Kalter Hund – Kuchenklassiker aus Kindertagen

Auch zu Karneval ein Hingucker fürs Buffet

Kalter Hund?! Viele kennen und lieben den Schichtkuchen aus knusprigen Butterkeksen und Kakaocreme aus Kindertagen, haben ihn aber lange nicht mehr gegessen. Das hat mehrere Gründe: Moden ändern sich, aber auch Nährwert und Nachhaltigkeit sind heute Aspekte, die das Rezept für den Kuchenklassiker in der Schublade lassen. Ab und zu darf man jedoch den Kalten Hund wiederaufleben lassen, damit er nicht in Vergessenheit gerät. Zum Beispiel an Geburtstagen oder zu Karneval.

Schichtgebäck ohne Backen

Als Kind der 1970er kann ich mich gut an den Kalten Hund meiner Oma erinnern, die als Bäuerin wenig Zeit hatte und das „Schichtgebäck ohne Backen“ – in längliche Streifen geschnitten – auch zu Weihnachten mit auf den Plätzchenteller legte. Ich schaute ihr gerne dabei zu, wenn sie den Kalten Hund zubereitete. Denn es war für mich sehr imposant zu beobachten, wie aus Keksen und Schokoladenmasse ein Zebra-Kuchen heranwächst. Schicht für Schicht half ich beim Einfüllen der Masse und zum Schluss war natürlich das Highlight, die Schokoladencreme aus der Schüssel zu lecken. Und die Schüssel war groß. Denn Oma schichtete Kekse und Creme in eine riesige schwarze Stuten-Kastenform, in der zu Urgroßmutters Zeiten noch regelmäßig Brot für die ganze Familie im hofeigenen Backes gebacken wurde.

Kekstorte mit Geschichte

Es muss einigen Quellen nach in den 1920er Jahren gewesen sein, als eine bekannte Butterkeksfirma auf die Idee kam, ein Rezept für einen Kekskuchen herauszugeben. Und so wurde der Kalte Hund, der viele Namen hat, zum Beispiel auch Kalte Schnauze, Zebratorte, Lukullus, Wandsbeker Speck oder Kellerkuchen, geboren. In den 1950er Jahren lebte der Kalte Hund nach den Entbehrungen des Zweiten Weltkriegs wieder auf. Zucker- und fettreiche Speisen, die heute ins Kreuzfeuer der Kritik geraten sind, zählten zum Wirtschaftswunder und repräsentierten Wohlstand. Zudem war der Schichtkuchen mit einfachen Zutaten zu Hause leicht herzustellen.

Zucker- und fettreiche Leckerei

Kokosfett, Kakao, Zucker, Ei und Butterkekse sind die Grundzutaten der Zebratorte. Das Kokosfett wird leicht erwärmt, sodass es flüssig wird. Dann rührt man das Kakaopulver darunter. Man schlägt Zucker rund Ei zu einer schaumigen Masse und zieht die abgekühlte Kakaomasse darunter. Vanille, Rum, Bittermandel oder Kaffee dienen zum Abschmecken. Man legt eine Kastenkuchenform mit Backpapier oder Folie aus und beginnt beim Einfüllen mit der Schokoladenmasse.

Transportwagen im Bergbau inspirierte zu Namen

Früher stellte man die geschichtete Kreation zum Festwerden in den Keller, daher stammt auch der Name „Kellerkuchen“ für den Kalten Hund, der eigentlich „Kalter Hunt“ mit t heißen müsste. Denn Inspiration für den Namen waren wohl die kastenförmigen Transportwagen, die man unter Tage einsetzte. Und wenn der Kalte Hund in seiner Kastenform im Kühlschrank schlummert, dann sieht er wirklich so aus wie ein kleiner Transportwagen mit Braunkohle drin.

International bekannt

Auch in anderer Herren Länder kennt man Kekskuchen wie diesen. In England heißt der Kalte Hund „chocolate biskuit cake“ und wird aus zerbröselten Tea Biscuits hergestellt. In Griechenland heißt er Mosaiko (Mosaik-Kuchen) und in Italien schätzt man den Kuchen als Türkische Salami oder „Salame di cioccolato“. Die Keks-Brösel kommen hier direkt in die Schoko-Masse und diese wird – ähnlich wie eine Biskuitrolle – zwischen Backpapier rundgewirkt. Die in unterschiedlichen Größen gebrochenen Kekse wirken dabei im Anschnitt wie das (Fett-)Muster einer Salami. Auch in nordischen Ländern wie Schweden oder Dänemark genießt man die Kekstorte als Delfia-Kuchen oder „Kiksekage“.

