Tee: Aufbrühen und abschalten

Belebend und gesundheitsfördernd, aber auch entspannend und gemütlich – so empfinden Genießer ihre Tasse Tee. Vielleicht bietet die Fastenzeit Raum – es den buddhistischen Mönchen gleichzutun und bei einem guten Tee über die wirklich wichtigen Dinge im Leben nachzudenken.

Tee – das älteste und beliebteste Aufgussgetränk der Welt
Seit rund 5000 Jahren gibt es den schwarzen und den grünen Tee, den man aus den Blättern der Teepflanzen „Camelia assamica“ (Assam Tee) und „Camelia sinensis“ (Chinesischer Tee) gewinnt. Die Sortenvielfalt scheint schier grenzenlos und ist nicht nur von den Kreuzungen aus den Teepflanzen abhängig, sondern auch von den unterschiedlichen Anbau- und Klimaregionen sowie der Verarbeitung der Blätter. So beeinflussen Lagen, Jahrgang, Erntezeitpunkt, Blattgrade und Sorgfalt bei der Pflückung die unterschiedlichen Qualitäten.

Von Dust bis Soujoung: Kleine Warenkunde rund um den Tee
Bei der ersten Ernte nach dem Frühjahrsmonsun-Regen in Nord-Indien sind die Blätter der Teepflanze noch klein und zart. Während die gewonnene Qualität mit dem Namen „first flush“ (erster Trieb) für ein besonders feines Tee-Aroma steht, zählt der „second flush“ mit einem kräftigeren Aroma bei der Ernte zwischen Ende Mai und Juli zu den höchstbezahlten Tees.  Weltbekannt sind die Teedistrikte „Assam“ in Nordindien – welcher besonders schwere, würzige Tees hervorbringt – und „Darjeeling“ an den Südhängen des Himalaja. In der Höhenlage von 1000-2400 Metern reifen besonders blumige Aromen. Mit „Souchong“ meint der Tee-Kenner den gröbsten Blattgrad mit offenem, breitem Blatt – welcher im Aufguss dünn ist. Unter „Dust“ versteht man zu kleinen Partikelchen zerriebene Blätter mit hohem Gerbsäuregehalt.

Schwarzer, grüner und weißer Tee
Beim grünen Tee, der im Gegensatz zu schwarzem Tee unfermentiert ist, werden die Blätter nach der Ernte erhitzt. Die Blätter bleiben grün und ein weicher, rauchiger Geschmack ist das Ergebnis. Der „Oolong-Tee“ ist  ein halbfermentierter Tee mit vollmundigem Aroma, der geschmacklich zwischen dem schwarzen und dem grünen Tee liegt.  Mit „Weißem Tee“ meint man die kleinen, ungeöffneten Blattknospen und jungen Blätter,  welche ein samtig-weiches Aroma haben und als edelste Teesorte aus China gelten. Noch recht neu im hiesigen Tee-Sortiment ist der Matcha-Tee, ein zu feinstem Pulver vermahlener Grüntee mit überwiegend lieblich-süßem, zuweilen – bei späteren Pflückungen – auch leicht herbem Aroma. Die Teeblätter werden vor der Ernte beschattet, sodass die Farbe der Blätter intensiv grün bleiben. Bei der japanischen Tee-Zeremonie gibt der Tee-Meister etwa ein bis zwei Gramm des Pulvers in eine Matcha-Schale, überbrüht es mit 60 bis 100 ml heißem Wasser und schlägt es mit einem Bambusbesen schaumig auf. Auch als Zutat von Speisen ist das Matcha-Teepulver in der japanischen Küche zu Hause. Wellness-Anhänger rühren es wegen seiner gesundheitsfördernden Inhaltsstoffe und tiefgrünen Farbe auch gerne in Fruchtsaft- oder Milchmix-Getränke.

Kräuter- und Früchte-Tees
Neben dem schwarzen und dem grünen Tee werden auch Aufgüsse von getrockneten Kräutern, Wurzel- und Fruchtbestandteilen als Tee bezeichnet. So stammt der Rooibos-Tee vom den Nadeln eines ginsterähnlichen Gewächses mit Ursprung in Afrika. Mate-Tee gewinnt man aus den getrockneten Zweigen des Matestrauchs, der mit der bei uns wachsenden Stechpalme verwandt ist und in den subtropischen Hochlandwäldern im Süden Brasiliens wächst.

