Küchenklassiker – Das erste Backbuch in der Reihe

Bergisch backen zwischen Wupper und Sieg

Im Herbst 2020 erscheint im Wartberg Verlag mein zehnter Küchenklassiker-Band. Der Titel „Bergische Küchenklassiker – Von Pfannenwatz bis Butterplatz“ machte 2014 der Auftakt zu dieser bekannten Reihe. Der Band ist zwischenzeitlich bereits in der dritten Auflage erschienen und wird nun ergänzt durch ein Backbuch für die Region.

Worum geht’s in diesem neuen Backbuch?

Backen kann mehr als nur ein Hobby sein. Denn die Lust zum Backen führt zwangsläufig in die Kulturgeschichte einer Region, die sich auch in den typischen Brotsorten, Kuchen und Gebäcken widerspiegelt. In diesem Küchenklassiker finden Leserinnen und Leser bergische Backwaren mit langer Tradition, die man bis heute in Privathaushalten und in handwerklichen Bäckereien, Konditoreien und Cafés findet.

Kapitel für Kapitel lernen Interessierte in „Bergische Küchenklassiker – Das Backbuch“ mehr über die Geschichte der einzelnen Gebäcke kennen und erfahren, welche Zutaten im Bergischen Land zu Hause sind. Und vielleicht gipfelt bei Backfans die Leidenschaft für die Region anschließend in einer Bergischen Kaffeetafel, die schon seit über 200 Jahren das Symbol für Genuss und Gastfreundschaft ist.

Liebenswerte Traditionen, Legenden und kulinarische Rituale

Eiserkuchen – die knusprigen Waffelröllchen sind ein beliebtes Gebäck zum Neuen Jahr.

Nicht nur der Brauch mit der bauchigen Kranenkanne aus Zinn, sondern auch viele andere liebenswerte Traditionen, Legenden und kulinarische Rituale haben sich in der hügeligen Landschaft zwischen Wupper und Sieg etabliert:

Vier- bis fünfmal geschlungene Brezeln, die von einem französischen Soldaten stammen sollen, krosse Guss-Zwiebäcke, die mehr als nur eine vermeintliche Diätspeise sind, Korinthen-Weißbrot mit Milchreis-Belag, bergische Berliner namens „Ballebäuschen“, ein Schleifer-Sandwich mit dem Namen „Kottenbutter“ und – last but not least – die typischen Herzchenwaffel mit einem Klecks Kirschen und Sahne.

Rezepte aus der Bergischen Backstube und mehr

Hafe
Haferwaffeln mit Apfelmus –
ein ur-bergisches Rezept

In diesem Backbuch warten neben rund 60 Rezepten aus fünf Rubriken (Waffeln und Schmalzgebäck für die Bergische Kaffeetafel, Brot, Kuchen und Torten aus Omas Backstube, Brauchtums- und Symbolgebäck zu Feiertagen, feine Plätzchen mit Tradition) auch ein „Who ist Who“ der bergischen Backstube mit typischen Begriffen von Appeltaat bis Zwieback und ein kleines ABC der Teigarten.

Zum Teil sind die Bilder in diesem Band in Bergischen Museen (Heimatmuseen in Altenwindeck und in Eckenhagen sowie dem Schleifermuseum Schleiferei Wipperkotten in Solingen) sowie in der Bäckerei Hösterey in Wuppertal und auf dem Archehof Windeck entstanden, wo heute noch regelmäßig im Hofbackes Brot und bergischer Plattenkuchen gebacken wird.

Worauf eigentlich noch warten? Frei nach dem Motto „Selbstgemacht schmeckt’s noch mal so gut“ – an die Backschüsseln, fertig, los!

Dies ist ein Auszug aus meinem Band Bergische Küchenklassiker – Das Backbuch, der am 15. Oktober 2020 im Wartberg Verlag erschienen ist. Als kleinen Vorgeschmack serviere ich weiter unten „Haferwaffeln mit Apfelmus“.

Einige Veröffentlichungen über das Backbuch in den Medien:

Alte Rezepte machen Appetit auf die Region“ (Solinger Tageblatt, 10.11.2020)

„Weihnachtsgeschenke aus der Region“ (Oberberg aktuel, 30.11.2020)

„Geschichten kulinarischer Küchenklassiker“ (Tartuffel – der gastrosophische Blog von Nikolai Wojtko, Januar 2021)

Rezept

Einfache Haferwaffeln mit Apfelmus

Hafer und Buchweizen waren in früheren Zeiten beliebte Getreide, aus denen man gut flache Küchlein wie Pfannkuchen oder Waffeln herstellen konnte. Auch auf kargen Böden gediehen diese genügsamen und schmackhaften Getreidearten.

Zutaten für 8-10 Stück

125 g Butter

1-2 EL Zucker

3 Eier

1 Päckchen Vanillezucker

250 g Hafermehl

1 TL Backpulver

150 ml Milch

1 Prise Salz

Fett für das Waffeleisen

Für das Apfelmus (am Vortag bereiten)

1 kg Streuobst

125 ml Wasser

Saft von ½ Zitrone

1 Päckchen Vanillezucker oder etwas Zimt

Zucker nach Geschmack

Zubereitung

Eier, Butter, Zucker und Vanillezucker mit dem Handmixer schaumig schlagen. Mehl, Backpulver und Milch sukzessive unterrühren. Den Teig eine halbe Stunde ruhen lassen. In der Zwischenzeit das Waffeleisen erhitzen und leicht einfetten.

Für das Apfelmus die Äpfel waschen, schälen, vierteln und entkernen. In einem großen Topf mit Wasser und Zitronensaft weichkochen lassen. Die Äpfel dann mit einem Pürierstab oder Stampfer zermusen. Mit Vanillezucker, Zimt und Zucker abschmecken.

Tipp

Den Waffelteig können Sie auch als Pfannkuchen ausbacken. Lecker!

Gut zu wissen

Die Waffeltradition geht zurück auf die Hostienbäckerei in den Klöstern und stammt ursprünglich aus Frankreich, Belgien und den Niederlanden. Von dort aus verbreitete sie sich in ganz Europa. In früheren Zeiten nutze man zum Einfetten des Waffeleisens im Übrigen eine Speckschwarte. Das ist praktisch, denn sie kleckert beim Einreiben der Oberfläche nicht.

Küchenklassiker aus dem Rheingau

Winzersupp, Dibbehas und Spundekäs – ein Blick ins Buch

Zwischen Taunus und Rhein erstreckt sich rechtsrheinisch von Walluf bis Lorchhausen eine malerische Kulturlandschaft, die traditionell vom Weinbau geprägt ist. Der oder das Rheingau (von Mittelhochdeutsch „Gau“ = Landschaft am Wasser) mit seinen sanften Hügeln und Weinbergen lädt in vielfacher Hinsicht zum Wandern und Genießen ein. Riesling- und Spätburgunder-Hänge, aber auch Kirsch-, Mandel- und Apfelbäume sowie Fachwerkstädtchen säumen den Weg.

Schon früh wurde der Weinbau in den Rheingauer Klöstern zur Perfektion geführt und erlangte durch die Belieferung von großen Adelshäusern auch über die Grenzen hinweg hohe Bekanntheit und Wertschätzung. Neben tollen Wanderwegen wie dem „Rheinsteig“ locken das ganze Jahr über zahlreiche Genuss-Veranstaltungen – allen voran das Rheingau Gourmet & Wein Festival mit rund 40 Spitzenköchen und die „Rheingauer Schlemmerwochen“ – zu denen über 100 Weingüter ihre Pforten öffnen, viele Touristen in die Region. 

Zu Füßen des Rheingaugebirges gelegen, faszinierte die besondere Rhein-Landschaft mit ihren mythischen Burgen und Schlössern bereits Meister Goethe und die deutschen Romantiker rund um Brentano und die Brüder Grimm. Und trotz der Nähe zum Rhein-Main-Ballungsraum hat der Landstrich dank seiner Weinbautradition mit alt eingesessenen Familienbetrieben seinen ursprünglichen Charakter erhalten können, ohne dabei eingestaubt zu wirken. Und gerade das macht den Reiz der Region, ihrer Küche und der Menschen dort aus!

