aufgenommen haben.

Um die Lieblingsgetränke der Ermittler und Schurken kümmerte sich Wein-Experte Carsten S. Henn und fand raus: Columbo, Wallander und Hannibal Lecter haben eines gemeinsam: sie trinken gerne Rotwein. Aber auch Kaffee, Tee, (Ginger-)Bier, Holunderwein, Likör, diverse Cocktails, Brandy und Whisky zählen zu den kriminellen Getränken.

Kurzum: Es gibt keinen Tisch im Café Sherlock des Kriminalhauses, an dem wir nicht eine Speise inszeniert oder auch probiert hätten. Und: wir haben weder Mühen noch Kosten gescheut, um das Buch so authentisch wirken zu lassen wie möglich. So sind auf 168 Seiten neben 40 Rezepten mit Foto der Speise auch jede Menge original Fotos aus Filmen und Serien eingeflossen. Sabine Hockertz in der „Grafikküche“ hat unseren verschiedenen Krimi-Buch-Elementen dann den letzten Schliff gegeben und jedes Kapitel optisch überzeugend eingerahmt. Das Team vom KBV-Verlag hat während der Aufnahmen topfwarm von den kriminellen Speisen probieren dürfen und sogar „Hühnerlebern“ wie bei Sam Spade oder „Scrapple“ wie bei Philip Marlowe – die das amerikanische Frühstück bereichern, fanden regen Zuspruch.

Das Kriminalhaus in Hillesheim … der Gastraum des Café Sherlock, wo es im Übrigen Columbo’s Chili auf der Karte gibt. Leberknödelsuppe auf Kantinentablett … und das am Tisch des Orient-Express!

Und welchem Krimi-Fan wird es nicht gleich warm ums Herz, wenn er bekannte Textstellen und Sequenzen mit Schnüfflern und Schurken von anno tobac und von heute wiedererkennt und nun auch gleich das passende Rezept dazu nachkochen kann? Garantiert giftfrei und gelingsicher.

(c) Fotos vom Making of: Ralf Kramp und Ira Schneider

Ein Interview mit den Autoren findet Ihr unter folgendem Link und einen Trailer mit Blick ins Buch hier.

Das kriminelle Kochbuch
Killer, Schnüffler und Rezepte

Kramp – Schneider – Henn
Hardcover, 168 Seiten

erschienen im KBV-Verlag, Hillesheim
ISBN 978-3-95441-545-8
30,00 Euro (D)

Das kriminelle Kochbuch – Killer, Schnüffler und Rezepte

Interview mit den Autoren und Blick ins Buch

Ralf Kramp, Ira Schneider und Carsten S. Henn haben gemeinsam „Das kriminelle Kochbuch“ im KBV-Verlag veröffentlicht und damit sich selbst und anderen Krimifans ein ultimatives Nachschlagewerk und Kochlesebuch kredenzt, das es bis dato so noch nicht gab. Hier im Interview des KBV-Verlags erzählen sie mehr über ihr Projekt.

Guten Tag zusammen. Mit „Das kriminelle Kochbuch – Killer, Schnüffler und Rezepte“ haben Sie als Autoren-Trio ein außergewöhnlich üppiges und reich bebildertes Werk auf den Markt gebracht. Worin besteht der Unterschied zu anderen Krimikochbüchern?


Kramp: Unser kriminelles Kochbuch ist kein gewöhnliches Krimikochbuch. Es ist ein Nachschlagewerk mit Rezepten zum Nachkochen, für das wir akribisch Textstellen und Filmsequenzen recherchiert haben. Das heißt: nur was wirklich in den Krimis genannt oder gezeigt wird, hat auch Eingang in das Buch gefunden. Von daher behaupten wir, das erste authentische Koch-Lesebuch geschaffen zu haben, das den Anspruch hat, gleichzeitig ein Nachschlagewerk zu sein.


Schneider: In den verschiedenen Kapiteln, die wir nach „Mörderisches am Morgen“, „Meuchelei am Mittag“, „Niedertracht am Nachmittag“ und „Abgang am Abend“ strukturiert haben, erfahren die Leser nicht nur welche Speisen und Getränke die Ermittler und Schurken zu welcher Tageszeit gerne in welchem Etablissement zu sich nehmen, sondern ebenso Erstaunliches und Wissenswertes rund um den jeweiligen Autor.


Henn: Hätten Sie beispielsweise gewusst, dass Hitchcock Hühnchen liebte – aber Eier hingegen hasste? Und genau dieses Hintergrundwissen lässt tief blicken.


Was haben Sie außerdem Faszinierendes herausgefunden?


Kramp: Außer Autoren, Ermittlern, Schurken und Speisen sind wir natürlich auch auf die unterschiedlichsten Mordmethoden gestoßen. Neben „Giftmorden“ ist bekanntlich auch der berühmte stumpfe Gegenstand ein beliebtes Mittel der Wahl. Sehr außergewöhnlich dargestellt in der Kurzgeschichte „Die Lammkeule“ von Robert Dahl – wo eine gefrorene Lammkeule zum Mordwerkzeug wird, das am Ende des Tages einfach als Beweismittel verschwindet, weil es den Ermittlern als köstliches Abendessen serviert wird.


Schneider: Ich musste wirklich lachen, als mein Co-Autor Ralf Kramp uns einen original orientalischen Zuckerhammer aus einem Hercule-Poirot-Roman mit den Worten „kann man im Haushalt nicht gebrauchen, außer als Mordwaffe“ präsentierte.


Henn: Man glaubt nicht, wieviel Bier in Krimis getrunken wird! So mancher Held hat sogar seine Lieblingsmarke. Auch andere Getränke spielen kriminalhistorisch eine gewichtige Rolle – zum Beispiel bei Jack the Ripper. Bis heute weiß niemand, wer hinter den Namen steckt, aber es lässt sich nachweisen, dass er gerne Ginger-Beer trank.

Für wen genau ist das Buch gedacht?


Kramp: Wir haben an alle Krimi-Fans gedacht. Von absoluten Klassikern wie Sherlock Holmes oder Philipp Marlowe über populäre italienische Romanhelden wie Andrea Camilleris Commissario Montalbano bis hin zu beliebten Serien wie „Mord mit Aussicht“ oder „Mord ist ihr Hobby“ haben wir eine reichhaltige Sammlung unterschiedlichster Charaktere und Krimis, in denen leidenschaftlich gespeist, getrunken und gemordet wird, für dieses Buch recherchieren können.


Schneider: Unser kriminelles Kochbuch hat aufgrund seiner reichhaltigen Bebilderung, zu der auch Originalfotos aus bekannten Verfilmungen und Serien zählen, einen besonderen Charakter und transportiert eine nostalgisch mörderische Stimmung, die zum Schmökern und zum authentischen Nachkochen einlädt. Da wir alle Rezepte selbst ausprobiert, gekocht, beschrieben und in Szene gesetzt haben, können wir guten Gewissens behaupten: die ausgewählten Rezepte sind allesamt gut zu Hause umsetzbar und durchweg für Hobbyköche geeignet.


