Auf Zeitreise im Windecker Ländchen

25. Burg- und Handwerkermarkt: Zu Besuch im Museumsdorf und Heimatmuseum Altwindeck

Am 03. Oktober findet bereits zum 25. Mal der traditionelle Burg- und Handwerkermarkt im Museumsdorf Altwindeck statt. Malerisch gelegen unter der Burgruine sind die Fachwerkhäuser, Scheunen und Mühlen des Heimatmuseums, in denen das Leben und Arbeiten der Menschen vor über 100 Jahren im Windecker Ländchen lebendig wird. Ein Förderverein kümmert sich liebevoll um den Erhalt der Gebäude und veranstaltet verschiedene Themen- und Aktionstage im Jahr.

Handwerk und Vielfalt

So kurz nach dem Erntedankfest dreht sich im Museum – neben dem zentralen Thema „altes Handwerk“ am Tag der Deutschen Einheit alles rund um den Apfel und den Erhalt der biologischen Vielfalt. Der Förderverein „Freunde und Förderer des Emil Hundhausen Heimatmuseums in Altwindeck e.V.“ demonstriert, wie im alten Backes Brot und bergische Plattenkuchen gebacken werden, wie eine Göpelmühle funktioniert oder wie man früher Schuhe, Faden und Tuch herstellte. An einer Obstpresse wird Saft aus alten Streuobstsorten gemacht. Jeder darf probieren, wie’s schmeckt und sich im Rahmen einer Obstsortenschau informieren, welche heimischen Sorten im Bergischen Land gedeihen. Um die 70 regionale Aussteller wie Korbflechter, Bürsten- und Seifenmacher, Honigerzeuger oder Konfitürenhersteller bieten ihre Waren feil und geben gerne Auskunft über ihre Arbeit. Kurzum: Für jeden ist etwas dabei, wie diese Fotogalerie (Fotos vom Burg- und Handwerkermarkt 2016) zeigt. Wer mehr über die drei Mühlen, eine Göpel- und eine Wassermühle sowie ein historisches Sägewerk mit Transmissionen erfahren möchte, kommt am Pfingstmontag zum Deutschen Mühlentag gerne wieder, wenn die Mühlen des Museums im Fokus stehen.

Die Geschichte des Museums – vom Kuhstall bis zur Sauna

1964 wurde das Museum vom Heimatforscher Emil Hundhausen in einem früheren Kuhstall am Fuße der Burg Windeck eingerichtet. Über Jahrzehnte hatte der gelernte Dentist, dessen Praxis mit Werkzeugen von anno dazumal ebenfalls im Museum ausgestellt ist, geschichtlich bedeutsame Gegenstände der Region zusammengetragen. Viele Exponate sind Natural-Zahlungen aus Privathaushalten von Landwirten, für die Emil Hundhausen Zahnersatz hergestellt hatte. Im Laufe der Jahre fand eine stetige Erweiterung des Museums statt, zunächst durch das Wohnhaus von Bruno Althoff, der auch den Kuhstall als Provisorium zur Verfügung gestellt hatte. Fortan konnten Räumlichkeiten wie eine Bauernstube mit Mobiliar eingerichtet werden, die das Leben der Landbevölkerung dokumentieren und lebendig werden lassen. Auch ein Steinofen von der Burg Neuwindeck aus dem 12. Jahrhundert fand Einzug in das Museum. Älteste Exponate sind Faustkeile und Klingen aus der Altsteinzeit. Ob Wäsche waschen, Apfelkraut herstellen oder Fruchtsaft pressen – vieles dreht sich in der Dauerausstellung des Museums um den Alltag und die Vorratshaltung unserer Vorfahren. Eine Brennstube (Destille) zeigt unter anderem wie man Korn und Wacholder herstellte.