Typisch: Kleine aber feine Speisen zum Wein

In der Region des Rheingaus wurde bereits zur Zeit Karls des Großen im 9. Jahrhundert Weinbau betrieben. Das mild-mediterran anmutende Klima und die unterschiedlichen, für Rebstöcke günstigen Böden beflügelten schon früh die Klöster dazu, dort in größerem Stil Weinbau und Kellerwirtschaft zu betreiben.

Weck, Worscht un Woi

Auch der kleine Mann tat es ihnen gleich und hatte oftmals neben einer Landwirtschaft auch einen Weinberg, in dem er schaffen ging. Da der Absatz ihres Weins für die Nebenerwerbswinzer schwierig war, eröffneten sie sogenannte Straußwirtschaften, die auch Hegge- oder Zabbwertschafte genannt wurden. Dort durfte man in der Saison Wein „zabbe“ und neben den eigenen Keller-Erzeugnissen auch wenige kleine, kalte Speisen servieren.

Wo’s Sträußche hängt, werd ausgeschenkt

Erkennen konnte man die Ausschankbetriebe an einem Kranz oder Strauß aus gebundenen Reben oder Buchsbaum, der im Eingangsbereich aufgehangen war.

Aus dieser Tradition heraus sind eine Reihe an köstlichen Brotzeit-Ideen entstanden, die heute in den Gutsausschänken durch Flammkuchen, Salate, Suppen und vieles mehr ergänzt werden.

Jetzt im Herbst passt natürlich neben deftigem Zwiebelkuchen auch ein hauchdünner Flammkuchen bestens zum Federweißer. Aber auch köstliche Brotaufstriche wie Spundekäs (links oben im Bild, eine Frischkäsespezialität mit Zwiebeln und reichlich Paprikapulver), oder Kochkäs (rechts im Bild, ein Dip aus Handkäse, Butter, Ei und Sahne) serviert man gerne mit selbstgemachten Roggenstangen zu einem Glas Wein. Letztere sehen aus wie knorrige Wurzelstöcke oder Äste im Weinberg („Wingert“) und heißen entsprechend „Wingertsknorze“.

Flammkuchen

Zutaten für 1 Kuchen

Für den Boden

250 g Mehl

2 EL Öl

125 ml Wasser

1 Prise Salz

Für den Belag

2 Zwiebeln

100 g gewürfelter durchwachsener Schinkenspeck

1 Becher Schmand

Salz, Pfeffer

Zubereitung

Aus den Zutaten für den Boden einen Knetteig bereiten und diesen sehr dünn ausrollen. Den Schmand mit Salz und Pfeffer würzen und auf dem Teig verstreichen. Die Zwiebeln schälen und würfeln oder auf feine Streifen schneiden. In einer Pfanne mit dem Speck leicht andünsten. Zwiebeln und Speck auf dem Teig verteilen und den Flammkuchen im vorgeheizten Ofen bei 180 Grad Celsius Ober-Unterhitze circa 20 Minuten backen.

Tipp

Wer den Teig für den Boden lieber mit Hefe zubereiten möchte, kann auf 200 g Mehl 10 g Hefe rechnen, außerdem 125 ml Wasser und 1,5 EL Öl. Die Gehzeiten des Hefeteigs mit Vorteig beachten!

Dies ist ein Auszug aus meinem Band „Küchenklassiker aus dem Rheingau – Winzersupp, Dibbehas, Spundekäs“, Wartberg Verlag 2020. Der Band ist ab dem 15. Oktober 2020 erhältlich im Buchhandel oder direkt beim Verlag.

Kulinarik im Rhein-Sieg-Kreis

Jahrbuch des Rhein-Sieg-Kreises 2021 widmet sich Ernährungsaspekten

„Mit dem aktuellen Schwerpunktthema ‚Kulinarik‘ trifft das Jahrbuch (…) einen ganz speziellen Nerv. Natürlich geht es um den Genuss und das Genießen, aber das Buch hält zudem interessante Informationen zu aktuellen und historischen Ernährungsaspekten bereit. Darüber hinaus verrät es Wissenswertes über den Zusammenhang von Genuss und Nachhaltigkeit. Auch Gemeinsamkeiten und Gegensätze traditioneller und moderner Lebensmittelversorgung werden thematisiert, besonders mit Blick auf die vielen regionalen Schätze, die für den in weiten Teilen ländlich geprägten Rhein-Sieg-Kreis so charakteristisch sind (…)“, so der Herausgeber in seiner Ankündigung.

Einkaufen und Vorratshaltung im Wandel der Zeit

Ich beschäftige mich in meinem Beitrag „Einkaufen und Vorratshaltung im Wandel der Zeit – Früher einkochen, heute Taschenschleppen?!“ mit der Frage: „Wo bekamen unsere Vorfahren ihre Lebensmittel her?“ Für die Rückschau auf 150 Jahre Konsumieren und Hauswirtschaften im Rhein-Sieg-Kreis habe ich vier Frauen interviewt.

Birgit Gelhausen aus Windeck erinnert sich an ihre Kindheit im Tante-Emma-Laden, meine Mutter Magreth Schneider aus Wachtberg berichtet von ihrer Kindheit auf dem Bauernhof mit Obstanbau, Bettina Roth eröffnete mit „Fräulein Jule“ 2018 in Wahlscheid den ersten Unverpackt-Laden im Rhein-Sieg-Kreis und Lisa Anschütz führt mit ihrem Mann Kalle Groß im Windecker Ländchen einen Archehof. Wie war es früher, wie ist es heute um die Nahversorgung in den Gemeinden bestellt?

Wie veränderte der Lockdown unser Konsumverhalten und wie schaut die Zukunft aus? Reinlesen. Im Buch finden sich noch mehr spannende Beiträge rund um die Kulinarik im Rhein-Sieg-Kreis.

Fotos aus dem Museumdorf und Heimatmuseum Altwindeck

In meinem Beitrag sind unter anderem Fotos aus dem Museumsdorf und Heimatmuseum Altwindeck zu sehen, welches 1964 vom Heimatforscher Emil Hundhausen in einem früheren Kuhstall am Fuße der Burg Windeck eingerichtet wurde und das Leben und Arbeiten der Menschen vor über 100 Jahren im Windecker Ländchen thematisiert. Ein original eingerichteter Tante-Emma-Laden gibt Einblick in das Kolonialwarenwesen und die Kaufgewohnheiten der Menschen. Andreas Lutz, Erster Vorsitzender des Fördervereins, berichtet über die Dauerausstellung, in der unter anderem das Thema Vorratshaltung mit der Herstellung von Obstkraut und Fruchtsaft gezeigt wird.

Jahrbuch im Handel

Eine besondere Überraschung als Autorin und Fotografin war für mich, dass es mein Motiv „Einmachglas mit Quitten“ sogar auf das Cover geschafft hat. Das Jahrbuch des Rhein-Sieg-Kreises 2021 (ISBN: 978-3-936256-88-8, Preis: 13,50 Euro) ist ab Oktober 2020 im Buchhandel und beim Verlag www.blattweltshop.de erhältlich. Einen Blick ins Buch gibt es hier.

Buchvorstellungen in der Presse

https://www.rhein-sieg-kreis.de/presseinformationen/2020/Oktober/kulinarik-im-rhein-sieg-kreis.php

https://ga.de/region/sieg-und-rhein/mehr-von-sieg-und-rhein/eine-kulinarische-reise-durch-den-rhein-sieg-kreis_aid-53794639?fbclid=IwAR2umnAodd7XjP63krIekK_oZJ6h2gHlfxemdvAtpIM2iu2A_L477-DFDqQ

https://ga.de/region/sieg-und-rhein/vorratshaltung-im-wandel-der-zeit_aid-55446957?fbclid=IwAR0bqke-9xmGZxrAQU0IAohhBSv4RA2vhF42A_qSLtCxwlhVzYlXygJS3dA

Je holler, desto doller

Saison für Holunder

Schwarzer oder Echter Holunder gehörte früher in jeden Bauerngarten. Als Augenweide, Gaumenschmaus und Heilmittel ist er von alters her bekannt. Auch die zeitgemäße Küche setzt auf das Wildobst in vielerlei Varianten. In der Getränkebranche zählt das Wildobst seit geraumer Zeit zu den „Superfruits“.