Henn: Die Strukturierung des Buches lässt es zu, dass man das Buch häppchenweise und auch völlig unchronologisch lesen kann. Wer ein Krimi-Frühstück, ein Krimi-Picknick oder gar ein Krimi-Dinner plant, kann sich aus den einzelnen Kapiteln selbst Lieblingsspeisen für sein persönliches Menü zusammenstellen. Ich finde, mit den Fotos von Ira Schneider und den Requisiten aus dem berühmten Kriminalhaus ist uns ein wunderbares Zusammenspiel von Krimi und Kulinaria gelungen, das für Fans des Genres viel unterhaltsames Wissen enthält.


Welches Rezept hat Ihnen denn selbst am besten gefallen?


Kramp: Mich hat die Eisbombe aus dem Film „Die Schlemmerorgie“ schon immer tief beeindruckt.

Schneider: Ich war erstaunt über den tollen Geschmack eines Olivenpestos, das wir in einem Commissario Brunetti fanden. Dazu gibt es bei Donna Leon selbst sogar eine Weinempfehlung.

Henn: Bonds Martini & Co. sind an sich schon faszinierend nachzumixen, aber in Verbindung mit den Rezepten, die ebenfalls auf authentischen Quellen basieren, und den Storys lassen sie uns den jeweiligen Krimi aus einem ganz anderen Blickwinkel genießen.

Und ihr persönlicher Lieblings-Held ist … ?


Kramp: Ich bin altmodisch: Hercule Poirot und Miss Marple sind meine Favoriten – und sie haben beide ein feines kulinarisches Gespür!


Schneider: Ich liebe den von seinem Umfeld stets unterschätzten Columbo genauso wie den glatzköpfigen Lolli lutschenden Kojak.


Henn: Da muss ich als ehemaliger Messdiener natürlich Father Brown nennen. Mir kann es nicht skurril genug zugehen, und gerne mit feinem Witz.


Herzlichen Dank für das Interview.

Über die Autoren:

Ralf Kramp ist Autor und Krimi-Fachmann aus der Eifel. Er besitzt Deutschlands größte öffentliche Krimibibliothek (30.000 Bände) und ist begeisterter Hobbykoch.

Ira Schneider ist Food-Journalistin, verfasst Kochbücher und Reportagen zu genussvollen Themen und setzt mit großer Leidenschaft Lebensmittel fotografisch in Szene.

Carsten Sebastian Henn gilt in Deutschland als König des kulinarischen Krimis. Er ist Autor und Gastrokritiker und außerdem Chefredakteur der Zeitschrift Vinum.

Über das Buch:

Ein noch nie dagewesenes Nachschlagewerk und Koch-Lesebuch beantwortet endlich kulinarische Fragen rund um Ihren Lieblingskrimi und gibt Einblick in die Speisen-Vorlieben von Ermittlern und Schurken aus Literatur, Film und Fernsehen. Mit liebevoll nachgekochten und mit Requisiten fotografisch inszenierten Rezepten, die auf Zitaten und Textquellen aus den Original-Werken beruhen. Mit einem kleinen Trailer stellen die Autoren das Buch hier vor.

Das kriminelle Kochbuch
Killer, Schnüffler und Rezepte

Kramp – Schneider – Henn
Hardcover, 168 Seiten

erschienen im KBV-Verlag, Hillesheim
ISBN 978-3-95441-545-8
30,00 Euro (D)

Sauerkrautstampfen mit Slow Food auf dem Arche-Hof Windeck

Vitamin C-Vorrat für den Winter

Seit über 10 Jahren trifft sich die Slow Food-Gruppe Bergisches Land bereits zum Sauerkrautstampfen auf Höfen in der Region. In diesem Jahr fand das Event am 23. Oktober wieder auf dem Arche-Hof in Windeck bei Lisa Anschütz und Kalle Groß statt. Echte Sauerkraut-Fans schwören auf das selbstgemachte Kraut – der geschmackliche, aber auch der gesundheitliche Aspekt sind nicht von der Hand zu weisen. Wie man es traditionell in den Steintopf einmacht, aber wie man es auch für kleinere Haushalte ohne kalten Keller als Ferment für Salat haltbar macht, zeige ich hier.

Abwechslung im Glas

In diesem Jahr habe ich keinen großen Topf mitgebracht, sondern zwei Ansatzgläser, die jeweils 5 Liter fassen. Ich werde meinen Kohl nur kurz vergären lassen und als Salat oder als Brotzeitbeilage essen. Das ist auch sehr lecker.

Sauerkrautferment – Kohl für Salat im Glas

  • Kohl vierteln und reiben.
  • Kohlspäne mit der Faust stampfen, bis der Kohlsaft austritt.
  • Kohl in Gläser einschichten (2-3 cm zum Rand freilassen).
  • Mit Salzlake auffüllen (2 EL Salz auf 1 l Wasser).
  • 3-5 Tage offen an der Luft bei Zimmertemperatur stehen lassen (Milchsäuregärung).
  • Fertiges Ferment verschließen (im Kühlschrank aufheben).

Herkömmliche Methode „wie bei Oma“

Wer eine große Familie hat, ist froh – wenn er im Winter „ans Eingemachte“ gehen kann. Die meisten Mitglieder essen ihr Sauerkraut über das ganze Jahr verteilt, denn es hält sich bis zum nächsten Kappes-Event, wenn man es gut pflegt. Das heißt – nach Entnahme des Kohls müssen sich die Beschwerungssteine und der Sauerkrautsaft wieder über der Krautschicht befinden. Der Deckel muss aufgelegt und die Überlaufrinne mit frischem Wasser gefüllt werden. Im Übrigen sollte man sie wöchentlich kontrollieren, nach Bedarf säubern und frisch befüllen. Nur wenn das Kraut luftdicht abgeschlossen ist, hält es sich.

Kohl für Sauerkraut im Steintopf (Gärtopf) fermentieren

  • Kohl vierteln und reiben.
  • Kohlspäne schichtweise in einen Steintopf geben, etwas Salz (30 g pro kg Kohl) zugeben und mit einem Stampfer bearbeiten, bis Kohlsaft austritt.
  • Topf solange füllen und stampfen, bis er zu drei Viertel voll ist und der Kohlsaft schäumt.
  • Der Kohlsaft muss mehrere Zentimeter über dem eingestampften Kohl stehen.
  • Mit Weißkohlblättern abdecken. Die Beschwerungssteine (Zubehör beim Krauttopf) darüberlegen und kräftig herunterdrücken, sodass der Krautsaft wieder oben steht.
  • Den Topf mit dem Deckel verschließen und Wasser in die Überlaufrinne füllen (Luftabschluss gegen unerwünschte Bakterien).
  • Kohltopf circa 1 Woche bei Zimmertemperatur stehen lassen, damit die Milchsäuregärung in Fahrt kommt. Anschließend im Keller ruhen lassen und nicht öffnen.
  • Nach 6-8 Wochen Ruhezeit kann probiert werden.
  • Den Topf wieder genauso sorgfältig verschließen.

Sauerkraut – vielseitig in der Zubereitung

Auf die Frage hin, wie die Slow Food-Mitglieder ihr Sauerkraut am liebsten essen, kam fast unisono die Antwort: traditionell mit Kartoffelstampf und grober Wurst oder einem Stück Kasseler. In einigen Haushalten schwört man auch auf eine Sauerkraut-Lasagne oder Eintopf.