Retro-Welle am Herd

Im Rahmen eines Retro-Kochkurses hatte ich 2006 den Kalten Hund neben Käse-Igel und Toast Hawaii mal wiederaufleben lassen, allerdings modernisierte ich das Rezept. Um auf Kokosfett und rohes Ei zu verzichten, bereitete ich den Kuchen mit in Sahne geschmolzener Schokolade zu, was natürlich kalorienmäßig und auch geschmacklich zu keiner Verbesserung führte. Für den „Arbeitskreis Burger Brezel“ im Slow Food Convivium Bergisches Land entwickelte ich 2011 einen „Bröseligen Brezel-Hund“ aus zerbrochenen Zwieback-Brezeln Auch das schmeckt lecker und schneidet kalorienmäßig etwas besser ab als das Original mit Butterkeksen.

Original-Rezept von anno tobac

Nun zu meinem 44. Geburtstag war es an der Zeit, das Rezept von Oma noch einmal auszuprobieren. Das Geheimnis ihres Hunds ist ein wirklich guter Schuss Rum und eine Idee Kaffee, was der Masse einen leichten Mocca-Geschmack gibt. Hier ist es … umgerechnet auf eine kleine Kastenform.

Kalter Hund

Zutaten für 1 kleine Kastenform (circa 20 x 12 cm)

1 (200 g) Packung Butterkekse

250 g ungehärtetes Kokosfett oder -öl (beide Bezeichnungen sind gängig)

3 gehäufte EL schwach entölter Kakao

1 sehr frisches Ei Größe L

125 g Puderzucker oder sehr feiner Zucker

4 EL Rum

1 TL lösliches Kaffeepulver (in 1 EL heißem Wasser aufgelöst)

Zubereitung

Die Kekse aus der Packung nehmen und ein Drittel der Kekse halbieren. Das Kokosfett bei schwacher Hitze verflüssigen und etwas abkühlen lassen. Das Kakaopulver darunter rühren. Ei und Puderzucker mit dem Handmixer schaumig aufschlagen und die abgekühlte Schokoladenmasse unterrühren. Mit Rum und Kaffee abschmecken. Die Masse kurz anziehen lassen und dann einige Esslöffel in die mit Backpapier oder Folie ausgekleidete Kastenform geben. Eine Schicht Kekse darüber anordnen. Schokoladenmasse und Kekse nun abwechselnd einschichten, bis alles verbraucht ist. Den Kuchen für einige Stunden oder über Nacht in den Kühlschrank oder in einen kalten Keller stellen und fest werden lassen. Den Kuchen stets gut gekühlt mit einem sehr scharfen Messer mit glatter Klinge anschneiden.

Tipp

Wer auf Optik wert legt und den perfekten Hund haben möchte, der ganz glänzend und gleichmäßig auf der Oberfläche ist, der kann den Kuchen am nächsten Tag noch ringsum mit Schokoladenkuvertüre überziehen und mit bunten Streuseln, Schokolinsen oder Mandelstiften (für einen Kalten Igel) dekorieren. Zum Kuvertieren sollte der Hund allerdings Zimmertemperatur haben, denn sonst wird der Schokoladenüberzug fleckig. Nachdem die Kuvertüre getrocknet ist, sollte der Kuchen wieder ins Kühle.

Kalter Hund-Manufakturen

Kalter Hund kann auch eine kreative Geschäftsidee sein. Ich hatte vor elf Jahren für die Westdeutsche Zeitung über eine neu gegründete Manufaktur aus Berlin-Friedrichshain berichtet, die mannigfache Geschmacksrichtungen – darunter auch weiße Hunde  –  im Angebot hat. Sie stellt den Kalten Hund nur aus hochwertigen Zutaten, unter anderem mit ungehärtetem Kokosöl, Bio-Milch, Freiland-Eiern und Rohrzucker her. Zwischenzeitlich kooperiert die Manufaktur Rose mit der „Alten Backstube Berlin“ aus Zehlendorf, die das Versandgeschäft übernommen hat.

www.kalter-hund-manufaktur.de

www.alte-backstube-berlin.de

Veröffentlicht von

redis

Ich schreibe und fotografiere zu genussvollen Themen. Von der Foto-Reportage über Rezept-Strecken bis hin zum Kochbuch. Als Food-Journalistin setze ich Kulinarisches in Szene - in Wort und Bild.