Verwendungszwecke und Brauchtum rund um den Holunderstrauch

Dass Sambucus nigra zweifelsohne wohlschmeckend, gleichzeitig wohltuend sowie reich an gesundheitsfördernden Substanzen ist, wussten schon die Germanen. Niemand Geringerer als der Fruchtbarkeitsgöttin Freya weihten sie den Holunderstrauch. Der Volksmund bezeichnet den Holler- oder Fliederbeerenstrauch nicht umsonst als „Apotheke des kleinen Mannes“. Auch die Trend-Gastronomie hat im Zuge der Natürlich-Welle das Wildobst wiederentdeckt und setzt einerseits auf die duftigen Blütenextrakte für Aperitife, Sirupe, Gelees, Pralinen, Desserts oder Essige, andererseits auf die dunklen, apart-herben Holunderbeeren, die geschmacklich und auch farblich in Eissorbets, Milchshakes, Cocktails oder Schorlen Akzente setzen.

In der Küche: mal duftig, mal herbsauer

Während die Blüten in der frühsommerlichen Konfitürenküche mit lieblich-blumigen Kompositionen Aufsehen erregen, geht es im Herbst mit den Beeren kräftig, zuweilen deftig oder auch herbsauer zu. Aus dem aromatischen Wildobst lassen sich Säfte, Gelees, Konfitüren, Fruchtsuppen, Chutneys oder Liköre zubereiten. Besonders gut harmonieren Holunderbeeren mit süßen Äpfeln oder als fruchtiges Chutney mit Äpfeln und Zwiebeln oder Ingwer. Die selbstgekochte Würzsauce schmeckt nicht nur zu warmem oder kaltem Fleisch – vorzugsweise Wild und Geflügel, sondern mit ihr lassen sich auch Bratenfonds oder Rotkohl prima abrunden.

Ab Mitte August färben sich die Holunderdolden, an denen sich den Frühsommer über kleine grüne Beeren gebildet haben, tiefblau bis schwarz. An Böschungen, Waldrändern, in Parks, aber auch in Privatgärten wächst der Holunderstrauch – der drei bis zehn Meter hoch werden kann. Das sparrige Gehölz erfreut sich als Bienenweide und Nistmöglichkeit sowie ebenso als Nahrungsquelle für Vögel großer Beliebtheit. Holunderbeeren-Sammler müssen daher mit Konkurrenz aus der Vogelschar rechnen. Wer es dennoch geschafft hat, einige Kilos des heißbegehrten Wildobstes zu ergattern, sollte die wilden Früchtchen nicht roh verzehren, sondern auf über 80 Grad Celsius erhitzen. Denn roher Holunder enthält den Giftstoff Sambunigrin, der Übelkeit, Krämpfe und Durchfälle auslösen kann. Im Übrigen sollten Holunderdolden erst geerntet werden, wenn sich nur noch zwei bis drei unreife, rote Beeren pro Holunderdolde zeigen. Mit einer Gabel lassen sich die Beeren einfach von der Dolde streifen, die unreifen Beeren vor dem Verarbeiten aussortieren.

Wild und gesund

Wildobstarten wie der Schwarze Holunder sind züchterisch nicht oder nur wenig bearbeitet und gelten daher als sehr gesund. Sie sind reich an Mineralstoffen und machen vor allem wegen ihres hohen Vitamin-C-Gehalts von sich reden. Sie beinhalten farbgebende Anthocyane und weitere sekundäre Pflanzenstoffe wie Flavonoide und Carotinoide. Diese können im menschlichen Organismus zellschützend und vorbeugend gegen Krebs wirken. Nicht nur die schwarzblauen Beeren, sondern auch andere Pflanzenteile des Holunders sind in der Heilkunde hoch geschätzt. „Holunderblüten enthalten wie das Aspirin Salizylsäure; diese wirkt schweißtreibend, fiebersenkend und gilt als Wundermittel bei Erkältungen“, schreibt die Buchautorin und promovierte Landschaftsökologin Elisabeth Mayer in ihrem Buch über Wildfrüchte, -gemüse und -kräuter, das im Leopold Stocker Verlag erschienen ist. Neben Holunderblütentee empfiehlt sie auch heiße Zitrone mit Holunderblütensirup. Hollerrinde, von jungen Zweigen geerntet, aber auch Blätter können als Badezusatz, und Tee bei Rheuma, Gicht und Gelenkschmerzen eingesetzt werden. Auch für die Kräuterin Hanni Reichenvater ist der Holunder ein Muss für Garten, Hausapotheke und Küche. In ihrem Band „Heilmittel und Hauskräuter im Jahresverlauf“ (Leopold Stocker Verlag) gibt sie für Einsteiger Schritt-für-Schritt-Anleitungen zum Sammeln, Trocknen, Aufbewahren und Verwenden der Heilkräuter.

Für kosmetische Zwecke

Aber der Holler kann noch mehr: Im alten Rom schätzten die Damen den blauschwarzen Holundersaft als Färbemittel für ihr Haar. „Holundersaft diente schon immer zur Färbung von Stoffen und Leder. Je nach zugesetzter Säure entstanden rote, schwarze oder blaue Farbtöne“, schreiben Edith Beckmann und Stefan Bausch in ihrem Buch „Holunder“ (Hädecke Verlag), das nicht nur vielseitige Rezepte aus der Holunderküche enthält, sondern auch über das Brauchtum, Holunderarten und den Anbau im Hausgarten informiert. Ein altbekanntes Mittel gegen rissige Haut ist eine Holunderblütensalbe auf Basis von gepresstem Mandelöl und Bienenwachs. Auch als Tinktur zum Auftragen, als Dampfbad oder „von innen“ in Form einer Teekur wirkt Holunder hautreinigend. Die Faistenauer Hofkäserei im Salzburger Land stellt aus Holunder verschiedenste Naturkosmetik her, die man im Hofladen kaufen kann. Eine gerührte Holundersahne mache die Haut weich, geschmeidig und verbessere das Hautbild, schreibt der Betrieb auf seinen Internetseiten.

Mythologisches rund um den Hollerbaum

Im Hollerbaum vermutete man in vorchristlicher Zeit den Sitz der Baumgöttin Holda oder Holla, die die Natur beschützt und Krankheiten heilen kann. „Die positive Wirkung des Strauches auf die Menschen war für unsere Vorfahren so wichtig, dass an jedem Haus ein Holunderstrauch stehen musste. Durch den intensiven Geruch der Blätter und Blüten, die eine fliegenabwehrende Wirkung haben, wurde dieser Strauch besonders gerne an Stallgebäuden gepflanzt“, weiß Walter Heidenreich, Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege im Landratsamt Neustadt an der Waldnaab. Bekannte Märchen wie das von Frau Holle bei den Brüdern Grimm oder das vom Fliedermütterchen bei Hans Christian Andersen ließen sich von der Baum-Sage inspirieren. Die Ehrfurcht vor dem Holunderbusch war so groß, dass es als Unheil bringend galt, einen Hollerbusch zu fällen. „Besonders in den Gebieten des heutigen Bayern, Schwaben, Elsass und in der Schweiz wurde die Göttin Holda oder auch Holla sehr verehrt“, so Walter Heidenreich.

Von Holunderköniginnen und -festen

Ganz besondere Ehre wird dem Holunder in den letzten Jahren im Waldnaabtal/ Oberpflalz zuteil. Inspiriert durch die Heilpflanze und ihre kulturelle Bedeutung setzte man dem heilenden Wildobst erstmals zu den Nordgautagen, einem Fest der Kultur und Denkmalpflege, das am 31.05.1992 in Weiden/Oberpfalz stattfand, mit der Krönung einer Holunderkönigin ein ganz besonderes Denkmal. 1996 ließ sich der Landkreis Neustadt an der Waldnaab davon beflügeln und feiert seitdem am ersten Sonntag im Juni ein Holunderblütenfest.