In diesem Jahr besuchte uns Silvia Schmidt und berichtete für den Rhein-Sieg-Anzeiger. Der Beitrag ist hier zu lesen.

Mehr über das Fermentieren:

Rezepte mit Rotkohl, den man ebenfalls fermentieren kann:

Leckeres von der Streuobstwiese

Streuobstwiesen sind nicht nur im Frühjahr, wenn sie in voller Blüte stehen, eine Augenweide – sondern auch im Herbst, wenn Äpfel, Birnen oder Quitten zwischen dem Laub rot oder golden leuchten und zu vielerlei Köstlichkeiten in der Herbstküche einladen.

Vielfalt auf dem Teller

So manchem lacht beim Anblick das Herz und er denkt sich: jetzt ein Stück Apfelkuchen. Und recht hat er, denn mit verschiedenen alten Sorten wie Boskoop, Cox oder Renette schmeckt der hausgemachte Kuchen nochmal so gut. Und auch mit Birnen und Quitten lässt sich in der Herbstküche zaubern. Neben Kuchen und fruchtigen Pies locken Gemüsebeilagen mit Obst. Wie wäre es mit einem Quitten-Zwiebelgemüse zu Kartoffelstampf oder mit gestuften Birnen?

Gestufte Birnen und Pöttschesäpel

Gestufte (also gedünstete und mit etwas Stärke und Butter gebundene) feingewürzte Birnen waren im Rheinland früher eine beliebte Beilage zu Schweinebraten oder auch Wildfleisch, wenn man keine Bratäpfel oder kein anderes Gemüse hatte. Eine bekannte Bratkartoffel-Variante aus dem Bergischen Land sind „Pöttschesäpel“. Rohe Kartoffelwürfel werden dafür in der Pfanne mit Speck knusprig gebraten. Dann gibt man frische, geschälte Birnen mit Kerngehäuse und Stiel dazu. Wenn die Birnen karamellisiert sind, ist das Gericht fertig. Man serviert dazu gebratene Blutwurst.

Streuobst für den Vorrat verarbeiten

Wenn die Früchte von der Streuobstwiese zu klein und uneben zum Schälen sind, dann empfiehlt es sich, ein Mus für den Vorrat daraus zu kochen. Die Früchte kann man hierfür mit Schale verarbeiten und nach dem Kochen durch ein Sieb streichen. In Schraubgläser eingefüllt und im Einkochtopf oder in einem Wasserbad für eine gute halbe Stunde konstant auf 90 Grad Celsius erhitzt, hat man im Handumdrehen einen kleinen Vorrat für den Winter angelegt. Auch Obstschnitze, die man bei 75 Grad Celsius im Backofen oder einem Dörrautomaten trocknet, eignen sich zum Aufheben. Sie laden nicht nur zum Naschen ein, sondern süßen auch Müsli und Porridge oder sind eine leckere Zutat, um Gulasch- und Pfannengerichte süß-säuerlich abzuschmecken.

Hier sind einige Rezept-Ideen, die natürlich auch mit gekauftem Obst umgesetzt werden können. Denn nicht jeder hat das Glück eine Streuobstwiese in der Nähe zu haben. Auf dem Portal www.mundraub.org erfährt man im Übrigen, wo man Wild- und Streuobst auf öffentlichen Plätzen oder mit Einverständnis der Eigentümer ernten kann.

Streuobstwiesen-Apfelkuchen

Zutaten für 1 Spring- oder Quicheform

275 g Dinkelmehl

2 TL Backpulver

150 g weiche Butter

100 g flüssiger Honig

1 Ei

etwas Vanillezucker und Zimt

4 – 6 Streuobstäpfel

Fett und Grießmehl zum Ausstreuen der Kuchenform

Zubereitung

Die Zutaten in eine Schüssel geben und einen Knetteig bereiten. Diesen kurz ruhen lassen und dann in zwei Stücke teilen. Diese in Größe der Backform zu einem Kreis ausrollen. Die eine Hälfte in die gefettete und ausgestreute Springform geben. Dann die Äpfel schälen, vierteln, entkernen und auf Stückchen schneiden. Mit Vanillezucker und Zimt mischen und gleichmäßig auf dem Teig in der Springform verteilen. Die andere Hälfte des Teigs aufsetzen und andrücken.

Bei 175 Grad Celsius Ober-Unterhitze eine gute Stunde backen.

Getrocknete Apfelringe

Für 100 g getrocknete Apfelringe benötigt man circa 1 kg Frischobst.

Zubereitung

Die Äpfel waschen, nach Gusto auch schälen. Mit einem Apfelausstecher das Kerngehäuse entfernen und die Äpfel in 4-5 mm dicke Ringe schneiden. Die Apfelringe mit etwas Zitronensaft bestreichen, damit sie nicht braun werden. Auf mit Backpapier ausgelegte Bleche geben und bei 75 Grad Celsius Umluft im Backofen circa 2 Stunden trocknen lassen. In einer Dose oder einem Glas aufbewahren.

Tipp

Besonders rotschalige Apfelringe machen sich – auf eine Wurstschnur aufgereiht in der Vorweihnachtszeit gut als Dekoration.

Gestufte Birnen

Zutaten für 4 Personen 

3-4 festkochende Streuobstbirnen

1 Zimtstange oder 2 Nelken

Saft von 1 Zitrone oder ein Schuss Essig

250 ml Wasser

Zucker

1 Stich Butter

Stärkemehl zum Binden

Zubereitung

Die Birnen schälen und vierteln. In etwas Zuckerwasser mit der Zimtstange oder den Nelken und einem Schuss Zitrone oder Essig weichkochen. Mit etwas angerührtem Stärkemehl und Butter abbinden. Als Beilage zu Schweinebraten oder Wildfleisch servieren.

Streuobstapfel- oder birnenmus

Zutaten für 4 Personen

1 kg Streuobst

125 ml Wasser

Saft von ½ Zitrone

Zucker, Vanillezucker und Zimt nach Geschmack

bei süßen Früchten wie Birnen noch weiteren Zitronensaft zum Abschmecken

Zubereitung

Die Äpfel oder Birnen waschen, vierteln und entkernen. In einem großen Topf mit Wasser und Zitronensaft weichkochen lassen. Durch eine flotte Lotte geben. Mit Vanillezucker, Zimt, Zucker und Zitronensaft abschmecken.

Einkochen für den Vorrat

Größere Mengen für den Vorrat in Schraubgläser abfüllen, verschließen und in einem Wasserbad oder Einkochtopf für 20-30 Minuten auf 90 Grad erhitzen.

Gut zu wissen

Wer kein Streuobst hat, kann auch säuerliche Apfelsorten wie Boskoop, Rubinette oder Elstar vom Erzeuger gut für ein Apfelmus nehmen. Bei den Birnen eignen sich späte, nicht so süße Sorten wie die Vereinsdechantsbirne (im Bild bei Rezept „Gestufte Birnen“) oder die Gute Graue.

