Küchenklassiker aus dem Rheingau

Winzersupp, Dibbehas und Spundekäs – ein Blick ins Buch

Zwischen Taunus und Rhein erstreckt sich rechtsrheinisch von Walluf bis Lorchhausen eine malerische Kulturlandschaft, die traditionell vom Weinbau geprägt ist. Der oder das Rheingau (von Mittelhochdeutsch „Gau“ = Landschaft am Wasser) mit seinen sanften Hügeln und Weinbergen lädt in vielfacher Hinsicht zum Wandern und Genießen ein. Riesling- und Spätburgunder-Hänge, aber auch Kirsch-, Mandel- und Apfelbäume sowie Fachwerkstädtchen säumen den Weg.

Schon früh wurde der Weinbau in den Rheingauer Klöstern zur Perfektion geführt und erlangte durch die Belieferung von großen Adelshäusern auch über die Grenzen hinweg hohe Bekanntheit und Wertschätzung. Neben tollen Wanderwegen wie dem „Rheinsteig“ locken das ganze Jahr über zahlreiche Genuss-Veranstaltungen – allen voran das Rheingau Gourmet & Wein Festival mit rund 40 Spitzenköchen und die „Rheingauer Schlemmerwochen“ – zu denen über 100 Weingüter ihre Pforten öffnen, viele Touristen in die Region. 

Zu Füßen des Rheingaugebirges gelegen, faszinierte die besondere Rhein-Landschaft mit ihren mythischen Burgen und Schlössern bereits Meister Goethe und die deutschen Romantiker rund um Brentano und die Brüder Grimm. Und trotz der Nähe zum Rhein-Main-Ballungsraum hat der Landstrich dank seiner Weinbautradition mit alt eingesessenen Familienbetrieben seinen ursprünglichen Charakter erhalten können, ohne dabei eingestaubt zu wirken. Und gerade das macht den Reiz der Region, ihrer Küche und der Menschen dort aus!

Typisch: Kleine aber feine Speisen zum Wein

In der Region des Rheingaus wurde bereits zur Zeit Karls des Großen im 9. Jahrhundert Weinbau betrieben. Das mild-mediterran anmutende Klima und die unterschiedlichen, für Rebstöcke günstigen Böden beflügelten schon früh die Klöster dazu, dort in größerem Stil Weinbau und Kellerwirtschaft zu betreiben.

Weck, Worscht un Woi

Auch der kleine Mann tat es ihnen gleich und hatte oftmals neben einer Landwirtschaft auch einen Weinberg, in dem er schaffen ging. Da der Absatz ihres Weins für die Nebenerwerbswinzer schwierig war, eröffneten sie sogenannte Straußwirtschaften, die auch Hegge- oder Zabbwertschafte genannt wurden. Dort durfte man in der Saison Wein „zabbe“ und neben den eigenen Keller-Erzeugnissen auch wenige kleine, kalte Speisen servieren.

Wo’s Sträußche hängt, werd ausgeschenkt

Erkennen konnte man die Ausschankbetriebe an einem Kranz oder Strauß aus gebundenen Reben oder Buchsbaum, der im Eingangsbereich aufgehangen war.

Aus dieser Tradition heraus sind eine Reihe an köstlichen Brotzeit-Ideen entstanden, die heute in den Gutsausschänken durch Flammkuchen, Salate, Suppen und vieles mehr ergänzt werden.

Jetzt im Herbst passt natürlich neben deftigem Zwiebelkuchen auch ein hauchdünner Flammkuchen bestens zum Federweißer. Aber auch köstliche Brotaufstriche wie Spundekäs (links oben im Bild, eine Frischkäsespezialität mit Zwiebeln und reichlich Paprikapulver), oder Kochkäs (rechts im Bild, ein Dip aus Handkäse, Butter, Ei und Sahne) serviert man gerne mit selbstgemachten Roggenstangen zu einem Glas Wein. Letztere sehen aus wie knorrige Wurzelstöcke oder Äste im Weinberg („Wingert“) und heißen entsprechend „Wingertsknorze“.

Flammkuchen

Zutaten für 1 Kuchen

Für den Boden

250 g Mehl

2 EL Öl

125 ml Wasser

1 Prise Salz

Für den Belag

2 Zwiebeln

100 g gewürfelter durchwachsener Schinkenspeck

1 Becher Schmand

Salz, Pfeffer

Zubereitung

Aus den Zutaten für den Boden einen Knetteig bereiten und diesen sehr dünn ausrollen. Den Schmand mit Salz und Pfeffer würzen und auf dem Teig verstreichen. Die Zwiebeln schälen und würfeln oder auf feine Streifen schneiden. In einer Pfanne mit dem Speck leicht andünsten. Zwiebeln und Speck auf dem Teig verteilen und den Flammkuchen im vorgeheizten Ofen bei 180 Grad Celsius Ober-Unterhitze circa 20 Minuten backen.