Alle zwei Jahre kürt man darüber hinaus eine neue Holunderkönigin. Diese muss nicht nur charmant sein, sondern sollte sich auch eng mit der Natur verbunden fühlen. Denn zu ihren Aufgaben gehört es, bei Veranstaltungen im Bereich der kulturellen Landespflege den Landkreis zu repräsentieren. Dabei ist auch Pflanzenwissen gefragt. „Den Festbrauch hat es in der Form zuvor hier in der Region nicht gegeben, jedoch haben wir ihn nun etabliert, weil er uns allen so viel kulinarische Freude bereitet“, so Mitinitiator Walter Heidenreich. Zwischenzeitlich ist sogar eine Rezeptbroschüre entstanden, in der der Kreisverband Neustadt/Waldnaab Geschichtliches, Rezepte und Tipps rund um die Zubereitung von Holunder zusammengestellt hat. „

„Auch andere Gemeinden in der Oberpfalz haben nun Holunderblütenfeste ins Leben gerufen, feiern mit Einheimischen und Fremden. Kurzum: Wenn der Holler blüht, zieht es viele ins Waldnaabtal“, so Walter Heidenreich und fügt hinzu, dass der Strauch ja auch etwas mit den „Frühlingsgefühlen“ zu tun habe. Nicht umsonst laute ein bekannter Spruch aus dem Thüringer Wald: „Auf Johannis blüht der Holler, da wird die Liebe noch doller.“

Jetzt ist aber erst einmal Herbst und die Holunderbeeren sind reif. Doch das nächste Frühjahr kommt bestimmt!

Dies sind Auszüge aus einem Beitrag, der in Heft 05/2011 des Slow Food Magazins erschienen ist.

Mehr zur Holunderblüte:

Sommeräpfel – erfrischend säuerlich

An apple a day …

Viele kennen ihn noch von früher – den Weißen Klarapfel. Der blumig duftende grün-gelbe Apfel läutet Ende Juli/Anfang August die Früh-Apfelsaison ein. Heute gibt es weitaus mehr frühe Sorten, die sich zum Frischverzehr, aber auch für sommerliche Küchen-Kreationen eignen.

Reife zur Korn-Ernte

Als August-Apfel, Hafer-Apfel oder Jacobia-Apfel kennt man den Weißen Klarapfel bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Besonders gerne wurde der Apfel in Privatgärten als Schattenspender und zum Frischeverzehr des Obstes gepflanzt. Denn sein prickelnd-säuerliches Aroma hält nur wenige Tage an. Danach wird das Fruchtfleisch schnell weich und mehlig.  

Sommerküche

Weitere Sorten, die zu den Sommeräpfeln zählen, aber etwas längeren Genuss versprechen, sind zum Beispiel James Grieve, Julka oder Retina. Im Supermarkt-Regal findet man die Sorten kaum, aber beim Apfelbauern um die Ecke. Das Aroma der Sommer-Äpfel lässt sich als herzhaft, mit betonter Säure und ähnlich dem Gravensteiner Apfel, der Ende August reif ist, einordnen. Erfrischende Obstsalate und Apfelmus, feine Kaltschalen und Schichtdesserts, leckere Apfeltartes, Strudel und vieles mehr lässt sich in der Sommerküche aus den frühen Sorten zaubern. 

Hier einige Inspirationen …

Apfelmus

Zutaten für 4 Personen

1500 g Äpfel

300 ml Wasser

Zucker

Vanillezucker und Zimt

Zubereitung

Die Äpfel schälen, auf Viertel schneiden und das Kerngehäuse entfernen. Das Obst mit dem Wasser in einen Topf geben und weich kochen lassen, bis ein musiger Brei entsteht. Gelegentlich umrühren und nach Bedarf etwas Wasser nachgießen. Nach Geschmack mit Vanillezucker und Zimt abschmecken.

Tipps

Sehr kleine Äpfel können auch mit Schalen gekocht werden und man passiert das Mus dann durch eine flotte Lotte.

Wer Apfelmus für den Wintervorrat haltbar machen will, füllt es in Schraubgläser. Diese werden in einen großen Topf, am besten auf ein Küchenhandtuch aus Baumwolle gestellt, sodass sie nicht wackeln oder anstoßen. Die Gläser sollten zu Dreiviertel im Wasser stehen und rund 40 Minuten bei knapp unter 100 Grad Celsius einkochen.

Apfel-Schicht-Dessert

Zutaten für 4 Personen

4 Haferkekse

400 g Apfelmus

400 g Naturjoghurt

Zubereitung

Die Kekse zerkrümeln. Das Apfelmus auf 4 vorbereitete Gläser verteilen (noch etwas Mus für die Deko übrig behalten). Den Joghurt darüber schichten. Mit dem restlichen Apfelmus und den Kekskrümeln dekorieren.

Tipp

Wer das Dessert in Bügel- oder Schraubgläser schichtet, kann es auch für unterwegs zum Picknick oder als Pausensnack für die Arbeit einpacken.

Cremiges Apfel-Eis

Zutaten für 1100 ml

500 ml Naturjoghurt (4 % Fett)

400 g Apfelmus

1 Prise Zimt

Saft von ½ Zitrone

nach Geschmack einen Schuss Calvados

200 ml steif geschlagene Sahne

6-8 EL Puderzucker

Die Zutaten miteinander verrühren, die steif geschlagene Sahne unterheben. Mit dem Puderzucker und dem Calvados abschmecken. Die Masse in einen Behälter füllen und im Gefrierfach gut 3-4 Stunden frieren lassen. In der Zwischenzeit gelegentlich umrühren, sodass die Masse cremig bleibt.

Tipp

Wer eine Eismaschine hat, kann die Masse auch darin bereiten. Auch mit Birnen- oder Quittenmus ist das Rezept lecker!

Apfeltarte mit Holunderblütensirup-Guss

Zutaten für 1 Spring- oder Tarteform à 26 cm

Für den Hefeteig

200 g Mehl

2 EL Zucker

¼ Hefewürfel

40 g weiche Butter oder mildes Rapsöl

100 ml Milch

Für die Apfelauflage

3-4 mittelgroße Äpfel

Saft von 1 Zitrone

Für den Guss

150 ml Wasser

100 ml Holunderblütensirup

1 Päckchen Tortenguss (klar)

Für die Dekoration

Gehackte Pistazien

Zubereitung

Aus den angegebenen Zutaten einen Hefeteig bereiten. Die Äpfel schälen und auf Viertel schneiden. Das Kerngehäuse entfernen und die Viertel auf 3 mm dicke Scheiben schneiden. Während der Teig geht, die Äpfel mit dem Zitronensaft marinieren. Den dünn ausgerollten Hefeteig in eine Tarte- oder Springform geben, an den Rändern etwas hochziehen und mit den Äpfeln schuppenartig (von außen beginnend) belegen.

Den Kuchen bei 180-200 Grad Celsius im vorgeheizten Ofen gut 30-40 Minuten backen lassen, bis der Teigrand goldbraun ist.

Die Tarte etwas abkühlen lassen. In der Zwischenzeit den Tortenguss bereiten. Die Zutaten in einen Topf geben und gut verrühren. Unter Rühren aufkochen lassen, bis der Guss anzieht. Etwas abkühlen lassen und von der Mitte her auf der Tarte verteilen. Wenn der Guss fest ist, die gehackten Pistazien am Rand aufstreuen.

Mit Schlagsahne servieren!

Backen mit Himbeeren

Süßes Sommerobst genießen

Himbeeren gehören zum Sommerfeeling. Die kleinen roten Früchte zählen wie Äpfel oder Hagebutten zu den Rosengewächsen. Wer eine Himbeerhecke im Garten hat, kann über mehrere Monate ernten. Denn die Früchte werden von Juni bis September nach und nach reif. Mit ihrem fein-säuerlichen Aroma bietet die Himbeere einen Hochgenuss, der auch zum Backen einlädt!