Quittenmus

Für Quittenmus die Früchte zunächst mit einer Bürste oder einem Lappen gut abreiben, damit ihr grauer Flaum verschwindet. Dann die Früchte wie Pellkartoffeln kochen. Das erspart die Schnitzerei. Denn ihr Fruchtfleisch ist sehr hart. Wenn die Früchte gar sind, abkühlen lassen und halbieren, das Kerngehäuse entfernen und das Fruchtfleisch samt Schale mithilfe eines Pürierstabs oder Mixers zerkleinern. Nach Geschmack mit Zucker und Zitronensaft verfeinern und in Schraubgläser füllen. Diese in einem Wasserbad oder Einkochtopf für ca. 20-30 Minuten auf 90 Grad Celsius erhitzen.

Fremdenverkehr und Sommerfrische im Rhein-Sieg-Kreis

Jahrbuch 2022 widmet sich dem Thema Tourismus und Ausflüge

Pünktlich zum Beginn der Herbstferien ist das neue Jahrbuch des Rhein-Sieg-Kreises erschienen. Der Sonnenschirm auf dem Titelbild deutet es bereits an: bunt ist das Angebot an Ausflügen, Themenrouten oder Sehenswürdigkeiten, denen sich die Autoren des Bandes in Einzelbeiträgen widmen – ob Siebengebirge mit Drachenfels, Römerspuren zwischen Voreifel und Ville, römische Denkmäler und traumhafte Burgen entlang der Apfelroute oder auf den Spuren von Dichtern und Fernsehstars …

Adendorf steht in der langen Tradition der rheinischen Steinzeugproduktion, die um 1200 begann. Wenige Familienbetriebe beherrschten das Handwerk und wanderten von Frechen über Siegburg in den Westerwald. Von dort aus kamen sie Mitte des 18. Jahrhunderts nach Adendorf.

Ein Themenwanderweg rund um die Adendorfer Töpfergeschichte

Da ich gebürtig aus dem Töpferort Wachtberg-Adendorf stamme, bin ich für das Jahrbuch 2022 auf einem Themen-Rundweg den ansässigen Kannebäckern gefolgt. Ein Töpferpfad, der die Ansiedlung des Handwerks ab 1743 in Adendorf, aber auch den Weg vom Ton zum Topf beschreibt, begeistert nicht nur mit besonderen Panoramen (wie hier im Bild die Tongrube) – sondern gibt auch Einblicke in die praktische Arbeit der letzten Töpfer.

Deren Türen stehen nach Vereinbarung offen mit Werkstattbesichtigungen und Töpferkursen. Im Rahmen des Beitrags durfte ich den Töpfermeister Thomas Hansen bei dem uralten Salzbrandverfahren mit der Kamera begleiten. Es gibt ferner Einblicke in ein altes Fotoalbum der Töpferfamilie Günther, die über eine 160-jährige Familientradition verfügt und noch einen historischen Kasseler Langofen von 1912 in ihrem Hof ausgestellt hat. Außerdem hat Töpfermeister Peter Hansen über seine Spezialisierung mit Leuchtkugeln im Keramikdesign und den stetigen Wandel des Handwerks berichtet.

Einst gab es nahezu 50 familiengeführte Töpferwerkstätten in Adendorf. Vor den Häusern der ehemaligen Betriebe macht heute eine in den Gehweg eingelassene rote Tonfliese mit eingeritztem Krug (dem Symbol der Töpferzunft) aufmerksam.

Die ehemalige Ortsvorsteherin und Wachtberger Vize-Bürgermeisterin Ursula Perkams und die Kunsthistorikerin Dr. Margit Euler hatten den Themenwanderweg 2009 zusammen mit den letzten Töpfern eröffnet und gemeinsam mit der Aktionsgemeinschaft für den Schutz der Landschaft in Wachtberg und Umgebung e.V. und der Rhein-Voreifel-Touristik angelegt.

Auf einem drei Kilometer langen Rundweg mit Infotafeln ist die Geschichte der Adendorfer Töpfer anschaulich umgesetzt.

Unter dem Dach der Töpferei Thomas Hansen findet sich für Ausflügler, die eine Führung gebucht haben, neben der Werkstatt und ihren einzelnen Fertigungsstationen im Übrigen ein Töpfermuseum (private Sammlung) mit 300 Gegenstände von allen Adendorfer Töpfern aus den vergangenen 200 Jahren beherbergt.

Naherholung und landschaftliche Schönheiten

„Die aktuelle Ausgabe macht deutlich, warum sich der Rhein-Sieg-Kreis so gut eignet, wenn es darum geht, Naherholung und landschaftliche Schönheiten zu erleben und besondere Orte kennenzulernen. Ebenso legt sie aber auch dar, dass diese Region mit ihren umfangreichen Möglichkeiten und Sehenswürdigkeiten ein gern gebuchtes Ziel für Reisende von auswärts ist. Überdies gewährt sie einen hervorragenden Einblick in vielfältige Aspekte des Fremdenverkehrs von damals und heute“, heißt es in der Verlagsankündigung.

Das Buch ist Anfang Oktober 2021 in der edition Blattwelt erschienen und kostet 13,50 Euro. Es ist direkt beim Verlag oder auch im Buchhandel erhältlich.

Rotkohl – Küchentraum in Violett

Je nach ph-Wert des Bodens ist er mal blauer, mal violetter. Ob er nun Blaukraut oder Rotkohl heißt, ist eigentlich egal. Denn seine kräftige Farbe und sein Geschmack machen ihn zum Liebling vieler Herbst- und Wintergerichte. Jetzt ist die neue Ernte da!

Der Milde unter den Kohlköpfen

Anders als die meisten seiner Brassica-Verwandten hat der Rotkohl keinen typischen Kohlgeschmack, sondern ein eher mild-süßliches Aroma. Er eignet sich daher nicht nur für Gemüsekreationen, sondern auch bestens für Salate – zum Beispiel in Kombination mit Früchten wie Äpfeln, Birnen, Trauben, Backpflaumen oder Nüssen. Als Rotkohl-Suppe, Krautwickel, in einer Tarte oder auch als Farbtupfer in Gemüsepfannen hat er in der modernen Küche den Aufstieg von der traditionellen Beilage zum Hauptgericht geschafft. Und sogar als Smoothie und Superfood macht er neuerdings von sich reden!

Heimisches Superfood

Rotkohl ist von seiner Statur etwas kleiner und fester als Weißkohl, steht seinem großen Bruder aber ernährungsphysiologisch betrachtet in nichts nach. Mit 23 Kilokalorien pro 100 Gramm zählt Rotkohl zu den kalorienarmen Gemüsen, die auf natürliche Art und Weise sekundäre Pflanzenstoffe und Ballaststoffe für einen gesunden Darm liefern. Rotkohl ist zudem sehr vitamin- und mineralstoffreich. Er enthält vor allem die Vitamine C und E, ferner die Vitamine B 6, B 9 (Folsäure) und K, darüber hinaus Kalium, Kalzium, Magnesium, Eisen und Senföle. Sowohl durch seine blauen Pflanzenfarbstoffe (Anthocyane), die antioxidativ wirken und die Pflanze unter anderem vor zu viel UV-Licht schützen, als auch durch die scharf schmeckenden Senföle, mit der die Pflanze Fressfeinde in der Natur abwehrt, besitzt der Kohl entzündungshemmende und das immunstärkende Eigenschaften. Gerade in der kalten Jahreszeit, wenn verhältnismäßig wenig heimisches Obst und Gemüse verfügbar ist, stellt Rotkohl das Superfood schlechthin.