Gesundheitsfördernde Wirkung
Vor allem schwarzer und grüner Tee sind in den letzten Jahren in den wissenschaftlichen Fokus gerückt. Denn sie haben eine Jahrtausende alte Geschichte und sind als aromatisches Heilgetränk für Körper, Geist und Seele in fern-östlichen Kulturen hoch geschätzt. Tatsächlich sind Schwarz- und Grüntees  reich an sekundären Pflanzenstoffen, den sogenannten Polyphenolen. Diese haben eine antioxidative Wirkung und helfen bei der Bekämpfung freier Radikaler. Den zellschädigenden Sauerstoffverbindungen kommt eine Schlüsselrolle bei der Entstehung vieler Erkrankungen zu, die das Immunsystem und die Hautalterung betreffen. Buddhistische Mönche waren die ersten, die die vielseitige Wirkung des Tees erkannten, die Pflanze in ihren Klostergärten anbauten und die Teekultur in China und nachfolgend auch in Indien und in Japan verbreiteten. Besonders schätzten sie die vitalisierende Wirkung des Getränks, welches es ihnen ermöglichte – wach zu bleiben und über Stunden zu meditieren. Anfang des 17. Jahrhunderts brachten Portugiesen und Niederländer den Tee mit nach Europa. In einigen Ländern entwickelte sich rund um das Heißgetränk eine ausgesprochen lebhafte Tischkultur.

Klärer des Geistes
Bis heute tun es echte Teetrinker den buddhistischen Mönchen gleich. Sie nehmen sich Zeit, um eine gute Tasse Tee zu bereiten. Sie schaffen mit dem Ritual der aufmerksamen Zubereitung und des bewussten Genusses für sich immer wieder kleine Ruheinseln im sonst hektischen Alltag.  Neben der traditionellen Tee-Zeremonie in Japan, die wegen ihrer Komplexität in speziellen Teeschulen von Meistern gelehrt wird, haben auch andere Kulturen ihre Bräuche rund ums Tee-Trinken entwickelt. Die Inder schätzen Tee, den man mit Gewürzen und Milch aufkocht. In Russland und in der Türkei steht der Samowar oder Semaver, eine besondere Kanne zur Teebereitung, im Zentrum des gemütlichen Tee-Genusses. In England zelebriert man den „Five-o‘Clock-Tea“ mit süßen und herzhaften Häppchen.

Tun wir es den buddhistischen Mönchen gleich und begeben uns mal wieder öfter auf den „Chado“, den Weg des Tees. Um es mit einem Teezitat aus Asien auf den Punkt zu bringen: Man trinkt Tee, um den Lärm der Welt zu vergessen.

Weitere Infos
www.teeverband.de

Zubereitung eines Tees
Ein gut zubereiteter Tee wirkt belebend und verwöhnt die Sinne. Neben der Teequalität sind auch die Teemenge, die Wasserqualität und die Ziehzeit Ausschlag gebend. Pro 250 ml Wasser rechnet man rund einen Teelöffel Tee. Bei zerkleinerten Blättern (Broken-Qualität) nimmt man einen gestrichenen Teelöffel, bei unzerkleinerten Blättern, sogenanntem Blatt-Tee, einen gehäuften Teelöffel. Fannings- (Teeblätter kleiner als Broken) und Dust-Qualitäten (Teeblätter fein zerrieben und gesiebt) werden im Übrigen wegen des kräftigen Aufgusses überwiegend für Teebeutel verwendet.

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Matcha-Latte
Grundrezept für ein Glas

Zutaten
80 ml Wasser
2 g Matcha-Teepulver
200 ml Kuh-, Mandel- oder Sojamilch
nach Belieben Zucker oder andere Süßungsmittel

Zubereitung
Das Tee-Wasser kochen und auf 80 Grad abkühlen lassen. Das Tee-Pulver in eine vorgewärmte Matcha-Schale geben und mithilfe eines Bambusbesens schaumig schlagen. Wer das traditionelle Tee-Zubehör nicht besitzt, kann den Tee auch in einem Milchaufschäumer oder mit dem Schneebesen aufschlagen. Die Milch erwärmen, ebenfalls aufschäumen und in ein Glas mit 300 ml Fassungsvermögen geben. Den Tee langsam durch den Milch-Schaum ins Glas laufen lassen.
Nach Belieben kann die Milch vor dem Aufschäumen oder später im Glas vor dem Verzehr gesüßt werden.