Backideen für die sommerliche Kaffeetafel

Joghurt, Quark, Mascarpone oder Frischkäse passen perfekt zu Himbeeren und auch mit Kakao haben die Früchte einen hervorragenden Geschmackspartner. Wie wäre es mit einem erfrischenden Käsekuchen ohne Boden oder einem schokoladigen Törtchen? Nur ein 250-Gramm-Schälchen Himbeeren sorgt in beiden Kuchenideen nicht nur für ein tolles Aroma, sondern auch für eine bezaubernde Optik.

Tipps zum Handling von Himbeeren

Frische geerntete Himbeeren sollte man im Kühlschrank aufbewahren, aber nie länger als 1-2 Tage. Da die Früchte sehr empfindlich sind, empfiehlt es sich, sie kurz vor dem Verzehr nur ganz sanf in einer großen Schüssel mit kaltem Wasser zu waschen und dann abtropfen zu lassen.

Für die Kuchenbereitung die Himbeeren zusätzlich mit einem Handtuch oder Küchenkrepp trockentupfen.

Hier sind die Rezepte:

Käsekuchen mit Himbeeren (glutenfrei)

Zutaten für 1 Springform (26-28 cm)

4 Eier

100 g Zucker

1 Päckchen Vanillezucker oder etwas Zitronenabrieb

1 TL Backpulver

1 kg Schichtkäse

1 Päckchen Vanille-Puddingpulver

Fett und Maisgrieß zum Ausstreuen der Kuchenform

250 g Himbeeren plus 10-15 Stück für die Dekoration

Zubereitung

Den Schichtkäse in eine Schüssel geben und mit den Eiern glattrühren. Die übrigen Zutaten zugeben und ebenfalls verrühren. Die Springform einfetten und ausstreuen. Die Käsemasse einfüllen, glattstreichen und die Himbeeren gleichmäßig auf dem Kuchen platzieren, leicht eindrücken.

Den Kuchen bei 160 Grad Celsius Umluft für 50-60 Minuten backen lassen, bis die Oberfläche goldbraun ist.

Cup-Cakes mit Himbeer-Frischkäse-Topping

Für die Muffins (ergibt circa 5 -10 Stück)

2 Eier

75 g Mehl

75 g Kakao

75 g Zucker

75 ml Öl

1/2 TL Natron

1 kleines Schnapsglas Rum oder Orangensaft

Für die Füllung und das Topping

300 g Mascarpone oder Frischkäse natur (Doppelrahmstufe)

250 g Himbeeren

3 EL Puderzucker

Darüber hinaus:

Cup-Cake-Manschetten oder Muffinförmchen

gehackte Pistazien

Eier und Zucker schaumig rühren. Die übrigen Zutaten unterrühren, bis eine homogene Masse entstanden ist. Den Teig auf Cup-Cake-Manschetten oder 10 Muffinförmchen verteilen und bei 160 Grad Umluft circa 30 Minuten backen lassen. Die Muffins abkühlen lassen.

Für das Topping 100 g Himbeeren mit einer Gabel oder einem Kartoffelstampfer zermusen. Mascarpone und Puderzucker unterrühren, bis eine glatte, streichfähige Masse entsteht.

Die ausgekühlten Muffins in der Mitte waagerecht durchschneiden und jeweils etwas Himbeer-Frischkäse-Füllung auf dem unteren Boden platzieren. Die oberen Böden daraufsetzen. Den gefüllten Muffins mit einem Löffel oder einer Gabel eine Haube aus Himbeer-Frischkäse-Füllung aufsetzen. Jeweils eine Himbeere auf dem Topping platzieren. Mit den gehackten Pistazien garnieren.

Am Tisch die Muffins ggf. halbieren, da sie sehr mächtig sind.

Von Krüperhuhn bis Schanzenbrot

Vielfalt erleben – das Leben auf einem Arche-Hof

Auf dem Arche-Hof Windeck von Lisa Anschütz und Karl-Josef Groß wird Vielfalt in vielerlei Hinsicht groß geschrieben. Auf ihrem 40 Hektar großen Hof in Kohlberg züchtet die Familie im Nebenerwerb vor allem alte und vom Aussterben bedrohte Haustierrassen wie Glanrinder, Bentheimer Landschafe, schwarze Bronzeputen oder Krüper-Hühner. Die Tiere werden wie früher auf dem Hof geschlachtet, „von der Schnauze bis zum Schwanz“ verwertet. Jeden zweiten und vierten Samstag im Monat duftet es genau wie früher. Denn dann ist Backtag. Neben einem Bauerngarten nach Vorbild ihrer Vorfahren hat die Familie auch ein Backhaus mit Holzofen, wie es in ländlichen Gegenden als Hofbackes oder Gemeinschaftsbackhaus existierte, beibehalten.  

Extensive Landwirtschaft

Mit ihrem Arche-Hof haben sich Lisa Anschütz und Karl-Josef Groß auf eine nachhaltige Fleischerzeugung spezialisiert. Das Futter für die Tiere wird auf den umliegenden Äckern selbst angebaut. Zur artgerechten Tierhaltung zählt für den Betrieb auch ein eigenes EU-zertifiziertes Schlachthaus, das 2011/2012 gemäß der neuesten Richtlinien gebaut werden musste, um ihre Tiere ohne Stress wie früher auf dem Hof schlachten zu dürfen. Nach dem Slow Food-Motto „Schützen durch Nützen“ verkaufen Lisa Anschütz und Karl-Josef Groß das Fleisch von ihren seltenen Rassen an Stammkunden aus der näheren Umgebung, außerdem selbstgemachte Nudeln von Knickeiern. Lisa Anschütz verarbeitet gerne das Obst von ihren Streuobstwiesen und das Gemüse aus dem Bauerngarten in ihrer Einmachküche und auch ihre Tiere werden wie früher „von der Schnauze bis zum Schwanz“ verwertet. Und so spinnt die Landwirtin in ihrer Freizeit Wolle, fertigt Kleidung, Schuhe, Kissen und Sitzmöbel aus der Wolle und dem Leder. Für ihre nachhaltigen Ideen erhielt sie sogar mehrfach den Arca Deli- Award der Save Foundation, die sich für die Sicherung der landwirtschaftlichen Artenvielfalt in Europa einsetzt.

Ein Backtag wie früher …

„Meine Großmutter und meine Eltern haben hier auf dem Hof ihr ganzes Leben lang selbst Brot gebacken. Diese Tradition stand bei uns nie still“, so Karl-Josef Groß. In den 1960er Jahren, so erzählt Lisa Anschütz, seien im Zuge von Renovierungen viele Backhäuser und Öfen aus den Dörfern und von den Höfen entfernt worden. Beide beobachten nun erfreut, dass sich seit Kurzem, vor allem im benachbarten Westerwald und Siegerland, wieder Privatleute und Dorfvereine für den Wiederaufbau von Hof- und Dorfbackhäusern stark gemacht haben. „Früher hatte jeder größere Bauernhof hier in der Gegend ein eigenes Backes. Meine Großeltern backten 20 bis 30 Kilogramm Teig, das sind gut 10 Brotlaibe à 2 Kilo für den eigenen Bedarf. Die Ration reichte für gut zwei Wochen, dazu backte man auch einige Graubrote, Platz und in der Nachwärme des Ofens Potthucke und Hefestreuselkuchen fürs Wochenende. Die Schwarzbrot-Laibe wurden übrigens sehr dunkel gebacken und im Keller auf Brettern gelagert. Beim Brotschneiden platzte die schwarze Kruste zum Teil ab. Im Inneren war das Brot trotz der Lagerung sehr frisch und saftig“, erinnert sich der 63-jährige Landwirt. Auch heute noch läuft das Back-Event ähnlich ab wie früher und nimmt die ganze Aufmerksamkeit der Familie in Anspruch.