Themen und Gewerke im Museum

Neben den Themen Erzbergbau, Köhlerei, Eisenguss, Jagd, Fischerei und Landwirtschaft ist auch das Schulwesen in Form eine eingerichteten Klasse ein zentrales Thema des Museums. Gewerke wie Schmied/Schlosser, Töpfer, Weber, Färber/Blaudrucker, Müller, Zimmermann, Fellenhauer/Stellmacher, Drechsler, Küfer, Ziegler, Metzger, Pflasterer, Sattler, Schuster, Schneider, Uhrmacher, Korbflechter, Besenbinder, Schreiner/Tischler, Bäcker, Fotograf, Zigarrenmacher und einige mehr werden in einzelnen Abteilungen mit Exponaten vorgestellt. Ein original eingerichteter Tante-Emma-Laden gibt Einblick in das Kolonialwarenwesen und die Kauf-Gewohnheiten der Menschen. So war im Rheinland Obst- und Rübenkraut ein beliebter Brotaufstrich. Im Kaufladen dokumentieren alte Bücher, dass es besonders zum Wochenende einen hohen Umsatz an Korinthenbrot und Kraut gab. Die süßen Stullen waren ein willkommener und preiswerter Kuchenersatz für die großen Familien.

Weitere Infos

Das Museumsdorf Altwindeck (Im Thal Windeck 17 in 51570 Windeck-Altwindeck) hat vom 1. April bis 30. November wie folgt geöffnet und ist auch für Badstube/Sauna-und Bäderhausfreunde allgemein einen Besuch wert.

Samstags:

14.00 bis 18.00 Uhr

Sonn-und Feiertags:

14.00 bis 18.00 Uhr

Sonderöffnungen für Natursteig-Sieg-Wanderer, Gruppenbesichtigungen für Schulklassen, Führungen und Schulstunden für Betriebsausflüge, Familienfeiernund spezielle Geburtstage und sind gegen eine kleine Gebühr möglich.

Ansprechpartner:

Ehrenamtlicher Geschäftsführer Förderverein Heimatmuseum

Windeck e.V.

Jens Klein

info@heimatmuseum-windeck.de

Im Internet unter:

www.heimatmuseum-windeck.de

oder

www.facebook.com/Museumsdorf-Altwindeck

Rezept für bergisches Korinthenbrot

1000 g Weizen- oder Dinkelmehl

40 g Hefe

200 g Zucker

2 Eier

1 Prise Salz

300 ml Mich

150 g sehr weiche oder flüssige Butter

250 g Korinthen

Zubereitung

Die Hefe in einer Tasse zerbröseln und mit etwas Zucker, Mehl und lauwarmer Milch zu einem Vorteig anrühren. Diesen gehen lassen, bis er Blasen wirft. Den Vorteig zusammen mit den restlichen Zutaten verkneten und abermals gehen lassen, bis sich das Volumen nahezu verdoppelt hat. Den Teig kurz mit etwas Mehl aufarbeiten, zu einem Laib rollen und diesen in eine gefettete Kastenform geben. Bei gut 200 Grad Celsius Ober-Unterhitze eine knappe Stunde backen. Gut auskühlen lassen und mit Butter und süßen Aufstrichen servieren.

Tipp

Da das Rezept für eine große Kastenform, so wie es sie früher gab, angelegt ist, kann man auch nur die Hälfte des Teigs zubereiten oder diesen auf 2 Kastenformen verteilen.

Rezept für bergischen Plattenkuchen

Zutaten für den Teig (1 Blech)

500 g Mehl

25 g frische Hefe

250 ml Milch

100 g Zucker

125 g Butter

1 Prise Salz

Für den Belag

1,5 kg Äpfel, geschält, geviertelt und entkernt

Zucker und Zimt

oder Streusel aus 125 g geschmolzener Butter, 70 g Zucker, ½ TL Zimt, etwas Zitronenabrieb, 175 g Mehl

Zubereitung

Aus den Zutaten einen Hefeteig bereiten, s.o. beim Rezept für Korinthenbrot. Den Teig mit etwas Mehl auf einer Arbeitsplatte kurz aufarbeiten und ausrollen. Die Teigplatte (daher auch der Name Plattenkuchen) auf das gefettete Backblech geben. Die Apfelviertel auf 2-3 mm dicke Scheiben schneiden und schuppenartig auf den Teig legen. Mit Zucker und Zimt bestreuen. Oder die Streusel auf den Teig geben. Den Kuchen bei 180 Grad Celsius Ober-/Unterhitze rund 50 Minuten lang goldbraun backen.

Veröffentlicht von

redis

Ich schreibe und fotografiere zu genussvollen Themen. Von der Foto-Reportage über Rezept-Strecken bis hin zum Kochbuch. Als Food-Journalistin setze ich Kulinarisches in Szene - in Wort und Bild.