Fermentiert für den Vorrat

Auch fermentiert schmeckt Rotkohlsalat prima. Man vermengt den feingeriebenen Kohl mit 1,5 TL Salz und knetet ihn – bis Saft austritt. Eine fein geriebene Zwiebel, einen geriebenen Apfel und Gewürze zugeben und das Ganze in saubere Gläser füllen. Man gießt mit dem Rotkohlsaft oder mit etwas Wasser bis einen Fingerbreit unter den Glasansatz auf und lässt den Salat für drei Tage bei Zimmertemperatur gären. Im Anschluss Gläser verschließen und bis zum Verzehr im Kühlschrank aufheben.

Rezepte

Rotkohlsalat oder -gemüse im Glas

Zutaten für 4 Schraubgläser à 400 ml

1 kg Rotkohl

1-2 gestrichene TL Salz

300 ml Apfelsaft

100 ml milder Apfelessig

20-40 g Zucker oder Honig

Pfeffer oder Piment und Nelken nach Geschmack

Zubereitung

Den Rotkohl putzen und vierteln, den Strunk entfernen und die Viertel in feine Streifen schneiden oder auf einer Reibe raspeln.

Mit dem Salz mischen und die Streifen (ähnlich wie bei der Sauerkrautbereitung) in ein Gefäß einstampfen bis der Kohlsaft austritt. Die Masse mit einem Teller und einem Gewicht beschweren und über Nacht ruhen lassen.

Am nächsten Tag die Kohlmasse absieben und den Saft auffangen.  

Den Apfelsaft und die Gewürze mit dem Zucker oder Honig verrühren, mit dem Kohlsaft abschmecken und aufkochen lassen. Den Kohl zugeben und alles einmal gut aufkochen lassen. Dann kochend heiß gleichmäßig mit dem Sud in die vorbereiteten Gläser füllen und fest verschließen.

Die Gläser kühl und dunkel lagern. Sie halten sich etwa 12 Monate.

Apfelrotkohlsalat – ein Rezept aus dem Band „Saarländische Küchenklassiker – Kerschdscher, Schweinskäs und Zwiwweltunk“ (Wartberg Verlag)

Zutaten für 4 Personen

½ Rotkohl

2 süß-säuerlich schmeckende Äpfel (z.B. Elstar oder Rubinette)

6 EL Rapsöl

2 EL Kräuter- oder Weißweinessig

Salz, Pfeffer, Zucker

Gehackte Zwiebel oder Lauchzwiebeln nach Geschmack

Zubereitung

Den halben Kohlkopf putzen. Dafür äußere Blätter sowie harte Rippen entfernen, vierteln und Strunk rausschneiden. Den Kohl mit einem großen Gemüsemesser auf etwa fünf Millimeter breite Streifen schneiden. Mit einem Kartoffelstampfer die Kohlstreifen etwas anstampfen, bis Saft austritt. Der Kohl wird so weicher und bekömmlicher. Aus Rapsöl, Essig, Salz, Pfeffer und Zucker eine Marinade rühren. Nach Geschmack noch eine gehackte Zwiebel oder Lauchzwiebel dazugeben. Die Marinade über den Kohl gießen und gut durchmengen. Die Äpfel schälen, reiben oder auf kleine Stückchen schneiden und unterheben. Vor dem Servieren den Salat etwas durchziehen lassen.

Tipp

Für ein frisch gekochtes Apfelrotkohl-Gemüse die doppelte Menge der Zutaten einfach in etwas Schmalz andünsten und unter Zugabe von Wasser oder Apfelsaft garen. Mit etwas Speisestärke oder Apfelkompott binden. Als Gewürze passen gut Nelken, Lorbeer, Zimt und Wacholderbeeren.

Eine Region im Ausnahmezustand: Flamersheim an der Steinbachtalsperre – Protokoll einer Evakuierung

Oder: Die Nacht, in der alles gleichzeitig zusammenbrach und unsere Technikgläubigkeit erschüttert wurde

Aufgezeichnet von Ira Schneider, Betroffene

Aus gegebenen Anlass berichte ich in diesem Monats-Beitrag bewusst über ein aktuelles Erlebnis. Viele haben in den Medien die Flutwasser-Katastrophe verfolgt, die Mitte Juli 2021 Teile von NRW und Rheinland-Pfalz in einen Ausnahmezustand versetzt hat. Das „Jahrhundert-Ereignis“ hat viele Menschen in der Region hart getroffen und die Bevölkerung tief erschüttert. Vor allem das Ahrtal und Teile der Eifel sind durch das Hochwasser-Unglück in einem Zerstörungszustand versetzt, den es seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gegeben hat. Was in der Nacht zum 15. Juli vielerorts passierte, entzieht sich der menschlichen Vorstellungskraft. Auch in Flamersheim an der Steinbachtalsperre, wo ich lebe und mit meinem Redaktionsbüro mit Fotoküche arbeite, hat der Kreis Euskirchen noch in der Nacht den Katastrophenfall ausgerufen und die Menschen evakuiert.

Mittwoch, 14. Juli 2021

9 Uhr: Es hatte die ganze Nacht geregnet. Ich bin froh, dass es am Morgen aufhört und ich trockenen Fußes zu meiner Covid-Impfung gelange. Auf dem Rückweg mache ich noch ein paar Besorgungen für eine Foto-Strecke mit Pilzen.

12 Uhr: Es fängt wieder an wie aus Kübeln zu schütten. Den ganzen Nachmittag ist es dunkel und ich habe nicht so recht Lust mit meinem Shooting anzufangen. Von der Impfung habe ich Arm-, Kopf- und Nackenschmerzen bekommen.

16.30 Uhr: In der Tiefgarage steigt das Wasser, sodass alle ihre Autos rausfahren.

19.30 Uhr: Der Strom fällt aus. Zeitgleich das Internet und das Handy-Netz. Die Nachbarn hier im Mehrfamilienhaus laufen im Treppenhaus zusammen und wir schauen im Keller nach, ob der Ausfall etwas mit der Hauptsicherung zu tun hat. Das Wasser presst sich an einigen Stellen durch Rohrdichtungen in den Keller, ist aber mit dem Unterstellen von Eimern zu regeln, während draußen die Hauseingänge volllaufen und das Wasser von Kirchheim aus kommend circa 30 cm hoch die Straße am Haus vorbeiläuft. Im Nachbarhaus kommen die Bewohner schon gar nicht mehr zur Haustüre rein, ohne durch kniehohes Wasser zu waten. Eine Nachbarin steigt durch das Parterre-Fenster ins Haus ein. Es ist nicht mehr möglich, ohne hohe Gummistiefel nach draußen zu gehen.

20.30 Uhr: In der Nachbarschaft hört man die ersten Flamersheimer ihre Keller auspumpen.

21.30 Uhr: Der Wasserstrom, der die Straße herunter in die Mitte des Ortes läuft, nimmt an Fahrt auf. Die Feuerwehr ist überall im Einsatz. Autos, die vorbeifahren, kommen kaum noch durch das Wasser durch. Die parkenden Autos werden zunehmend mit Wasser umspült. Wir gehen noch einmal in den Keller. Aufatmen. Noch ist alles trocken.