„Etwa drei bis vier Stunden vor dem Backen heizt mein Mann den Ofen mit Schanzen, also Bündeln aus dünnen Reisern, an. Diese wurden früher von den Kindern im Wald gesammelt. Denn man brauchte sie auch, um den Kohlenherd anzufeuern. Der Elektro-Herd kam ja erst in den 1960er Jahren hier auf den Hof, fast zeitgleich mit dem Kühlschrank“, so Lisa Anschütz. Während der Ofen aufheizt, wird aus Roggenmehl, Roggenschrot, Salz, Wasser und Roggensauerteig das typische Roggenvollkornbrot bereitet, welches auch als Schanzenbrot bekannt ist. Der Teig muss eine Stunde ruhen, bevor er portioniert und zu Laiben aufgearbeitet wird. Diese müssen abermals im Teigkörbchen gehen. Erst dann kann das Brot – mit gebackenem Mehl oder Schrot bestreut – in den Ofen eingeschoben werden. Die Roggenvollkornbrote sind nach einer guten Stunde gar und durch den selbstgeführten Sauerteig, die natürlichen Zutaten ohne jegliche Hilfsstoffe, die lange Ruhezeit und den Schanzenrauch hocharomatisch. Mehr zum Brotbacken und zu den Rezepten gibt es demnächst in dem Band „Bergische Küchenklassiker – Das Backbuch“ (erscheint im Juni 2020 im Wartberg Verlag).

Der Arche-Hof Windeck – die rühmliche Ausnahme

Ein Hof wie der von Lisa Anschütz und Karl-Josef Groß ist eine rühmliche Ausnahme in der heutigen Zeit, die dem privaten Interesse und Engagement des Nebenerwerbsbetriebs geschuldet ist und daher auch Schulklassen und Kindergärten gerne Einblick in die extensive Landwirtschaft mit ihrem abwechslungsreichen Tier- und Pflanzenbestand gewährt. „Während meine Eltern und Großeltern von 20 Hektar und 10 Milchkühen im Vollerwerb leben konnten, funktioniert das heute nicht mehr und schon gar nicht mit Milcherzeugung“, resümiert Karl-Josef Groß, der hauptberuflich im Stellwerk in Windeck-Schladern arbeitet. Und auch seine Frau hat noch einen anderen, externen Beruf als Hauswirtschaftsmeisterin in Siegburg.

Das Ehepaar Anschütz-Groß ist in vielen Nachhaltigkeitsnetzwerken vertreten, unter anderem Mitglied bei der GEH Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V., bei Slow Food und ist zudem Partner von „Vielfalt lebt“, einem Biodiversitätsprojekt des Naturparks Bergisches Land. Karl-Josef Groß ist im Übrigen auch als Zweiter Vorsitzender des Fördervereins im Museumsdorfs Altwindeck aktiv. Er und seine Frau demonstrieren hier an Besuchertagen anschaulich, wie Handwerk, Vorratshaltung und Einkauf in früheren Zeiten funktionierte.

Mehr über das Museum gib es hier:

https//ira-schneider.de/auf-zeitreise-im-windecker-laendchen/

www.heimatmuseum-windeck.de

Lavendel: Wellnessnesskraut aus der Provence

... und Arzneipflanze des Jahres 2020

Lavendel-Duft erinnert an Urlaub in der Provence. Ab Ende Juni verwandelt sich die Landschaft im Vaucluse und in der Hochebene von Valensole in einen blauen Blütenteppich. Bis Mitte August ernten die Landwirte dort sukzessive das aromatische Heilkraut – dessen ätherisches Öl vor allem als Kosmetik- und Entspannungsmittel zum Einsatz kommt. Auch für den Balkon lohnt es sich, ein „pétit peu“ Südfrankreich nach Hause holen sollte. Vieles spricht dafür.

Duft und Farbe wirken entspannend

Nicht nur der Duft des Lavendels ist wohltuend für Geist und Seele. Auch seine blaue Farbe hat nach der Farbenwirkungslehre einen beruhigenden Einfluss. Als Pflanze für Fensterbrett, Balkon oder Terrasse ist Lavendel optimal geeignet, denn das mehrjährige Kraut liebt starke Sonne und verträgt gut Trockenheit. Der Lippenblütler gedeiht zudem auch auf sandigen, nährstoffarmen Böden und hält neben Rosen gepflanzt die Blattläuse von diesen fern. Neben dem Echten Lavendel (Lavandula augustifolia), der als Heilpflanze zum Einsatz kommt, sind bekannte Arten der Speick-, Schopf-, Zahn- oder Woll-Lavendel. Die getrockneten Blüten sind nicht nur ein Duftspender für den Wäscheschrank, sondern auch ein Mittel – um lästige Kleidermotten fernzuhalten.

Echter Lavendel gegen Stress, Schlaflosigkeit und Reizmagen

Wer keine Möglichkeit hat, die Pflanze in natura zu halten, der kann sich mit einem Fläschchen reinem Lavendelöl, getrockneten Lavendelblüten oder auch einem Lavendelsäckchen behelfen.

Das Öl des Echten Lavendels wirkt –  tropfenweise auf ein Riechtüchlein aufgetragen – gegen Stress, Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit. Auch als Badezusatz vor dem Zubettgehen kann das Kraut dabei helfen, vom ausgefüllten Alltag runterzukommen oder bei Hauterkrankungen wie Ekzemen oder Hautpilz zur Besserung beitragen.

Zum Entspannen setzt man circa 20-100 Gramm getrocknete Lavendelblüten je 20 Liter Badewasser zu und lässt das Vollbad bei einer Wassertemperatur von 35-38 Grad Celsius circa 10-20 Minuten auf sich wirken. Bekannt sind getrocknete Lavendelblüten auch als Nerven und Darm beruhigender Tee. Für einen Lavendeltee rechnet man 1-2 TL getrocknete Lavendelblüten pro Tassenaufguss. Man lässt diesen etwa 5-10 Minuten durchziehen, bevor man ihn abseiht. Zur innerlichen Beruhigung und bei Reizmagen kann auch Lavendelöl auf ein Zuckerklümpchen aufgebracht verabreicht werden. Sowohl für die innerliche als auch äußerliche Anwendung von reinem Lavendelöl raten Experten allerdings zur Vorsicht, da das Kraut bei unsachgemäßer Anwendung toxisch wirken und zu schweren Verätzungen führen kann.

Aromatherapie

In der Aromatherapie wird das Öl des Echten Lavendels auch in Form von Raumdüften oder für Massagen eingesetzt.

Für ein entspannendes Raumambiente gibt man einen Tropfen Öl pro Esslöffel Wasser in eine Duftlampe. Im Sommer kann man mithilfe der Duftlampe im Freien sogar lästiges Ungeziefer vertreiben. Laut Experten haben sich hier vor allem Mischungen aus Speik-, Schopf- und Woll-Lavendelöl als effektiv gezeigt.

Als Amuse Gueule genießen

Kulinarisch kommt Lavendel hierzulande eher selten zum Einsatz. Getrocknete und zerkleinerte Blätter können allerdings in Fisch-, Lamm- und Eintopfgerichten mitgekocht werden. Das Kraut bereitet übrigens Gallengeplagten eine gut verdauliche Gaumenfreude. Die frischen oder getrockneten Blüten sind indes eine Augenweide für süße Nachspeisen und zaubern das gewisse Etwas auf Honig-Eis oder Crème brulée. Auch als Lavendel-Zucker zum Aromatisieren von Milchmix-Getränken ist das Heilkraut bekannt.

Dufte Pausen-Idee: Selbstgemachtes Lavendelsäckchen

Material für 1 Lavendelsäckchen

1 Stück Baumwollstoff (circa 14 x 28 cm)

Nadel und Faden

Für Nähfaule: alternativ ein Organza-Säckchen, ein Teenetz oder ein Strumpf

1 Stück Küchengarn oder eine Schleife zum Binden

20 g getrocknete Lavendelblüten

Anleitung

Den Stoff in der Mitte zusammenklappen, sodass die kurze Seite jeweils nach oben und nach unten zeigt. Die langen Seiten mit Nadel und Faden zusammennähen. Das Säckchen von links auf rechts drehen und mit den Lavendelblüten füllen. Mit Garn oder Schleife oben zusammenbinden. Sollte der Lavendelgeruch im Laufe der Zeit nachlassen, dann einfach das Säckchen mit frischen getrockneten Blüten neu befüllen oder mit Lavendelöl beträufeln.