Tipp

Wer den Teig für den Boden lieber mit Hefe zubereiten möchte, kann auf 200 g Mehl 10 g Hefe rechnen, außerdem 125 ml Wasser und 1,5 EL Öl. Die Gehzeiten des Hefeteigs mit Vorteig beachten!

Dies ist ein Auszug aus meinem Band „Küchenklassiker aus dem Rheingau – Winzersupp, Dibbehas, Spundekäs“, Wartberg Verlag 2020. Der Band ist ab dem 15. Oktober 2020 erhältlich im Buchhandel oder direkt beim Verlag.

Kulinarik im Rhein-Sieg-Kreis

Jahrbuch des Rhein-Sieg-Kreises 2021 widmet sich Ernährungsaspekten

„Mit dem aktuellen Schwerpunktthema ‚Kulinarik‘ trifft das Jahrbuch (…) einen ganz speziellen Nerv. Natürlich geht es um den Genuss und das Genießen, aber das Buch hält zudem interessante Informationen zu aktuellen und historischen Ernährungsaspekten bereit. Darüber hinaus verrät es Wissenswertes über den Zusammenhang von Genuss und Nachhaltigkeit. Auch Gemeinsamkeiten und Gegensätze traditioneller und moderner Lebensmittelversorgung werden thematisiert, besonders mit Blick auf die vielen regionalen Schätze, die für den in weiten Teilen ländlich geprägten Rhein-Sieg-Kreis so charakteristisch sind (…)“, so der Herausgeber in seiner Ankündigung.

Einkaufen und Vorratshaltung im Wandel der Zeit

Ich beschäftige mich in meinem Beitrag „Einkaufen und Vorratshaltung im Wandel der Zeit – Früher einkochen, heute Taschenschleppen?!“ mit der Frage: „Wo bekamen unsere Vorfahren ihre Lebensmittel her?“ Für die Rückschau auf 150 Jahre Konsumieren und Hauswirtschaften im Rhein-Sieg-Kreis habe ich vier Frauen interviewt.

Birgit Gelhausen aus Windeck erinnert sich an ihre Kindheit im Tante-Emma-Laden, meine Mutter Magreth Schneider aus Wachtberg berichtet von ihrer Kindheit auf dem Bauernhof mit Obstanbau, Bettina Roth eröffnete mit „Fräulein Jule“ 2018 in Wahlscheid den ersten Unverpackt-Laden im Rhein-Sieg-Kreis und Lisa Anschütz führt mit ihrem Mann Kalle Groß im Windecker Ländchen einen Archehof. Wie war es früher, wie ist es heute um die Nahversorgung in den Gemeinden bestellt?

Wie veränderte der Lockdown unser Konsumverhalten und wie schaut die Zukunft aus? Reinlesen. Im Buch finden sich noch mehr spannende Beiträge rund um die Kulinarik im Rhein-Sieg-Kreis.

Fotos aus dem Museumdorf und Heimatmuseum Altwindeck

In meinem Beitrag sind unter anderem Fotos aus dem Museumsdorf und Heimatmuseum Altwindeck zu sehen, welches 1964 vom Heimatforscher Emil Hundhausen in einem früheren Kuhstall am Fuße der Burg Windeck eingerichtet wurde und das Leben und Arbeiten der Menschen vor über 100 Jahren im Windecker Ländchen thematisiert. Ein original eingerichteter Tante-Emma-Laden gibt Einblick in das Kolonialwarenwesen und die Kaufgewohnheiten der Menschen. Andreas Lutz, Erster Vorsitzender des Fördervereins, berichtet über die Dauerausstellung, in der unter anderem das Thema Vorratshaltung mit der Herstellung von Obstkraut und Fruchtsaft gezeigt wird.

Jahrbuch im Handel

Eine besondere Überraschung als Autorin und Fotografin war für mich, dass es mein Motiv „Einmachglas mit Quitten“ sogar auf das Cover geschafft hat. Das Jahrbuch des Rhein-Sieg-Kreises 2021 (ISBN: 978-3-936256-88-8, Preis: 13,50 Euro) ist ab Oktober 2020 im Buchhandel und beim Verlag www.blattweltshop.de erhältlich. Einen Blick ins Buch gibt es hier.

Buchvorstellungen in der Presse

https://www.rhein-sieg-kreis.de/presseinformationen/2020/Oktober/kulinarik-im-rhein-sieg-kreis.php

https://ga.de/region/sieg-und-rhein/mehr-von-sieg-und-rhein/eine-kulinarische-reise-durch-den-rhein-sieg-kreis_aid-53794639?fbclid=IwAR2umnAodd7XjP63krIekK_oZJ6h2gHlfxemdvAtpIM2iu2A_L477-DFDqQ

https://ga.de/region/sieg-und-rhein/vorratshaltung-im-wandel-der-zeit_aid-55446957?fbclid=IwAR0bqke-9xmGZxrAQU0IAohhBSv4RA2vhF42A_qSLtCxwlhVzYlXygJS3dA