22.30 Uhr: Wir sitzen „bei Kerzenlicht“ und unterhalten uns über den Starkregen-Sommer 2016 – als sich schon einmal hier in der Region übermäßig viel Wasser seinen Weg über die Bäche in die Keller bahnte. Von überall her hört man nun geschäftiges Treiben und Sirenen. Im Unterdorf scheint die Lage schlimmer zu sein als hier bei uns im Wohngebiet Im Reiherflug. Noch immer sind Strom, Internet und Handynetz weg. Tage später erfahren wir, dass der Kreis Euskirchen um 22:41 Uhr auf Facebook eine Mitteilung herausgegeben hat – dass Teile von Flamersheim und Schweinheim in der Nacht evakuiert werden. Es bestehe in Teilen des Kreises akute Lebensgefahr.

23.30 Uhr: Trotz der ganzen Unruhe draußen begeben wir uns zur Ruhe. Denn der Wasserstrom – der eben noch die Straße herunterlief – hat sich beruhigt und ist größtenteils abgeflossen. Im Schlafzimmer hört man immer noch das Abpumpen der Keller. Ich ziehe deshalb ins Wohnzimmer um. Die Kopf- und Gliederschmerzen von der Impfung sind stärker geworden und ich bin froh, als ich endlich liege und einschlafe.

Donnerstag, 15. Juli 2021

3.30 Uhr: Ich wache auf, denn ich habe linksseitig vom Scheitel bis zur Sohle sehr starke Schmerzen und mir ist heiß. Ich bin beunruhigt, da mir auch der Brustkorb weh tut. Ich denke an die Worte meiner Hausärztin, dass es durch die Covid-Impfung mit Biontech in wenigen Fällen zu einer Brustmuskelentzündung gekommen ist und man sich beobachten solle. Ich liege wach und horche in mich rein. Da ich die Rolladen nicht runtergemacht habe, sehe ich durch das Fenster Blaulicht …  

3.40 Uhr: Ein Feuerwehr-Bus fährt mit einer Sirene rund und macht eine Durchsage. Ich bin irritiert und neugierig. Durch das gekippte Fenster kann ich die Durchsage nicht richtig verstehen. „Achtung, Achtung – hier spricht die Feuerwehr …“ – und was dann?

3.42 Uhr: Die dritte Durchsage kommt und ich habe die Balkontüre aufgemacht, schneide die Sequenz mit meinem Handy mit: „Achtung, Achtung – hier spricht die Feuerwehr. Es besteht eine akute Gefahrensituation. Bitte räumen Sie Ihre Häuser und finden sich beim Sammelplatz Edeka in Flamersheim ein.“ Mist … was mach ich jetzt? Noch immer ist der Strom weg und greife zu meiner kleinen Laterne mit Batterie-Kerze. Ich irre durch die Wohnung ins Schlafzimmer zum Kleiderschrank, wo ich mir die oberste Jeanshose greife und überstreife. Ich nehme die Schuhe mit Reißverschluss – das geht schneller. Das Schlafanzug-Oberteil bleibt an, nur schnell eine Jacke drüber und die Handtasche und das Handy mit. Das Feuerwehr-Auto ist weg. Aber ich höre keine Nachbarn im Treppenhaus. Auch draußen ist alles still, bis auf die Pumpen. Hat den Spruch etwa niemand gehört außer mir? Mist … ich muss die anderen wecken.

3.47 Uhr: Ich klopfe und bollere wie verrückt an die Türen der Nachbarn. Mir tun schon die Fingerknöchel weh. Es dauert einige Minuten, bis sie in der Etagentüre stehen. Ich berichte von dem Aufruf. Ungläubigkeit. Während sich die Nachbarn hier auf der Etage fertig machen, gehe ich rauf – weitere Nachbarn rausklopfen. Ein Paar hört nichts. Ich mache weiter, bis alle anderen fertig sind. Das Paar ganz oben im Haus bekommen wir definitiv nicht wach. Es muss zurückbleiben. Meine Nachbarin fragt mich, ob sie ihr Portemonnaie mitnehmen soll. Ich nicke.

4.00 Uhr: Wir sind auf dem Weg zum Edeka-Parkplatz. Als wir an einem parkenden Feuerwehrauto vorbeikommen, berichten wir von dem Paar, das noch im Haus ist. Die Feuerwehr sagt: Daran könne man jetzt nichts ändern. Man fahre die ganze Nacht mit der Durchsage rund. Entweder sie hören es oder nicht. Wir fragen uns, was das für eine Gefahrensituation ist, in der wir uns befinden. Hat es etwas mit dem Stromausfall zu tun? Oder sind durch das Unwetter Gasleitungen beschädigt? Oder ist irgendwo ein AKW-Unfall passiert? Daran mag ich jetzt nicht denken, sage ich den Nachbarn. Halt! Wir müssen noch einmal zurück. Mein Nachbar hat seinen Stock vergessen, ohne den mag er nicht weiter gehen. Wir sehen nun nach und nach Leute in Richtung Edeka laufen oder auch mit Autos fahren. Die Feuerwehr hilft gehbehinderten Menschen aus ihren Wohnungen.

4.30 Uhr: Der Edeka-Parkplatz ist voll mit Autos und Leuten. Einige haben sogar Koffer und anderes Gepäck dabei. Ich staune. Ein Feuerwehrmann mit Flüstertüte kommt und berichtet kurz, was los ist. Da die Steinbachtalsperre droht überzulaufen und die Staumauer brechen könnte, wird man uns nun mit Bussen in eine Turnhalle nach Kuchenheim bringen. Ein Raunen geht durch die Menge. Die Busse mit Aufschrift „Sonderfahrt“ fahren zügig vor und wir steigen ein. Mein Nachbar regt sich auf über die Durchsage der Feuerwehr „Räumen Sie die Häuser …“. Er hat vor 80 Jahren bereits nächtliche Evakuierungen und später, als er 13 Jahre alt war, eine Vertreibung mit Zwangsarbeit mitgemacht. Die Kindheit – von der er zwischenzeitlich zu glauben schien, sie sei „nur“ ein Film gewesen, kommt in dieser Nacht in ihm hoch und ist wieder präsent.

4.40 Uhr: Am Halleneingang werden alle mit Namen und Adresse registriert. Man fragt nach der Covid-Impfung. Die Turnhalle ist zunächst in drei Räume aufgeteilt: Vollständig durchgeimpft, nicht vollständig durchgeimpft, Sonderfälle. Leute, die keine Maske dabeihaben, müssen draußen warten, bis Masken kommen. Nach und nach kommen immer mehr Leute aus dem Ort an und haben auch ihre Tiere dabei, Hunde an der Leine, Katzen in Käfigen. Die Hallenaufteilung wird aufgehoben.