Das Säckchen kann in einer „Pause vom Alltag“ als Duft- oder Riechkissen zum Einsatz kommen. Schließen Sie die Augen und schnuppern Sie an dem Säckchen! Es riecht sofort nach Urlaub in der Haut Provence.

Gut zu wissen

Echter Lavendel war schon im alten Ägypten und bei den Römern als Heil- und Kosmetikpflanze bekannt. Sein lateinischer Name „Lavandula“ stammt vom Wort „lavare“, auf Deutsch „waschen“.

Badesalz mit Lavendel ist ein hübsches Mitbringel für Freunde, das sich im Handumdrehen aus 500 g Totem Meersalz, 2 Esslöffel Lavendelblüten und 5 Tropfen Lavendelöl selber machen lässt. Das Rezept reicht für ein bis zwei Vollbäder.

Dieser Beitrag ist in Teilen in der LZ Rheinland Nr. 33 – 2018 erschienen.

Eine tragende Rolle … nicht nur zu Ostern

1001 Pfannkuchen

Sie sind lecker – und vor allem simpel: Pfannkuchen gibt es rund und eckig, dick und hauchdünn, pikant und süß. Man muss nur wissen, wie man sie zubereitet. Mehl, Milch, Eier und etwas Salz – mehr braucht man nicht, um einen Eierkuchen herzustellen. Ob Pfannkuchen, Crêpe, Blini, Pancake, Crespelle oder Palatschinken: Zu den österlichen Feiertagen ist die Ei- und Mehlspeise bestens geeignet.

Der kulinarische Klassiker gilt als unkompliziert, denn er wird in der Pfanne einfach goldgelb ausgebacken und lässt sich immer wieder neu erfinden. Als internationale Spielarten des Pfannkuchens kennt man hauchdünne Crêpes und Galettes aus Frankreich, pikant gefüllte und mit Käse überbackene Crespelles aus Italien oder süße Palatschinken aus Österreich und Ungarn. Aber ebenso die etwas handfesteren Pancakes aus Amerika, Poffertjes und Pannekoeken aus den  Niederlanden oder Blinis aus Russland erfreuen sich großer Beliebtheit.

Fast jede Region hat ihre Spezialitäten und hält neben originären Rezepten auch originelle Geschichten bereit. So ist die Mutter der weltbekannten Crêpes eine würzige Galette. Der aus der Bretagne stammende Buchweizen-Pfannkuchen soll einst aus Suppenresten, die man auf einem flachen, heißen Stein (bretonisch „jalet“) gebacken hat, entstanden sein.

Crêpe, Galette, Suzette

Der Teig für gute Crêpes muss vor dem Backen ruhen.

Viel strenger als im übrigen Frankreich, wo man sowohl herzhafte als auch süße Eierkuchen als Crêpes bezeichnet, unterscheidet der Nordwesten noch heute zwischen der süß belegten „Galette Crêpe“ (dem „gekräuselten Kuchen“) und der deftig kredenzten Galette. Der dünnflüssige, leicht salzige Teig wird auf einer beschichteten, gusseisernen Platte fast ohne Fett ausgebacken.

Echte Kenner servieren den Buchweizen-Pfannkuchen mit Kochschinken und Spiegelei. Eine besonders festliche Eierkuchen-Variante ist die „Crêpe Suzette“. Die in Orangensauce flambierte Süßspeise soll dem Zufall zu verdanken sein: Einer Legende nach ist Henri Charpentier aus dem „Café de Paris“ in Monte Carlo Erfinder des aromenreichen Desserts. Im Jahr 1895 stieß der damals erst 14-jährige Küchen-Lehrling beim Crêpes-Backen versehentlich eine Flasche Orangenlikör um. Dieser ergoss sich über den heißen Backstein und der Rohling fing Feuer. In Anbetracht der knappen Zeit und des hohen Besuches, der auf seine Nachspeise wartete, beschloss der findige Bäcker, den geflammten Eierkuchen nicht zu vernichten.

Der als „Crêpes Princesse“ angepriesene Nachtisch schmeckte dem Prince of Wales, Albert Eduard von Sachsen-Coburg-Gotha, ganz vorzüglich. Als Namensgeberin schlug der spätere König Edward VII. von Großbritannien allerdings die am Tisch anwesende Suzette vor. Auch hierzulande schätzen Feinschmecker die vielen Zubereitungsarten.

Schwaben sind sparsam und schneiden Pfannkuchen in Streifen

Schnelle Suppeneinlage

Im schwäbischen Raum genießt man vornehmlich „Fädle“, in feine Streifen geschnittene Eierkuchen, die als Einlage in der Brühe landen. In Ostdeutschland regiert hingegen der Plinsen, ein etwas dickerer, oftmals mit Hefe oder Quark angereicherter Pfannkuchen.

Im Bergischen Land backt man mit Vorliebe „Pillekoken“, einen Kartoffel-pfannkuchen mit Zwiebeln und Speckwürfeln. Eng verwandt mit dieser Spezialität sind der „Westfälische Pickert“, das französische Gemüse-Omelette, die spanische Tortilla sowie die italienische Frittata.

Grüne Eierkuchen: mit Kräutern

Füllen, rollen, fertig

Frei nach dem Motto „Füllen, rollen, fertig!“ sind besonders hauchdünne Eierkuchen eine aparte Idee für ein festliches Menü. Mit einer fantasievollen Farce bestückt, können die Pfannkuchen scheibenweise als Eier-Roulade an Salat gereicht werden. Für süße Genießer dienen Früchte, Eiscreme oder Quark als Füllung. Besonders raffiniert wird es, wenn man süße Eierkuchen aufrollt, in Stücke schneidet und diese nach Saté-Manier auf Holzspieße aufreiht. Wer viele Oster-Gäste gleichzeitig zu bewirten hat, kann die frisch gebackenen Eierfladen auf Backpapier betten und bis zum Anrichten im Backofen warmhalten. Ein Gedicht werden Pfannkuchen, wenn man sie bei mäßiger Hitze langsam ausbäckt und dem Teig zuvor eine Ruhezeit von bis zu einer Stunde gönnt. Nur so haben Klebereiweiß und Stärke im Mehl genügend Zeit aufzuquellen und können ein stabiles Teiggerüst ausbilden!

Dies ist ein Auszug des Beitrags „Eine tragende Rolle zu Ostern“, Erstabdruck am 11. April 2009 in der Wochenendbeilage WZ – RGA – ST.

Klassisches Grundrezept für Eierkuchen (8 Stück)

250 g Weizenmehl

400 ml Milch

4 mittelgroße Eier

1 Prise Salz

(oder süß, zusätzlich: 2 EL Zucker)

Eier und Milch in eine Schüssel geben und mit dem Schneebesen gleichmäßig verquirlen. Mehl und Salz sukzessive zugeben und zu einem glatten Teig verrühren. Teig mindestens 30 Minuten quellen lassen und portionsweise in einer leicht gefetteten Pfanne bei mittlerer Hitze goldgelb ausbacken.

Nach Belieben herzhaft mit Salat, Lachs, Frischkäsecreme oder Spargel servieren oder süß mit Fruchtkompott und Vanilleeis oder Sahne.

Wild auf Bärlauch

Wenn’s in Wald und Küche nach Knoblauch riecht

Im März beginnt die Bärlauchzeit. Von alters her steht das Kraut nach dem langen Winter für neue Kräfte. Spätestens zu „Gründonnerstag“ sind grüne Suppen mit Bärlauch ein traditionelles Frühlingsessen.  Aber nicht nur hierzulande kennt man das Wildgemüse, das sehr gut zu Sahnesaucen, Käse, Kartoffel- und Nudelgerichten oder Quark passt.