5.00 Uhr: Wir haben uns auf die Tribüne der Turnhalle gesetzt und warten auf neue Nachrichten. Noch immer sind Internet und Handyempfang tot. Trotzdem versuche ich immer wieder, Botschaften an die Familie abzusetzen. Zwischendurch lege ich mich immer wieder hin, weil ich Schmerzen habe und nicht mehr sitzen kann. Die Maske auf meinem Gesicht ist warm und ich werde müde, schlafe immer wieder kurz ein trotz des Trubels. Ich mache die Augen auf und sehe eine junge Frau mit einem ein bis zwei Tage alten Säugling, eine ältere Frau mit Rollator, die später erzählen wird, dass sie am Mittag zuvor aus dem Krankenhaus entlassen wurde und eine Wundversorgung braucht, eine Familie mit Kindern, die allesamt noch im Schlafanzug und barfuß sind, immer mehr Leute mit Tieren in Käfigen oder großen Hunden an der Leine.

7.20 Uhr: Statt neuen Informationen kommt eine Gulaschsuppe. Die ganze Situation ist surreal. Die Leute, die morgens Tabletten einnehmen müssen, sind allerdings froh – dass es etwas zu essen gibt. Wie kann die Steinbachtalsperre überlaufen oder auch der Damm brechen? Mein Nachbar erzählt, dass er die Talsperre mit einer Führung besichtigt habe und es Schleusenräder zum gezielten Wasserablassen gebe und auch einen Abfluss. Und er wundert sich. Und er wundert sich auch darüber, dass uns über die Warnapp NINA keine Warnung erreicht hat.

9.00 Uhr: Ein schwarzer Kaffee und ein trockenes Brötchen werden angeboten, auch etwas Obst. Die Hilfskräfte vom Malteser und vom Roten Kreuz können nichts zur aktuellen Lage oder auch zum weiteren Ablauf des Tages sagen. Immerhin hat die Halle in Kuchenheim Strom und ich habe glücklicherweise in letzter Minute noch an mein Handykabel zum Aufladen gedacht. Doch es gibt noch immer kein Internet oder Handynetz. Es ist nicht möglich, tagesaktuelle Termine abzusagen. Auch meine Familie kann ich nicht erreichen.

12.00 Uhr: Ein Bäcker aus dem Ort hat Brötchen und Gebäck gebracht. Die Lieferung war für ein Seniorenheim bestimmt, wird erzählt. Wegen des Unwetters konnte aber nicht ausgeliefert werden.

13.00 Uhr: Wir warten und warten. Stunde um Stunde vergehen in der Abgeschiedenheit der Turnhalle, während sich draußen Schreckliches ereignet hat – von dem wir aber rein gar nichts wissen oder ahnen.

15.00 Uhr: Ein Feuerwehr-Einsatzleiter sagt, dass die Lage sehr ernst sei und noch keine Entwarnung gegeben werden könne. Man bittet uns, in der Halle zu bleiben und auch hier zu übernachten. Wer eine Möglichkeit hat, bei Verwandten unterzukommen, kann die Halle nach Abmelden seiner Person verlassen – sofern die Straßen überhaupt befahrbar sind. Viele Verkehrswege seien überschwemmt, gesperrt oder kaputt. Da keine Kommunikation nach außen möglich ist und Verwandte nicht erreicht werden können, bleiben die allermeisten. Denn hier sind wir sicher, haben Strom und warme Getränke. In den Medien wird an diesem Tag von einem Experten berichtet, der die Talsperre als „sehr instabil“ eingestuft hat. Der Damm weise tiefe Furchen auf und könnte brechen. Der Ablass der Talsperre sei verstopft und das Wasser könnte nicht kontrolliert abgelassen werden. Man pumpe die Talsperre zurzeit mit Kräften von THW und Feuerwehr ab und habe zwischenzeitlich auch Teile von Rheinbach evakuiert. Doch diese Nachrichten gelangen nicht zu uns.

15.30 Uhr: Feldbetten kommen. Das Aufbauen der Gestänge fällt mir leicht dank zahlreicher Camping-Urlaube.

19.00 Uhr: Eine Linsensuppe zum Abendbrot.

22.00 Uhr Die erste Nacht mit circa 140 Personen in der Halle plus Tieren ist okay und erstaunlicherweise angenehmer als ein Dreibett-Zimmer im Krankenhaus, denn die Akustik der Halle eliminiert Schnarch- und andere Geräusche erstaunlich gut. Zum Glück sind meine Impfnachwirkungen besser, trotzdem wache ich immer wieder auf. Habe ich das alles nur geträumt?

Freitag, 16. Juli 2021

5.00 Uhr Ich schaue auf mein Handy, denn die Uhr in der Turnhalle ist nachts aus. Weitere Einsatzkräfte rücken an.

8.00 Uhr Es gibt Frühstück und man hat für uns Zahnbürsten und Handtücher organisiert. Offenbar dauert das Ganze hier nun doch länger als gedacht.

12.00 Uhr: Einige Leute sind gegen Empfehlung und auf eigenes Risiko noch einmal kurz nach Hause, um Tabletten, Kleidung und Auto zu holen oder Tiere zu versorgen. Sie bringen auch Radios mit. Und so erfahren wir, dass das Unwetter gleichzeitig an Ahr, Swist und Erft sowie in der Eifel massiv gewütet hat und hören von zahlreichen Toten und Vermissten. Wie sich nachher herausstellen wird, wussten alle – die TV oder Internet empfangen konnten – selbst im Ausland – mehr über unsere Evakuierungssituation als wir selbst.

Der Freitag plätschert ähnlich wie der Donnerstag dahin. Der Tagesablauf ist lediglich strukturiert durch drei Mahlzeiten, die uns die Einsatzkräfte bringen. Mein Nachbar sagt, wenn er wieder zu Hause ist, gibt es erst einmal keine Eintöpfe mehr bei ihm.

Leute aus Schweinheim, die mit uns in der Halle sind, hat es hart getroffen. Denn der Ort liegt direkt unterhalb der Steinbachtalsperre. Sie berichten von zerstörten Häusern, dramatischen Rettungsaktionen von Dächern in der Evakuierungsnacht und weggespülten Autos. Sie haben nur noch das, was sie am Leib tragen. Und mit 80 Jahren fängt man nicht mehr von vorne an, sagt eine Betroffene trocken. Auch einige Flamersheimer haben nicht nur Wasser im Keller, sondern werden ihre Häuser zunächst nicht bewohnen können – da auch das Erdgeschoss unterspült wurde. Ich wundere mich, wie gefasst diese Menschen sind. Erste Hilfsangebote von den Hallenbewohnern werden an sie herangetragen und man merkt, wie gut es beiden Seiten tut. Covid ist auf einmal kein Thema mehr und die Menschen scheinen trotz oder gerade wegen der fatalen Situation, die über uns schwebt wie ein Damoklesschwert, zusammenzurücken.

Zudem: Es ist für alle ein merkwürdiges Gefühl „über Nacht“ in einem erklärten Krisen- und Unglücksgebiet zu wohnen, wo nun THW, Feuerwehr und Bundeswehr im Einsatz sind, Erste-Reihe-Politiker mit Hubschraubern anreisen – um sich ein Bild von der Lage in der Region zu machen – während sich die Evakuierten selbst keinen Überblick über die Überschwemmung in ihrer Wohnung oder ihrem Geschäft machen können. Und es tut gut, in der Situation nicht alleine zu sein.