Im Salzburger Land genießt man einen Bärlauch-Aufstrich mit Topfen, in Frankreich kommen würzige Bärlauch-Tartelettes mit Ziegenfrischkäse auf den Teller und aus Italien stammen Bärlauch-Gnocchi und auch orientalisch angehauchte Dolmades können mit Bärlauch- statt mit Weinblättern bereitet werden. Das Saisongemüse verspricht Abwechslung in der Küche und inspiriert Küchenchefs, Gärtner und Genießer auf vielfältige Art und Weise.

Wanderungen, Menüs und Kochkurse rund um das Wildgemüse

Wildkräuter-Spitzenkoch Jean-Marie Dumaine aus Sinzig startet in jedem Jahr nach der Winterpause mit ausgiebigen Wildkräuterspaziergängen in die neue Küchensaison. Besonders der Bärlauch hat es ihm angetan und er widmet dem Kraut sogar einen eigenen Kochkurs. In seinem Buch „Meine Wildpflanzenküche – 100 Rezepte für Feinschmecker“ (AT-Verlag) empfiehlt der Küchen-Chef mit französischen Wurzeln Bärlauchrisotto mit Spargel und Pizza à la Vieux Sinzig mit Bärlauch, Wildschweinschinken und Eifel-Oliven (Schlehen). Ein Basic-Rezept aus seinem Band „Dumaines wilde Gemüseküche“ (AT-Verlag) ist Bärlauch in Öl. „Man hackt 50 g Bärlauch klein und gibt ihn zusammen mit 100 ml Sonnenblumenöl und ½ TL Meersalz in ein Glas und püriert das Ganze. Das Bärlauch-Öl passt gut zu Suppen oder Kartoffelpüree und lässt sich im Kühlschrank aufbewahren“, so Dumaine.

In diesem Jahr dürfen sich die Teilnehmer des Bärlauchkochkurses indessen auf Bärlauchsalat mit einer Galantine vom Lachs und Steinbutt, auf eine gebackene Wildschweineleber mit Bärlauch-Lauch und auf eine Perlhuhnbrust mit glasiertem Frühlingsgemüse und Bärlauch-Kartoffel-Aligot freuen. Und nicht nur Küchentipps, sondern auch jede Menge Sammeltricks gibt es auf der Wanderung im Brohltal dazu.

Neun-Kräuter-Suppe und andere wilde Delikatessen

Im Bergischen Land führt Gartenbau-Ingenieurin und Kräuterpädagogin Agnes Meyer bei der VHS Volkshochschule Rhein-Sieg in Nümbrecht-Ruppichteroth Wildkräuter-Fans durch die Natur und die Frühjahrsküche. Einen ganzen Kochkurs widmet die Dozentin, die sich seit 30 Jahren mit dem Thema Pflanzenvielfalt beschäftigt, der traditionellen Neun-Kräuter-Suppe. Bereits die Kelten und Germanen sollen die kraftspendende Speise nach dem langen Winter genossen haben. Dass drei mal drei Pflanzen in die Suppe kommen, hat seinen Grund: bei den Kelten galt diese Zahl als magisch und auch bei den Christen passt sie – erinnernd an die Dreifaltigkeit – zur Fastenzeit und wird gerne an Gründonnerstag aufgetischt. Darüber hinaus ist die Suppe natürlich ein pures Lebenselixier aus Mutter Natur, das zudem wunderbar schmeckt! Und auch andere VHS-Einrichtungen bieten bundesweit Wanderungen und Kochkurse zum „Knoblauch des Waldes“ und zu weiteren saisonalen Wildgemüsen wie Giersch, Spitzwegerich oder Beinwell an.

Eberbacher Bärlauchtage – betörender Duft lockt an den Neckar und in den Odenwald

Ganz und gar wild auf Bärlauch ist man in Eberbach im Naturpark Neckar-Odenwald. Dort ruft man wiederholt Mitte März die Bärlauchtage aus. Drei Wochen lang lädt die Stadt, die sich selbst sogar als „Bärlauchhauptstadt“ bezeichnet, zu geführten Bärlauch-Wanderungen am Neckar und im Odenwald ein. In vielen Restaurants und Gaststätten werden passend dazu mehrgängige Bärlauch-Menüs angeboten. Ein Highlight in jedem Jahr: die Herstellung eines Bärlauch-Trüffels im Café Viktoria.

Internationale Bärlauch-Rezepte zum Ausprobieren

Bärlauch-Aufstrich mit Topfen aus Österreich

Zutaten

250 g Topfen (fester Quark) oder Schichtkäse

5 EL Crème-fraiche

ein kleiner Bund Bärlauch

2 EL Senf

Salz und Pfeffer

Zubereitung

Den Bärlauch fein schneiden. Alle Zutaten in eine Schüssel geben und glattrühren. Zu deftigem Brot reichen.

Französische Bärlauch-Tartelettes mit Ziegenfrischkäse

Zutaten für 6 Tartelettes

Für den Teig

200 g Mehl

100 g weiche Butter

1 Msp. Salz

1 Msp. Zucker

Für die Füllung

150 g Ziegenfrischkäse

ein kleiner Bund Bärlauch

Salz und Pfeffer

Zubereitung

Aus den Zutaten einen Mürbeteig bereiten. Diesen eine halbe Stunde im Kühlschrank ruhen lassen. Im Anschluss ausrollen und sechs kleine Tarte-Förmchen damit auskleiden.

Den Ziegenfrischkäse glatt rühren und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Den Bärlauch fein hacken und unterheben. Die Käsemasse auf den Teig geben und alles im vorgeheizten Ofen bei 175 Grad Celsius Ober-Unterhitze für 15-20 Minuten backen.

Als Vorspeise zu einem Salat reichen.

Bärlauch-Gnocchi aus Italien

Zutaten für 4 Personen

600 g mehlig kochende Kartoffeln

8 EL Mehl

4 EL Hartweizengrieß

2 Eier

Salz

Ein kleiner Bund Bärlauch

Zubereitung

Die Kartoffeln als Pellkartoffeln bereiten, pellen und noch warm durch eine Kartoffelpresse drücken. Den Bärlauch fein schneiden und alle Zutaten zu den zerdrückten Kartoffeln geben. Alles miteinander verkneten, bis ein homogener Teig entsteht. Nach Bedarf noch etwas Mehl zugeben. Den Teig mindestens eine halbe Stunde ruhen lassen. Etwas Grieß auf die Arbeitsfläche geben und den Kartoffelteig zu fingerdicken Rollen formen. Von den Rollen circa 2 cm breite Stücke abschneiden und mit einer Gabel ein Muster eindrücken. Die Gnocchi zum Garen circa 3 Minuten in siedendem Salzwasser ziehen lassen.

Dolmades mit Bärlauchblättern aus der orientalischen Küche

Zutaten

20 blanchierte Bärlauchblätter

Zutaten für die Füllung

100 g gekochter Risotto-Reis

1 feingehackte Zwiebel

2 EL frische oder getrocknete Minze

60 g geröstete und gehackte Pinienkerne

1 EL Olivenöl

1 EL Tomatenmark

Zutaten für den Sud

1 EL Zitronensaft

500 g Wasser

4 EL Olivenöl

Salz

Zubereitung

Die Zwiebel fein würfeln und in etwas Olivenöl anschwitzen. Den Reis und die übrigen Zutaten untermischen und würzig abschmecken. Die Bärlauchblätter auf einer Arbeitsfläche einzeln ausbreiten und löffelweise mit dem Reis füllen. Die Blätter seitlich einschlagen und aufrollen.

Aus Wasser, Zitronensaft, Olivenöl und Salz einen Sud bereiten.

Die gefüllten Bärlauchblätter in einen Bräter oder Topf geben und mit dem Sud übergießen. Im vorgeheizten Backofen bei 220 Grad Celsius Ober-Unterhitze circa 20-30 Minuten zuende garen.

Mit einem Quark- oder Joghurt-Dip reichen.

Mehr über Bärlauch, Frühjahrskräuter und Zwiebelgewächse

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