Die Hilfskräfte, die in unserer Halle im Einsatz sind, haben nun eine Kleiderkammer eingerichtet. Ich nehme mir auch ein sauberes T-Shirt, denn zwischenzeitlich ist das Wetter – Gott sei dank – umgeschlagen und die Sonne brennt. Mein langärmeliges Schlafanzugoberteil ist definitiv zu warm und an diesem Freitag bekomme ich sogar einen Sonnenbrand. Merkwürdiges Wetter. Der Klimawandel?!

Nicht bestätigte Nachrichtenfetzen über Risse in der Dammkrone und einen vermeintlichen Dammbruch geistern durch die sozialen Medien und sorgen für Verunsicherung, sodass wir fast stündlich die Nachrichten am Radio mit Spannung verfolgen und uns fragen, wann wir denn einmal persönlich informiert werden über die hiesige Lage und unser weiteres Schicksal. Denn heute ist ja bereits Tag drei der Katastrophe! Zum Glück hören wir nachmittags in den Medien von einer leichten Entspannung der Situation.

22.00 Uhr: Die zweite Nacht in der Turnhalle bricht an. Ich liege wach und denke daran, wie es meiner Familie in Wachtberg-Adendorf (nur 15 Kilometer von Altenahr entfernt) und meiner knapp vier Monate alten Nichte wohl geht. Ich konnte nur kurz simsen heute, das Netz war zu schlecht. Was ist mit meinem Zuhause und mit meinem Büro, mit meinen Festplatten und meinem darauf gespeicherten Lebenswerk, meiner Existenz als Journalistin und Fotografin – wenn der Damm der Talsperre bricht und Flamersheim überflutet wird? Und wie mag es nur Freunden, Bekannten und Kunden an der Ahr oder in der Eifel gehen? Ich denke auch daran, dass ich in der Nacht der Evakuierung nur meine Etagentüre zugezogen habe und der Ort nun verlassen ist und zu Plünderungen einladen könnte. Das Kopfkino ist schwer zu bewältigen.

Samstag, 17. Juli 2021

Die Ortschaften sind von der Bundespolizei abgeriegelt. Niemand darf mehr rein.

Zeitweise funktionieren WhatsApp und sms. Man hat den besten Empfang, wenn man vor der Halle eine kleine Anhöhe bis zu einem Acker heraufläuft. Während wir nach und nach von Freunden, Familie und aus dem Radio erfahren, welche Katastrophen sich ereignet haben und nun auch erst erste Bilder der Zerstörung sehen, können wir nur herumsitzen und abwarten.

Der Bürgermeister von Euskirchen, Sacha Reichelt, kommt am Nachmittag vorbei und informiert über die immer noch ernste Lage und die Arbeiten an der Talsperre. Ein verstopfter Ablauf wurde inzwischen erfolgreich freigelegt, wodurch der Dammbruch verhindert werden konnte. Allgemeine Erleichterung und Jubel, aber auch Kopfschütteln und Verwunderung über einen verstopften Abfluss. Ziel müsse es sein, heißt es weiter, die Talsperre um bis zu zwei Drittel ihres Volumens abzulassen. Nur so könne man sicher sein, dass die Lage unkritisch sei und die Bevölkerung zurück in die Orte könne. Der Bürgermeister zeigt die Perspektive auf, dass man – je nach Erfolg – Sonntagnachmittag mehr wisse und wir gegebenenfalls am Sonntagabend oder am Montagmittag nach Hause könnten. Es würde dann ab Montag im Ort ein zentraler Info- und Versorgungspunkt eingerichtet, da es noch sehr lange keinen Strom und somit auch keine Nahversorgung geben würde.

Sacha Reichelt verspricht am folgenden Tag noch einmal wiederzukommen und uns zu informieren, wie die Lage ist, was er auch tut. Es gibt zudem Informationen zur Entsorgung von verdorbenen Lebensmitteln und Fleisch sowie havarierten Möbeln und Haushaltsgeräten.

Sonntag, 18. Juli 2021

Am Sonntagnachmittag erfahren wir, dass der Pegel der Talsperre langsamer als erwartet sinkt und dass sich ein Experten-Team am Montagfrüh die Talsperre noch einmal anschauen wird, um dann nach endgültiger Beurteilung guten Gewissens die Bevölkerung wieder in die Häuser zurückkehren zu lassen.

Wir machen einen Spaziergang durch Kuchenheim und entdecken, dass hier zum Beispiel der Kiosk mit Post in den letzten Tagen geschlossen bleiben musste, weil die Betreiberin ebenfalls von der Evakuierung betroffen ist.

Montag, 19. Juli 2021

Ein Leben ohne Strom und sauberes Wasser?

Schon in der Halle haben wir uns Gedanken gemacht, wie ein Leben ohne aussehen könnte. Zuhause angekommen, war die erste Konfrontation die mit dem eigenen Kühlschrank, der in fünf Tagen ohne Kühlung zu einem echten Ekelprojekt geworden war. Kein warmes Wasser zum Saubermachen, kein heißer Kaffee am Morgen, keine warmen Speisen und keine frischen Lebensmittel mehr. Immerhin gibt es, anders als im Katastrophengebiet an der Ahr, fließendes Wasser, das zum Händewaschen und Duschen genutzt werden kann. Für den Verzehr sollte es abgekocht werden.

Auch bezüglich Strom-Alternativen wird sich künftig jeder Haushalt für Krisenfälle Gedanken machen müssen. Es fängt schon beim Konservenöffner an, der in vielen Haushalten heute nicht mehr von Hand, sondern elektrisch betrieben wird. Und was will man mit einem Trockenvorrat Reis und Nudeln, wenn man ihn nicht zubereiten kann?

Schlussbemerkung: Eines steht nach fünf Tagen Evakuierung ohne Vorankündigung fest: Wir werden künftig an unseren (Früh-)Warn- und Kommunikationssystemen arbeiten müssen. Für alle Fälle. Von einem Einsatzleiter des Roten Kreuzes haben wir erfahren, dass auch die Helfer während ihres Einsatzes große Schwierigkeiten hatten, untereinander zu kommunizieren, da die Netze zusammengebrochen waren.

Verglichen mit anderen Orten haben wir in Flamersheim sehr großes Glück gehabt, wofür wir unendlich dankbar sind. Mein Dank gilt an dieser Stelle im Besonderem dem Roten Kreuz, den Maltesern, dem ASB, den Johannitern, dem THW und den Feuerwehren, der Bundeswehr und den Betreuerinnen und Betreuern des Kreises Euskirchen. Außerdem ein herzliches Dankschön an alle freiwilligen Helferinnen und Helfer, die den Ort innerhalb von kürzester Zeit von havarierten Dingen und Müll befreit haben!

Straßenbild in Flamersheim am 19. Juli 2021: Verdorbene Lebensmittel in Säcken verschnürt und havarierte Haushaltsgegenstände reihen sich aneinander.

Unterstützung für Betroffene

Außer über die in den Medien bekannten Spendenkonten der Aktionsbündnisse und Hilfsorganisationen können Interessierte auch betroffene Orte direkt mit Geld- oder Sachspenden unterstützen. Auf den Internet- und Facebook-Seiten der Kreise, Städte und Gemeinden findet man hierzu Näheres. In den Facebook-Gruppen der einzelnen Orte kann man außerdem tagesaktuell erfahren, welche weiteren Sofort-Hilfen benötigt werden.